Er gehört zum Weihnachtsmarkt wie die brutzelnde Pilzpfanne und das aus alten Boxen scheppernde “Last Christmas”: der Glühwein. Einige machen einen großen Bogen darum, andere können gar nicht genug davon bekommen. Dabei dürfte es den Meisten eher um das Ritual und weniger um den Geschmack gehen. Denn nach Weingesetz ist das, was man da bestenfalls heiß, meist jedoch eher lauwarm in der Tasse hat, kein Wein. Denn trotz aller Beteuerungen der Standbetreiber fließt am Ende meist nur billiger Rotwein aus dem Zapfhahn, der mit allerlei Aromen und noch mehr Zucker oder Sirup trinkbar gemacht wurde. Die Gewinnmargen liegen teils bei mehr als 1000 Prozent. Ein lukratives Geschäft mit der Heimeligkeit.
Nun fallen aufgrund des zweiten Lockdowns die meisten Weihnachtsmärkte in diesem Jahr aus. Auf den Glühwein muss man trotzdem nicht verzichten. Einige Anbieter springen auf den Homebar-Zug auf und bringen pünktlich zur Vorweihnachtszeit fertig aromatisierte Weine in den Handel. Die bekannte Winzerin Juliane Eller bringt etwa mit “Glüh Glüh Glüh” eine winterliche Variante des “III Freunde”-Weins auf den Markt. Fertiggewürzmischungen werden in den Supermärkten angeboten.
Glowº – der Glühwein von Tastillery
Auch Waldemar und Andreas Wegelin, die beiden Gründer von Tastillery, sind umtriebig: Nachdem sie im vergangenen Jahr den Popcorn-Rum Cinecane in den Handel brachten, haben sie nun kurzerhand mit Glowº eine eigene Glühwein-Marke lanciert. Die wird mit mehr Qualität ohne Kopfschmerz beworben. Oder wie die beiden es nennen: “Glühwein in Geil”.
Spannend: Es gibt drei verschiedene Glühwein-Sorten, und zwar …
- einen roten Pinot Noir
- einen Schwarzriesling Rosé
- einen weißen Chardonnay
Ich war neugierig und besorgte mir zwei der drei Varianten im örtlichen, gut sortierten Edeka. Am Ende entschied ich mich für den Schwarzriesling Rosé und den weißen Chardonnay. Eine Flasche kostet zehn Euro. Im Glühweinregal ist man damit schon im Luxus-Segment unterwegs, hier dominieren eher die 2,99-Euro-Flaschen. Aber mit Qualität, Handwerk und Nachhaltigkeit haben die nur selten etwas zu tun.
Glow Schwarzriesling Rosé
Bei Weinen greife ich in der Regel immer zum Rosé, deshalb probierte ich zuerst den Schwarzriesling. Auf der Flasche wird eine Trinktemperatur von 45 Grad empfohlen, ich bevorzuge es ein paar Grad heißer und habe ihn bis auf 58 Grad erwärmt.
Erster Eindruck: Der Glühwein schmeckt deutlich nach Rhabarber, Himbeere und Hibiskus. Besonders gefällt mir, dass er nicht so pappig-süß ist wie bei vielen Weihnachtsmarkt-Vertretern. Bei denen habe ich häufig bereits nach einer Tasse das Bedürfnis, mir die Zähne zu putzen. Der Glow dagegen ist leicht herb. Auch den anderen Person gefiel diese Wein-Variante ausnahmslos. Davon könnte man problemlos auch eine zweite Flasche leeren.
Glow Chardonnay
Am nächsten Abend öffnete ich den Glüh-Weißwein. Normalerweise bin ich kein großer Chardonnay-Freund, aber die beworbenen, für Glühwein ungewöhnlichen Aromen von Thymian, Mirabelle, Honig und Quitte machten mich neugierig. Aus der Tasse strömen deutlich wahrnehmbar Kräuternoten, auf der Zunge merkt man vor allem den Honig. Ich hätte ihn noch etwas fruchtiger erwartet, Mirabelle und Quitte finde ich nicht wirklich.
Auch diese Variante ist nicht zu süß, jedoch nicht ganz so süffig wie der Rosé.
Sollte ich die rote Variante noch kosten können, werde ich hier die Kritik nachreichen.
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Schlagwörter: Chardonnay, Glow, Glühwein, Pinot Noir, rose, rot, Schwarzriesling, Tastillery, weiß, Zuhause Last modified: 28. Dezember 2022