Dictador 2 Masters 1976 Ximenez-Spinola im Test – der beste süße Rum, den wir hatten

Im letzten Jahr durften wir uns bei einem von Kirsch Whisky veranstalten Tasting mit einigen verschiedenen Abfüllungen der Kolumbianer von Dictador auseinandersetzen. Bestandteil des Tastings waren die “Standard”-Abfüllungen und einige Sonderabfüllungen. Unter ihnen auch 2 der bereits releasten 2 Masters Abfüllungen. Bei der 2 Masters Linie werden extrem alte Rums aus dem scheinbar unendlichen Stock der Distillerie zu einem weiteren renommierten Spirituosen- oder Weinerzeuger geschickt und von diesem dann gefinished. Im Dezember des vergangenen Jahres kam dann eine weiteren Edition auf den Markt und um die soll es heute gehen.

2 Masters 1976 Ximénez-Spínola

Das Weingut im spanischen Jerez de la Frontera liegt im spanischen Sherrydreieck und gilt als einer der berühmtesten Sherryerzeuger der Welt. Man denke hier einfach an die Vielzahl an Spirituosen, die zu ihrer Veredlung ein Finish oder eine Reifung in einem PX-Cask erhalten haben. Die Traube Pedro Ximénez erreicht im Vergleich mit anderen Trauben sehr hohe Zuckerwerte, was man dann am Ende natürlich auch im fertigen Sherry schmeckt. Deswegen kommt sie neben den PX Sherry auch in Malagawein und Creamsherry zum Einsatz.

Die Basis des Rums bildet ein Blend aus Pot- und Columnstillrums aus dem Jahr 1976. Destilliert wurde der Rum aus Zuckerrohrsaft. Anschließend wurde der Rum in Ex-Bourbonfässern unter der tropischen Sonne Mexikos gelagert. Hernan Parra, der Masterblender bei der Destileria Colombiana, schickte dann diesen Rum an Jose Antonio Zarzana, der das Unternehmen Ximénez-Spínola bereits in der neunten Generation führt. Von Zarzana erfuhr der Dictador ein weiteres neunmonatiges Finish in einem frisch geleerten PX-Cask, in dem zuvor ein Sherry für 50 Jahre reifen durfte. Nach 45 Jahren Lagerzeit wurde der Rum ohne Zusatz von Farbstoffen oder Zucker mit 46,6% in 310 Flaschen abgefüllt. Die UVP beträgt 820€. Das ist natürlich eine Ansage.

Tasting

Der Dictador fließt dickflüssig und dunkelbraun mit leicht rötlichen Schimmer ins Glas. Beim Schwenken sieht man den Sherryeinfluss sofort, langsam laufen die dicken Beine hinab. In der Nase kommen die typischen, fruchtigen Traubennoten und eine Menge Holz an. Zusammen mit der wahrnehmbaren Süße lässt mich das an einen alten Madeirawein und Fruchtgebäck denken. Daneben finden sich noch Mandeltöne, Toffee und gebrannter Zucker.

Am Gaumen kommt der Dictador cremig und mundfüllend an. Wie ein Teppich breitet er sich aus. Aromatisch bietet er Trauben, Holz und Kräuter die in einen Sirup aus Karamell und gebrannten Zucker eingebettet sind. Dadurch ist auch der Alkohol fast gar nicht präsent. Der Abgang ist recht lang und würzig, hier kommen dann auch die Tannine der Lagerung zum Zug und spülen die Süße von der Zunge, so das eine leichte angenehme Frische und Würzigkeit zurück bleibt.

Der 2 Masters ist wirklich sehr süß. Etwas, das uns eigentlich nicht so zusagt. Hier gefällt es mir aber, wie schon bei der ähnlich enstandenen Wagemut Special Edition, sehr gut. Das Zusammenspiel aus den Aromen der sehr langen Lagerung und der Süße funktioniert hier wirklich hervorragend. Der Rum ist komplex, vielschichtig und perfekt für den puren Genuss. Alkohol ist so gut wie überhaupt nicht wahrnehmbar.

Mir hat der Dictador 2 Masters Ximénez-Spínola sehr gut gefallen, auch wenn ich weiß, dass diese Art des Finishs sicher nicht nur Freunde finden wird. Ich gehe sogar soweit zu sagen: Für mich war es der beste süße Rum den ich seit Langem getrunken habe! Ob einem dieses Experiment 820 Euro wert ist muss man selbst entscheiden. Häufig wird man aber einen solch alten Rum, der dann zusätzlich noch in einem noch älteren Sherryfass gefinished wurde, wohl nicht auf dem Markt finden.

– 88 von 100-

Cheers!

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