Batida de Coco kennt wahrscheinlich jeder. Dabei handelt es sich in unserem Sprachgebrauch zumeist um den Likör von dem Cachacahersteller Mangaroca. Dieser besteht aus Cachaca, Kokosmilch* und Kondensmilch. Wie ich letztens beim Stöbern im Supermarkt feststellen durfte gibt es aber mittlerweile auch mehrere Varianten, unter anderem auch in einer halb-transparenten Variante mit Kokoswasser anstatt Kokosmilch und eine Variante mit Mango. Aber um diese Liköre soll es hier heute nicht gehen. Zumal ich auch kein großer Fan dieser Produkte bin, zu sehr haftet das Bild von halb durchgeflocktem Batida mit Kirschsaft auf Geburtstagspartys meiner Eltern in den 90ern. Auch wenn das heute in mir Gedanken an einen Milkpunch weckt. Sei es drum!

Der Batida Cocktail

Die Überschrift verrät es schon, es geht um einen Cocktail. Oder genauer um eine Cocktailklasse. Bei einer Batida (gesprochen bah-chee-dah) handelt es sich um ein brasilianisches Getränk, das aus Cachaca, Fruchtsaft oder -mark, Zucker und mitunter auch Wasser oder Kokosmilch besteht. Das Wort „batida“ leitet sich vom portugiesischen Wort „bater“ ab und ist dabei mit „schlagen“ zu übersetzen. Diese „Shakes“ werden in Brasilien meistens vorbereitet und dann aus großen Karaffen als Aperetif gereicht. Nach der Caipirinha ist die Batida der zweitbeliebteste Drink in Brasilien.

Es gibt einige Varianten einer Batida. Sie wird zum Beispiel mit Maracuja, Honig, Caju (Cashewnuss) oder auch mit Zitrone gemixt. Der absolute Klassiker ist jedoch die Variante mit Kokos, der Batida de Coco. Bei der traditionellen Herstellung einer Batida de Coco wird das Fruchtfleisch der Kokosnuss geraspelt und mit dem Kokoswasser vermengt. Anschließend wird der Kokosbrei ausgepresst und die Flüssigkeit anschließend mit Kondensmilch und Cachaca gemixt.

Bei meinem ersten Barbesuch nach dem Lockdown, wurde mir im Colonne Morris – einer sehr empfehlenswerten kleinen Kiezbar hier in Halle – vom Barbesitzer Christoph Hahn eine Batida de Limao serviert. Man nennt sie auch Batida Paulista nach der Stadt Sao Paulo. Dabei handelt es sich um die fruchtfleischlose Variante einer Caipirinha. Obwohl ich zunächst aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen mit Caipirinhas eher skeptisch war, hat mir dieser Drink sehr gut gefallen. Sehr nah am Ti’Punch, aromatisch sommerlich-fruchtg, frisch und leicht.

Das Caipirinha-Missverständnis

Ich muss aber auch zugeben, dass ich mich bis zu diesem Zeitpunkt, trotz meiner großen Vorliebe für Destillate aus Zuckerrohr, noch gar nicht mit Cachaca auseinander gesetzt habe. Auch konnte ich es noch nie so richtig verstehen warum man sich mehrere Löffel Rohrzucker in seinen Drink kippt. Dieses Mundgefühl in Verbindung mit dem sprittigen Alkohol fand ich schon immer nicht sonderlich gelungen. Anstatt löffelweise Zuckerrohr kam Zuckersirup in den Cocktail, dazu wurde ausgepresster Limettensaft verwendet und natürlich kam auch vernünftiger Cachaca zur Anwendung. Zum Schluss wanderte noch das Mark einer Maracuja mit in den Shaker. Dadurch handelt es sich streng genommen um ein Batida de Maracuja con Limao.

Bei einem Dreiteiler wie diesem Sour ist natürlich die Qualität der natürlich Spirituose entscheidend. Aus meiner Jugend verfolgt mich immer noch der billige Supermarkt Cachaca mit dem großen „P“, ähnlich dem Hütchentrauma beim Tequila. Diese Erfahrungen haben mir gereicht um mich bis heute mehr oder weniger von dieser Spirituose zu distanzieren. Als ich nun durch Zufall dazu kam den Nega Fulo zu kosten war ich erstaunt, welche Aromatik diese Spirituose bereithält, zumal sie mit rund 15 Euro* preislich überschaubar ist. Mineralisch und grasig mit einem Hang zu Grappa begegnete mir der Cachaca auf der Zunge. Ein ausgesprochen milder Alkohol, so hatte ich das nicht in Erinnerung. Nun war ich natürlich angefixt.

Das nahm ich zum Anlass mich ein wenig mit dieser Cocktailgruppe und auch Cachaca auseinander zu setzen und ein paar leckere Rezepte dieser fruchtig frischen Cocktails aufzuschreiben.

Rezepte

Batida de Limao

Diese Variante wird häufig auch zusammen mit dem Saft aus einer Maracuja zubereitet. Dann sollte man, je nach Säure der Maracuja, Zuckersirup anpassen. Häufig liest man in deutschen Rezepten, dass bei der Batida ebenso auf die Zitrone/Limette eingestößelt wird. Dem ist aber nicht so, das Fruchtfleisch soll ganz bewusst nicht mit in den Drink und die ätherischen Öle der Schale werden aus einer Zeste über den Drink gepresst.

  • 60 ml Cachaca*
  • 1/2 große Zitrone
  • 10 ml Zuckersirup oder 1 Löffel feiner weißer Zucker
  • optional Mark aus einer Marucaja

Fruchtfleisch aus den Zitronen lösen und durch ein feines Sieb in den Shaker abseihen. Alle weiteren Zutaten in den Shaker geben und mit viel Eis mixen. Danach den Drink in ein vorgekühltes Glas auf Crushed Eis oder auch Eiswürfel abseihen, Zitronenschale darüber ausdrücken und mit in den Drink geben. Anstatt Zitronen können auch Limetten eingesetzt werden. Als Cachaca kam bei mir die gelagerte Version des Esprito de Minas Aldemir Martins* zum Einsatz. Traditionell wird der Drink jedoch mit einem ungelagerten Cachaca getrunken.

Batida de Coco

Wie sich für mich und vor allem meine Frau herausgestellt hat, ist eine frisch zubereitete Batida de Coco ein sehr gefährlicher Drink – im positiven Sinne. Er schmeckt trotz Alkohol eigentlich wie ein unglaublich guter Kokosshake. Man vergisst, dass sich Alkohol darin befindet, wenn auch nicht ganz soviel wie in anderen Caipirinhas, zumindest nicht in meinem Rezept. Dadurch entwickelt dieser Cocktail einen schnellen Trinkfluss.

Zutaten

  • 30 ml Cachaca*
  • 30 ml Kokosmilch*
  • 30 ml Kondensmilch
  • optional 10 ml Zuckersirup
  • optional Muskatnuss

Zubereitung

Alle Zutaten in den Shaker geben und mit viel Eis kräftig shaken. Anschließend auf einen großen Eiswürfel abseihen und Muskatnuss frisch über den Drink reiben.

Weil ich weng Lust hatte, zunächst die Kokosflocken in Kokoswasser einzulegen und das Ganze dann zu pressen, habe ich Kokosmilch aus dem Asialaden verwendet. Zumal das Ergebniss sicher auch nicht ansatzweise mit den frischen Produkten aus Brasilien vergleichbar wäre. Jeder, der schon einmal eine frische Kokosnuss gegessen und das Kokoswasser getrunken hat, weiß was ich meine. Da schien mir die Kokosmilch ein guter Kompromiss. Wichtig ist an der Stelle, dass man keine Kokoscreme, sondern Kokosmilch verwendet. Ich habe die normale Kondensmilch verwendet, in einigen Rezepten ist mir aber auch die gesüßte Kondensmilch begegnet. Deswegen haben wir der Batida noch etwas Zuckersirup hinzugefügt. Auch hier habe wieder den Esprito de Minas Aldemir Martins eingesetzt.

Batida de Cafe‘

Dieses Rezept orientiert sich ganz klar am Klassiker des Batida de Coco und wird einfach durch Espresso und ein paar Dashes eines würzigen Bitters ergänzt.

Zutaten

  • 60ml Cachaça
  • 45ml Coconut Cream
  • 30ml frischer Espresso
  • 30ml Kondensmilch
  • 3 Dashes Bitters

Zubereitung

Alles Zutaten mit sehr viel Crusheis shaken und anschließend in ein hohes Cocktailglas füllen. Muskatnuss über den Cocktail reiben.

Tanager Batida

Der Cachaca Hersteler Novo Fogo führt neben seinem ungelagertem Cachaca auch viele verschiedene gelagerte Produkte. Darunter einige rare Produkte, bei den mit der Fasslagerung herumexperimentiert wurde. Eines dieser Produkte ist der Novo Fogo Tanager. Dieser wurde zunächst in Eichenfässern und anschließend in Fässern aus brasilianischem Zebraholz gelagert. Dadurch erhielt er eine sehr charakteristische rote Färbung und ein sehr eigenständiges Aroma. Dieser Cachaca wurde ausschließlich für den amerikanischen Markt produziert. Ich habe weder den Drink noch den Cachaca probiert, fand das Rezept aber sehr interessant und will es euch deshalb vorstellen.

Zutaten

  • 60 ml Novo Fogo Tanager Cachaça
  • 30 ml Passionfruit Sirup
  • 15 ml Kokosmilch
  • 15 ml Limettensaft

Zubereitung

Alle Zutaten mit einer halben Tasse Eis in ein Mixglas geben und kalt rühren. Drink auf Crusheis abseihen und Muskatnuss darüber reiben.

Pinga Caipirinha

Der Vollständigkeit halber möchte ich aber auch noch eine brasilianische Caipirinha vorstellen. Diese Variante wurde von Derivan Ferreira da Souza in dessen Cocktailbuch „Drinques de Mestre“ vorgestellt und verbreitete sich danach in den internationalen Top-Bars. Ferreira da Souza beschrieb in seinem Buch auch das Problem mit dem minderwertigen Massen-Cachaca. Pinga bedeutet dabei soviel wie „Fusel“, Caipirinha „Landei“.

Er empfiehlt den in Deutschland nicht erhältlichen Havana Cachaca. Ein ausgesprochen teures Produkt, das nur sehr begrenzt produziert wird und als der Lieblingscachaca von Fidel Castro galt. Als guten Ersatz nannte er Esprito de Minas Cachaca oder aber auch Armazem Vieira Cachaça, beides wird in Deutschland von Perola vertrieben. Wie in nahezu allen von mir gefundenen brasilianischen Rezepten kommt eine Zitrone anstatt der bei uns verbreiteten Limette in die Caipirinha.

  • 50 ml Cachaca
  • 1/2 Zitrone in kleinen Stücken
  • 2 Esslöffel Zuckersirup oder 1 Esslöffel feiner Zucker

Alle Zutaten mit vier Eiswürfeln in einen Shaker geben und shaken. In ein vorgekühltes Glas auf einen Eiswürfel einfach abseihen.

Cheers!

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Letzte Aktualisierung am 19.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API