Ich bin seit zwei Jahren regelmäßig beruflich in Frankfurt unterwegs. Meist bin ich gut durchgetaktet und treffe mich mit Menschen aus meiner Branche. Doch manchmal kommt es vor, dass am späten Nachmittag oder frühen Abend noch etwas Luft und damit Zeit ist für 1-2 Drinks – oder einer der Termine direkt in den Bars stattfindet. Flüssiges Netzwerken. Diese Gelegenheiten nutze ich, um die dortige Barszene etwas besser kennenzulernen. Denn insgesamt kenne ich am Main nach wie vor zu wenige Bars. Als ich euch, die Leser dieses Blogs, einmal nach Frankfurt-Tipps fragte, fielen neben Institutionen wie der Hunky Dory Bar und dem Roomers immer wieder zwei Namen – das Embury und das Yaldy.

Beiden habe ich mittlerweile einen Besuch abgestattet. Hier meine Kurzporträts der Bars.

Embury Bar in Frankfurt

Embury – das Mekka für Whisky-Liebhaber

„It’s all about having a pleasant time Ladies and Gentleman“ – mit diesen Worten begrüßt einen die umfangreiche Spirituosenkarte der Embury Bar im Zentrum Frankfurts. Hier, in einer ehemaligen Modeboutique in der Kirchnerstraße unweit der Gallusanlage, tritt man in einen kleinen, aber unglaublich einladend wirkenden Raum. Ein Raum, wo jeder Zentimeter voller Geschichte steckt. Und das ist nicht so dahingesagt: Die Wände sind mit Unmengen von Flaschen dekoriert, die man sonst nur selten erblickt – hier tummeln sich einige echte Raritäten.

Einer der Signature-Drinks ist der „Airmail Por Eminente„. Die Basis ist – wenig überraschend – Eminente Rum (7 Jahre), Limettensaft, selbstgemachter Honig-Chili-Sirup und das Ganze aufgetippt mit Champagner. Erinnert ein wenig an den Old Cuban mit Twist.

Ich bestellte einen „Eye of Agamotto Milk Punch„. Die Grundlage ist Batavia Arrack, ein hauseigener Jamaika-Rum-Blend, Zitronensaft, Oleo Saccharum, grüner Tee, Ananas und ein „Secret Touch“ (die, gar nicht so geheim, Blue Curacao ist – der Farbe wegen). Marvel-Fans werden das Auge von Agamotto kennen. Ich liebe Milk Punches und so musste ich hier natürlich zuschlagen.

Generell zeigen sich die Drinks im Embury sehr detailverliebt und immer mit eigenem Twist – mal mit grünem Tee und Orangenblütenwasser, mal mit Ananas-Kokos-Cordial.

Preislich ist man hier definitiv im gehobenen Rahmen unterwegs: Die Drinks kosten zwischen 16 und 21 Euro, ein purer Rum (zB Real McCoy 12 Jahre) kostet in 4cl ebenfalls ab 15 Euro. Wer eine Rarität will, etwa einen 20-jährigen Caroni von Bristol (2017), muss mit 65 Euro für 4cl rechnen.

Einerseits natürlich toll, dass es diese unglaubliche Auswahl gibt. Aber wenn man nicht mit wenigen Schlucken eine dreistellige Summe ausgeben will, muss man sich als Spirituosen-Fan hier zügeln.

Ich werde aber auf jeden Fall wiederkommen!

Yaldy – Darf es noch etwas individueller sein?

Was für ein Kontrast! Das Yaldy wirkt auf den ersten Blick recht clean, doch es ist wie eine Explosion an Kreativität und Individualität. Das gilt zum Einen fürs Essen. Hohes Niveau, Top-Qualität, schön angerichtet. Dazu exzellente Drinks. Hat mich ein wenig an das Imperii in Leipzig erinnert.

Ich nahm am langen Tresen Platz, aß einen Happen und ließ den Blick über die Flaschen schweifen. Deutlich weniger als im Embury. Deutlich weniger als in den meisten Bars, muss man sagen. Aber eine spannende Auswahl: Es findet sich auch hier Eminente, Whisky von Whistlepig, Cognac XO von GrapeDiggaz, die Muyu-Likör-Range, Paranubes und Hampden, Appleton 12 und 21 für die Rum-Fraktion, dazwischen ein Starward Ginger Beer Cask, Calvados von Drouin, ein weißer Adriatico und ein Peated Whisky von Compass Box Peated. Viele Spezialitäten von Kirsch Import, etwas LVMH, wenig Massenware. Das ist auch das Konzept.

Yaldy Frankfurt

Wahnsinns-Raritäten sucht man hier vergebens. im Yaldy wird viel selbst gemacht, und was man nicht selbst machen kann (oder wo Aufwand und Ertrag nicht im Verhältnis stehen) wird zugekauft. Das lebt man auch bei den Drinks: Es gibt natürlich eine Barkarte mit einer kleinen, feinen Auswahl. Doch eigentlich ist hier Freestyle Mixing angesagt.

Mein erster Drink war ein leichter Auftakt. Dezente rote Bete, die Basis ist Whisky, als Extra-Punch wird Gorgonzola-Destillat hinzugegeben. Yes, der Käse. Klingt wild, war aber echt klasse.

Dann entdeckte ich den Muyu Vetiver im Regal. Ich mag die Muyu-Liköre sehr, finde sie aber schwer zum Mixen. Und wollte herausfinden, was der Profi damit anstellt. Am Ende wurde es ein kräftiger, selbstgemachter Drink, der meinen Geschmack perfekt getroffen hat: Muyu Vetiver (1,5cl), Tempus Fugit Cacao (1,5cl), etwas selbstgemachte Bergamotte (1,5cl), als Basis Veritas Rum (4,5cl) und ein paar Tropfen Kürbiskernöl.

Diese gelebte Individualität hat mir wirklich gefallen. Jeder Drink ist ein Unikat, eine persönliche Kreation der Barkeeper, die ihre Gäste wirklich verstehen wollen. Wie eine neue Geschichte, die nur darauf wartet, erzählt zu werden.

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