Die dänische Whisky-Destillerie Stauning ist regelmäßigen Lesern unseres Blogs längst ein Begriff. Ich bin großer Fan der Dänen, der normale Rye Whisky ist einer meiner Favoriten. Gespannt verfolge ich auch immer die Experimente – in der Vergangenheit gab es Experimente mit Finish im Calvados-Fass, Ahornsirup-Fass oder mit Mezcal-Einschlag. Vor einigen Monaten kam eine besonders ungewöhnliche Abfüllung auf den Markt: ein Stauning 2018/2022 Orange Heather Single Cask.
Dieser Single Malt Whisky ist ein echter Exot. Warum? Weil dieser dänische Tropfen in einem Fass gefinished wurde, in dem vorher Orangenlikör gelagert wurde. Ja, richtig gelesen: Orangenlikör! Das Malz für diesen Whisky wurde über lokalem Heidekraut geräuchert und erhält dadurch eine liebliche Rauchnote.
Der dafür verwendete New Make reifte in First Fill Fässern aus amerikanischer Weißeiche (also nicht Bourbon) für drei Jahre, anschließend erfolgte das Finish im Curacao-Fass. Für wie lange weiß ich leider nicht. Wie immer wurde der Whisky weder kältefiliert noch wurden Farbstoffe hinzugegeben. Abgefüllt wurde mit 50 Volumenprozent.
Die Balance der Orange
Beim ersten Schnuppern steigt einem sofort eine sanfte Rauchigkeit in die Nase, die vom Heidekraut stammt. Dazwischen etwas Schokolade, Getreide, die Orange kommt ganz dezent durch.
Im Mund kommt der Rauch kräftiger durch als in der Nase. Die Heidekraut-Aromatik ist aber nicht vergleichbar mit den “Islay-Stinkern”, mich erinnert der Whisky etwas an Highland Park. Im Abgang bleibt ein bisschen trockene Asche. Das Orangenlikör-Aroma ist ganz subtil im Hintergrund und fügt sich sehr elegant ein.
Vor der ersten Verkostung hatte ich die Befürchtung, mich würde eine klebrige Orangensüße mit Rauch erwarten, doch alles fügt sich wunderbar balanciert zusammen. Der Curacao-Aroma verkommt hier nicht zur Spielerei.
Wilde Experimente in Dänemark
Mein Favorit wird der Stauning Orange Heather dennoch nicht, da ich persönlich eher die entspannten Rye-Abfüllungen wie Maple oder El Classico (Finish im Wermutfass) bevorzuge. Zumindest angesichts des Preis-Niveaus von um die 80 Euro, die für 0,7 Liter fällig werden. Bei Abfüllungen in so kleiner Auflage wird das jedoch mehr und mehr zur Normalität.
Doch wer auf der Suche nach einem besonderem Whisky ist, ganz egal ob man ein ungewöhnliches Geschenk für einen Whisky-Liebhaber benötigt oder man einfach mal etwas Neues probieren will – nun, dieser Whisky ist ein kleines Kunstwerk, welches das typische Profil der Dänen mit zarten Fruchtnoten verbindet.
Wie ich von Gesprächen von Messen weiß, hat Stauning übrigens eine Vielzahl weiterer Fassprojekte laufen. Einige der Experimente habe ich bereits probiert und ich kann schon anteasern: Es wird noch wilder.
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Last modified: 27. März 2023