Written by 19:06 Rum, Spirituosen

Neues aus dem Salzatal: Graf Luckner Rum im Test

Gerhard Büchners “Feindestillerie am Süßen See” und dessen Ambitionen, hervorragenden Whisky herzustellen, haben wir euch bereits in diesem und diesem Beitrag vorgestellt. Auch den Salzatal Rum hatten wir schon im Test. Mittlerweile wurde das Sortiment erweitert bzw. umgestellt und die Marke bekam ein Rebranding. Deswegen haben wir uns auf die Socken gemacht und die neuen Produkte der Range vor Ort im Ladengeschäft verkostet.

Graf Luckner Rum

Der Graf Luckner Rum entsteht aus einer Art Zuckerrohrsaft. Dafür wird Rohrzucker importiert und anschließend wieder in Wasser aufgelöst. Dieser “Zuckerrohrsaft” wird anschließend ganz normal vergoren und auf einer modernen Pot Still destilliert.

Die neuen Abfüllungen haben neben dem neuen Namen und Etikett auch eine neue Flasche spendiert bekommen. Der Rum wohnt jetzt in den weit verbreiteten Spirituosenflaschen und nicht mehr in den typischen Obstlerflaschen oder dem aufwendigen Dekanter. Das neue Etikett gefällt mir im Übrigen deutlich besser als das Alte, wobei auch hier designtechnisch meiner Meinung nach noch Luft nach oben ist. Aber das liegt ja immer im Auge des Betrachters und empfinden andere Menschen bestimmt komplett anders.

Graf Luckner

Warum denn eigentlich Graf Luckner? Der Seeoffizier Felix Nikolaus Alexander Georg Graf von Luckner war wesentlich daran beteiligt, dass die Stadt Halle an der Saale bei der Eroberung im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurde. Im April 1945 drohten die USA mit der massiven Bombardierung der Stadt, wenn sich die Stadt nicht ergeben würde.

Mit dem Major a.D. Karl Hunold schaffte Luckner es, sich zu den Truppen der USA durchzuschlagen und beim Kommandeur der 104. Infanteriedivision vorzusprechen. Danach konnten die beiden den Stadtkommandanten, entgegen dem Führerbefehl, davon überzeugen, aus Halle abzuziehen. Die Stadt wurde daraufhin nicht bombardiert.

Luckner wurde für diese Leistung nach dem Krieg zum Ehrenoberst der 104. US-Division „Timberwolves“ ernannt. So, nun aber genug dazu, kommen wir zum Tasting.

Graf Luckner Rum Weiß

Die ungelagerte Version der Graf Luckner Range hat uns besonders interessiert, weil sie mit 55% abgefüllt ist, was ungewöhnlich für deutsche Rums ist. Zuvor gab es weißen Rum in der Salzatal-Rum-Variante nur mit 40%. Und diesen hatten wir bisher nicht probiert. Eine Flasche des neuen Weißen kostet 45 Euro für 1 Liter. Eine andere Abfüllvariante gibt es für diesen Rum allerdings auch nicht. Auf Zusätze wurde verzichtet.

Im Glas sehen wir natürlich einen farblosen Rum, der sich schön ölig schwenkt. In der Nase finden wir dann direkt viel mehr als wir erwartet haben, denn Rums von deutschen Brennern empfanden wir bisher sehr häufig als sehr “clean”. Anders hier. Der Geruch ist kräftig, wir riechen Zuckerrohr und unerwarteterweise fruchtige Ester, die uns an Apfel, Birnen und Pflaumen erinnern. Etwas Süßes können wir auch finden. Riecht ein bisschen so, als könne dies auch die Basis der Beenleigh-Rums sein. Das gefällt uns direkt sehr gut.

Am Gaumen dann das gleiche Bild: Zuckerrohr, Birne, Quitte, Apfel. Eine dezente Würzigkeit, leicht süße Noten und eine sehr schöne Öligkeit, die ihm ein angenehmes Mundgefühl verleihen. Der Alkohol ist nicht perfekt, aber sehr gut eingebunden. Auch der Abgang ist fruchtig und nicht zu kurz. Das macht richtig Spaß. Müsste man eigentlich mal im Drink ausprobieren. Wir sind sehr positiv überrascht.

-78/100-

Graf Luckner Rum Vanille

Für den Graf Luckner Vanille dient natürlich auch derselbe Rum als Basis, ihm wird nur noch eine Vanilleschote direkt in die Flasche hinzugegeben. Dadurch kann sich auch die Vanillenote noch ausbauen, erzählte man uns im Geschäft. Je nachdem, wann der Rum abgefüllt wurde und wie lange die Schote schon in ihm liegt. Bei dieser Abfüllung beträgt der Alkoholgehalt 38 Prozent und 500ml kosten 29 Euro. Der Spiced Rum ist nicht gesüßt oder zusätzlich gefärbt.

Im Glas sieht zeigt er eine sehr schöne gelbe Farbe und es strömt uns ein kräftiger, natürlicher Vanilleduft entgegen. Der Rum wird etwas zur Seite geschoben und assistiert der Vanille nur etwas. Am Gaumen dann auch erstmal viel, aber nicht zu viel Vanille.

Dann kommen aber doch noch Aromen des Rums mit ins Spiel. Das passt sehr gut zusammen, wie wir finden. Und endlich auch mal Vanille ohne Zucker. Ein ebenso spannendes Produkt, das die natürlichen Vanillearomen perfekt transportiert und sicher in einigen Drinks hervorragend funktionieren dürft. Für die gebotene Qualität finden wir die Flasche auch nicht zu teuer.

-77/100-

Graf Luckner Raisin Rum

Dieser Spiced Rum reift mehrere Jahre im französischen Portweinfass und danach im Sherryfass und wird mit Rosinen aus dem Sun Valley in Kalifornien infundiert. Die Abfüllung erfolgt mit 40%.

Es begegnen uns Noten von Rosewein, Sherry und ein wenig Obstler. Da riecht man den Grundcharackter des Rums. Der Rum ist sehr mild in der Nase, Alkohol kann ich so gut wie gar nicht wahrnehmen.

Im Geschmack finden wir Früchte der Streuobstwiese, junges Holz, eine dezente Würze und Sherryaromen. Die Rosinen scheinen dem Rum noch Süße hinzuzufügen. Aromatisch können wir sie nicht unbedingt wieder finden. So schmeckt der Raisins wie eine minimal süßere Variante des gelagerten Graf Luckners bei der auch der Alkohol besser eingebunden ist. Gefällt uns aber gut, da es sich um einen äußerst gefälligen Spiced Rum handelt.

-73/100-

Schlagwörter: , , , Last modified: 17. September 2023
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