Der dänische Abfüller 1423 – World Class Spirits hat seine ersten Single Casks für das Jahr 2024 in die Flaschen gebracht und noch dazu seine Origin Reihe mit einem ungelagerten Australier erweitert. Wir haben sie getestet.
S.B.S Origin Australien
Ich beginne natürlich mit dem ungelagerten Rum. Dabei handelt es sich um einen Rum aus Austarlien mit dem Mark KLK. Das bedeutet das der Rum aus der Killik Brennerei stammt. Der Rum wurde aus Melasse hergestellt, die zuvor drei Wochen offen in einer Schlammgrube vergoren wurde. Die Destillation erfolgt anschließend auf einer selbstgebauten Brennanlage aus alten Brauereigeräten. Die Abfüllung erfolgte wie bei allen Origin Rums mit 57%. Eine 700 ml Flasche kostet um die 45€.
Hui, was kommt mir da entgegen: Vergorene Früchte wie Erdbeeren und Pflaumen, aber auch Früchte der Streuobstwiese und eine kräftige Cremigkeit, die an Joghurt mit Früchten erinnert. Die Säure baut sich sogar in den nächsten Momenten noch merklich auf. Dahinter kommen noch Zitronenschalen und eine dezente Kräuterikeit hervor.
Auch am Gaumen dann wieder vergorene Erdbeeren, ein paar Kräuter und dann auch nach hinten raus metallische Aromen. Die Säure der Nase kann ich am Gaumen weniger vernehmen, dafür aber auch das schönen cremige/ölige Mundgefühl. Schmeckt wie einer Savanna HERR light. Am nächsten Tag sind die vergorenen Aromen im Glas deutlich zu riechen.
-7.8/8.0-
S.B.S Venezuela 2012
Der Venezuela 2012 basiert auf Melasse und wurde 2012 in einer Kolonne destilliert. Der Rum reifte in Bourbon und Port fässern und wurde im Januar 2024 mit einem Alkoholgehalt von 57% abgefüllt. Über den Ort der Reifung ist nichts bekannt. Der Rum ist auf 357 Flaschen limitiert und wurde exklusiv für den deutschen Markt produziert. Eine Flasche kostet um die 55€.
Die Nase bietet Dörrfrüchte und helle zitrische Fruchtaromen, die von hellem Karamell, jungem Holz, einer Spur Vanille und angenehmen Kakaonoten begleitet werden. Eine ganz leichte Klebernote kann ich im Hintergrund finden.
Im Geschmack dann ein typischer Spanier: Viel Kakao, Karamell, leicht süße Vanille und leicht fruchtige Aromen mit einer leichten Würze. Das Fass ist da, aber noch nicht übermäßig präsent. Im recht langen Abgang kommt dann eine kräftige Pfeffrigkeit und etwas Ingwer dazu. Ein schöner Start ins Tasting. Hätte aber wahrscheinlich noch etwas Fass sehen dürfen. So bleibt es bei einem etwas beliebigen Rum in dieser Stilistik.
-7.6/10.0-
S.B.S Panama 2006
Der Rum aus Panama entstand aus Melasse und wurde typischerweise auf einer Kolonne destilliert. Auch hier gibt es keine Angaben zur Brennerei oder den Ort der Lagerung. Der Rum reifte in Ex-Bourbon und Port Fässern. Laut S.B.S handelt es sich um die bisher älteste Panamaabfüllung aus der Single Barrel Selection Reihe. Die Abfüllung in 248 Flaschen erfolgte ebenfalls mit 57%. Der Preis beträgt ungefähr 110€.
Bei diesem Rum sind bereits in der Nase mehr Holzaromen vorhanden, aber auch mehr Klebernoten. Die Früchte sind getrocknet. Und auch hier wieder Kakao und Vanille mit einer Portion Backgewürzen. Rieche ich da noch eine Spur Honig?
Am Gaumen dann ein deutlich erwachsenerer Rum als der Venezuelaner. Tolle Holzaromen, Kakao, süße Vanille, viel Karamell, Pflaume und auch wieder Backgewürze. Dazu ein wunderbar öliges Mundgefühl. Auch der Abgang zeigt weiter diese schöne Süße. Gefällt mir sehr gut.
-8.2/10.0-
S.B.S Dominican Republic 2012
Und nun der dritte Rum, der in Bourbon und Port Fässern reifen durfte. Nach Venezuela und Panama folgt nun die Dominikanische Republik. 2012 wurde er auf einer Kolonne aus Zuckerrohrsaft destilliert und 2024 mit 57% abgefüllt. Sehr wahrscheinlich entstammt der R(h)um Alcoholes Finos Dominicanos. Eine Flasche der 329 kostet um die 70€.
Der Geruch ist sehr leicht, mit zitrischen und würzige Aromen, die in Fassnoten, Kakao und Karamell eingebettet sind. Im Geschmack zeigt dann wenig von den grasigen Aromen. Für mich dominiert ganz klar die süße Karamell- und die Kakaonote. Hier schmeckt man dann recht deutlich den Porteinfluss. Die zitrischen Aromen kann ich auch nicht mehr finden. Im Hintergrund wieder etwas Kleber und Leder. Eine leichte Süße begleitet dann mit einer Portion Pfeffer den Abgang. Ein sehr unaufgeregter Rum, der niemanden überfordert, aber auch nicht langweilig ist mit einer guten Holzbalance.
-7.7/10.0-
S.B.S Antigua 2015
Single Barrel Selection Antigua 2015 ist ein Rum, der auf Melasse basiert und 2015 in einer Kolonne destilliert wurde. Da es auf Antigua nur eine Brennerei gibt kommt dieser Rum definitiv aus der 1932 gegründeten Antigua Distillery Limited. Der Rum wurde in einem ehemaligen Bourbon-Fass gereift und im Januar 2024 mit einem Alkoholgehalt von 59% in 271 Flaschen abgefüllt. Rums aus Antigua findet man nicht sehr häufig bei den unabhängigen Abfüllern. Eine Flasche kostet knapp 90€.
Der Rum braucht recht lange um sich richtig zu öffnen, zunächst nehme ich viel Kleber und etwas Vanille wahr. Dann kommen Zitrusfrüchte, Kokosnuss, Butterscotch und unerwartete Grasnoten dazu. Die Nase spricht mich sehr an.
Am Gaumen erinnert mich das Ganze dann sehr an Belize mit einem noch präsenteren Bourboneinfluss: Vanille, leicht vergorene Banane, Brauner Zucker und Holz. Sehr gut balanciert. Der Abgang bringt dann noch metallische Aromen mit und leider auch etwas spürbaren Alkohol. ERin Easy-Sipper, der wahrscheinlich den meisten Rumtrinkern gefällt.
-8.0/10.0-
S.B.S Australia 2017
Nach Antigua folgt mit Australien ein Land, das zwar in den letzten Jahren schon eine gewisse Präsenz in den Gläsern der Genießern hatte, aber noch lange nicht häufig abgefüllt wurde wie andere Destination. Der Rum aus der Beenleigh Brennerei reifte sieben Jahre in Bourbon- und Olorosofässern. Im Januar 2024 kam er dann mit 54% in 189 Flaschen. Ich gehe davon aus das er verdünnt wurde. 700 ml kosten ungefähr 60€.
In der Nase habe ich zunächst sehr viel, leicht verbranntes Karamell, etwas Klebstoff, Holz und dunkle gedörrte Feigen. Erst nach ein paar Minuten öffnen sich auch zarte Zitrusnoten. Und es schwingen noch nussige Aromen mit.
Im Antrunk dann auch wieder Karamell, Holz und Kakaonoten, erst dahinter kann ich ein paar Dörrfrüchte ausmachen. Schmeckt leicht süß und im mittellangen Abgang finde ich zum Schluss auch wieder geröstete Nüsse. Hat fast schon was nutellaartiges. Insgesamt weniger fruchtig wie die Beenleighs die ich bisher so im Glas hatte, dafür aber auch entspannter zu trinken. Die Alkoholintegration ist auch sehr gut.
-8.0/10.0-
S.B.S Guyana 1997 SWR
Bei der Bezeichnung SWR (Skeldon William Ross) stellt sich bei den meisten Rumkennern bereits eine große Vorfreude ein, denn das zeigt an, das es sich um die Nachbildung des Rums aus der ehemaligen Skeldon Brennerei handelt. Der Rum wurde aus Melasse auf der Continues Blair Still destillert und sehr wahrscheinlich bereits in der Brennerei gefärbt. Der Rum reifte in einem Ex-Bourbonfass und wurde im Januar 2024 mit einem Alkoholgehalt von 48,1% in 195 Flaschen abgefüllt. Eine Flasche kostet um die 250€. Es handelt sich um den ältesten Skeldon Rum den S.B.S. bisher abgefüllt hat, seinen Vorgänger hatten wir vor drei Jahren schon im Test und für extrem gut befunden. 260E kostet die Reise nach Guyana.
Die rummige Nase ist erstmal gar nicht so dunkel wie ich erwartet habe. Eine sehr schöne Balance aus Kakao, Gewürzen wie Piment, etwas Leder und Pflaume strömen mir entgegen. Die typsichen Röstaromen finde ich hier eher im Hintergrund.
Im Geschmack dann als Erstes Kaffee, Gewürze und Röstaromen, dann kommt ordentlich Kakao dazu. Die typische leichte Süße ist auch bei diesem Skeldon zu finden. Die Fruchtnoten aus der Nase ploppen immer mal kurz auf. Im mittellangen Abgang verleibt vorallem die Kaffeenote sehr lange am Gaumen. Und nun auch die typische Melassenote.Ganz zum Schluss beibt eine entspannte Bitterkeit und Mentholaromen am Gaumen. Da merkt man dann doch das Alter. Die Alkoholeinbindung ist auch hier sehr gut, ein ganz kelines bisschen fehlt es ihm meiner Meinung sogar an ABV. Vielleicht wären die Aromen dann noch intensiver gewesen. So muss ich sagen, das es ein super Rum ist, aber nicht zur Speerspitze der bisher gekosteten Skeldons gehört. Die zusätzlich drei Jahren haben ihn rein nach den Punkten nicht besser gemacht. Leider habe ich nichts mehr von dem damaligen Sample und kann entsprechend die beiden Rums nicht nochmal direkt vergleichen.
-8.6/10.0-
S.B.S Jamaica 2020 MMW
Und auch dieses Mal gibt es einen Jamaikaner. Diesmal aus Clarendon/Monymusk und dem Mark MMW (Monymusk Wedderburn). Dabei handelt es sich um ein Mark mit einem Estergehalt zwischen 290 und 300 gr/hlpa. Also einem Estergehalt den man in Jamaika in die Wedderburn Kategorie packen würde. Der Rum wurde 2020 aus Melasse destilliert, die aus einem Mix aus kurz und lange fermentierter Melasse besteht und reifte in einem Pajarette Fass heran. Dabei handelt es sich vereinfacht gesagt um einen eingekochten Sherry. Häufig wird dafür PX Sherry verwendet. Pajarette war früher vorallem in der Reifung von Scotch ein sehr großes Thema. Wo die Reifung stattfand ist nicht bekannt. Ich gehe aber von einer kontinentalen Reifung aus. Die Abfüllung erfolgte in 158 Flaschen mit 59,5%. Für 75€ geht es aromatisch nach Jamaica.
Im Geruch erwartete Aromen: Tropische Früchte, jedoch nicht übermäßig angegoren. Dazu Klebstoff, etwas Holz, eine schöne Vanillenote , Kräuter und doch auch ein paar dunkle Früchte, die wahrscheinlich vom Sherry stammen. Wirkt im Geruch sehr harmonisch.
Im Geschmack dann eine sehr fruchtige Süße, Kräuter und dann auch Holzaromen. Ich weiß nicht ob es sich um ein kleines Fass gehandelt hat, aber für vier Jahre empfinde ich die Holzwürze schon recht präsent. Passt aber sehr gut in den Rum. Und gibt ihm etwas mehr Fundament. Auch hier erinnern die fruchtigen Aromen an tropische Früchte und Beeren. Im Abgang wird es dann wieder trockener, ohne das eine starke Adstringenz entsteht. Ganz im Gegenteil, ganz zum Schluss treten die fruchtigen Aromen wieder hervor. Das ist für meinen Geschmack sehr ansprechend.
-8.3/10.0-
Cheers!
Schlagwörter: Antigua, Australia 2017, Dominican republic 2012, MMX 2020, Panama 2006, Rum, S.B.S 2024, Tasting, Test, Venezuela 2012 Last modified: 28. März 2024