Zurück in die Zukunft – das ist das Motto der diesjährigen Internorga. Wer die nicht kennt: Die Internorga ist eine internationale Fachmesse für die Gastrobranche, Bars und Hotellerie. Primär richtet man sich hier an Restaurantbetreiber und Großhändler, doch auch für Spirituosen-Fans wie uns gibt es hier einiges zu entdecken. Vor allem in der eigens dafür eingerichteten Craft Spirit Lounge, aber auch auf der restlichen Messe – neben hervorragenden Kaffeeanbietern (Espresso Martini, anyone?) wurden auch zahlreiche neue Spirituosen, Limonaden und Filler präsentiert.
Ich bin zwei Tage über die Internorga geschlendert und stelle euch hier einige meiner Neuentdeckungen vor.
Rum vom Hamburger Berg
Der Hamburger Berg ist bekannt für sein Nachtleben. Hier reiht sich eine Kneipe an die nächste. Nun gibt es auch eine Spirituosenmarke mit diesem Namen – und die hat sich auch noch auf Rum spezialisiert. Es überrascht wohl niemanden, dass ich nicht vorbeigehen konnte, oder? War auf jeden Fall eine gute Entscheidung. Nette Leute, interessante Produkte. Und noch so neu, dass der Webshop noch nicht einmal komplett fertig ist. Wenn ihr euch also in Zukunft fragt, wo ihr das erste Mal von der Marke gelesen habt – höchstwahrscheinlich hier bei uns.
Der Cabana Rum (erscheint unter dem Label “Bidde”) etwa ist ein Blend aus Rum aus der Dominikanischen Republik und Hampden – dementsprechend setzt sich da auch ein Hauch vergorene Banane durch. Gefällt mir gut. Unter der gleichen Marke gibt es auch den Alcazar, ein 8 Jahre gelagertes Exemplar. Auffällig ist das “BergHerz”, ein Rum mit Infused Hibiskus. Erinnerte mich sehr an die Lupita, funktioniert im Sommer sicherlich auch gut in Drinks.
Auch der Spiced Rum mit Vanille und Orange machte einen guten Eindruck, schmeckt mit Ginger Ale sicherlich sehr gut als Mule. Der Preis von 42 Euro ist aber auch im oberen Regal angesiedelt. Die Marke werde ich im Auge behalten.
Verbelle Vermouth
Wermut war auf der Internorga 2022 etwas unterrepräsentiert, neben Helmut (hier nutze ich den roten Wermut, wie regelmäßige Leser dieses Blogs bereits mitbekommen haben dürften) entdeckte ich hier nur Verbelle Vermouth. Angelockt wurde ich von der Farbe, geblieben bin ich wegen des Geschmacks.
Die Grundlage sind Weine des badischen Winzerkellers Auggener Schäf, die mit Verjus kombiniert werden. Dazu kommt Grapefruit, Bergamotte und Kalamansi. Die geballte Zitruspower schmeckt man!
Der Verbelle Vermouth schmeckt angenehm erfrischend, fruchtig und etwas herb. Damit kann man in der Bar sicherlich einiges anfangen – ich denke direkt an einen leichten Negroni oder Manhattan. Dahinter steckt übrigens Jonas Lorscheid von Dikkes Wassar, dem Mexikaner aus der Flasche.
Steiger Spirituosen
Sehr sympathisch sind die Jungs von Steiger Spirituosen. Ich kannte die Marke bis dahin nicht und um ehrlich zu sein war ich angesichts des großen Portfolios erst einmal skeptisch. Denn wer so viele Spirituosen anbietet, macht häufig keine so richtig gut. Doch ich ließ mich zu einem Korn überreden – und der gefiel mir ziemlich gut. Sehr weich, ideal für Drinks.
Auch der Wodka im Distillers Cut aus Gerste statt dem üblichen, nichtssagenden Weizen gefiel mir auf den ersten Schluck. Produziert wird nicht selbst, sondern von einem Abfüller. Nach einem kurzen Messerundgang wie auf der Internorga tue ich mich schwer mit finalen Wertungen. Aber sollte sich die Gelegenheit ergeben, werde ich das Portfolio von Steiger noch einmal in Ruhe probieren.
Kornfetti goes Kräuter
Wir bleiben beim Korn: Die Marke Kornfetti gibt es schon länger. Das Markenzeichen ist die bunte Flasche, gestaltet vom Streetart-Künstler Bobbie Serrano. Auf der Internorga gab es gleich zwei neue Abfüllungen: Ein Himbeer-Limette-Likör, der eine tolle Balance aus Süße und Säure hat. Mit 15%vol ist er sehr leicht, mit Soda oder Tonic aufgefüllt ist er sicherlich ein prima Sommersipper.
Die zweite Neuheit ist Kornfetti Kräuter-Minze, quasi eine Kreuzung aus Jägermeister und Pfeffi. Als das Schlagwort Pfeffi fiel, war weitere Überzeugungsarbeit schon gar nicht mehr nötig. Mit 25%vol fällt es etwas stärker aus. Die Minznote ist sehr ausgeprägt, vor allem im Abgang. Super für Shots. Mit etwas Tüftelei kann man damit aber sicherlich auch spannende Drinks kreieren. Spontan habe ich an einen Toronto Cocktail oder Black Manhattan gedacht. Vermutlich so sehr, dass ich vergessen habe, ein Foto der Flaschen zu machen. Stellt euch die Kornfetti-Flasche einmal mit roter und einmal mit dunkelbrauner Füllung vor 😉
Drei neue bei SILD
Die deutsche Whisky-Marke SILD haben wir euch ja bereits vorgestellt (mehr zu SILD erfahrt ihr hier). Auf der Internorga konnte man nun gleich drei neue Abfüllungen probieren. Der Triple Cask (Preis: rund 60 Euro) hat mit spontan sehr zugesagt, es handelt sich um einen 5-jährigen Whisky aus First Fill Amontillado Sherry-, Second Fill Portwein- und Burgunder-Weinfässern. Intensive Kiste, sage ich euch. Aber auf die gute Art.
ai:tea – Cola Brewed Ice Tea
Irgendwann zwischen Burgern, Bier und Slushies kamen Craft Eistees in Mode. Kein Alkohol, ich weiß. Aber manchmal will man ja auch nur etwas “mit Geschmack” trinken oder sucht einen guten Filler. Auf der Internorga stieß ich in diesem Segment auf ai:tea. Ich dachte erst: ai, wie Künstliche Intelligenz? Hä? Dann wurde ich aufgeklärt: Das erste Produkt war eine Matcha-Limonade namens ma:tea, und weil man nun Cold Brewed Eistee anbietet, wählte man eben ai:tea. Passt, wenn man die Vorkenntnis hat. Oder ich bin zu nerdig. Wie dem auch sei, der Eistee wird in vier Sorten angeboten:
- Lemon
- White Peach
- Pomegranate
- Black Berry
Meine beiden Favoriten waren Lemon und Black Berry. Ersteres zum Purtrinken, mit zweitem kann man sicherlich den einen oder anderen Highball entwickeln. White Peach war mir etwas zu subtil, Pomegranate zu fruchtig-süß. Alle Sorten haben 5,9 Gramm Zucker – das weniger als Cola, aber mehr als manch andere Sorte. Doch geschmacklich hat mir der Eistee insgesamt gut gefallen.
Dr. Jagla
Wenn ich einen alkoholfreien Aperitif aussuchen müsste, wäre es wohl der Herber Hibiskus von Dr. Jaglas. Auf der Internorga traf ich nun Gründerin Christina Jagla persönlich – eine sehr sympathische Frau, die mir flugs ihr gesamtes Portfolio präsentierte. Neben dem Artischockenelixier, gewissermaßen das Butter-und-Brot-Produkt, gefiel mir das Maca Ginseng Elixier, welches ursprünglich zusammen mit der Wochenzeitung “Die Zeit” entwickelt wurde. Ein Kräuterbitter mit etwas nussiger Note. Könnte all jenen gefallen, die einen Ersatz für Cynar suchen.
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Schlagwörter: Hamburg, Internorga Last modified: 1. Mai 2022