L’Encantada ist ein französischer unabhängiger Abfüller von Armagnac, der sich darauf spezialisiert hat besondere Fässer bei den verschiedenen Herstellern zu finden, zu reifen und anschließend abzufüllen. Diesem Abfüller haben wir auch unter anderem die erste Abfüllung, den Le Frêche 2007, unseres Abfüllers des Jahres 2022Grape of the Art – zu verdanken, da diese Abfüllung in Kooperation mit L‘Encantada entstanden ist.

Im letzten Jahr wurde dann die Renaissance Serie ins Leben gerufen. Mit dieser Serie möchte der Abfüller „die Wiedergeburt unserer stolzen Spirituose und unseres Armagnac-Know-hows symbolisieren„. Dafür wurden drei ganz besondere Fässer mit untypischen Profilen ausgewählt und in optisch sehr ansprechende Flaschen mit einem von der jungen Collage-Künstlerin Mariyem Moutaouakkil gestalteten Etikett versehen.

Es wurden Fässer aus folgenden Domains abgefüllt:

  • Domaine Cutxan 2006
  • Domaine Le Frêche 2006
  • Domaine d’Artigaux 1989

Durch Sascha Junkert, den Betreiber des Onlineshops armagnac.de, bekamen wir die Möglichkeit diese Abfüllungen zu testen. Vielen Dank nochmals dafür! Im Onlineshop sind noch alle drei Abfüllungen für jeweils 239€ pro 700ml Flasche erhältlich.

Cutxan 2006

Dieser Armagnac wurde 2006 von der Domaine Cutxan aus Ugni Blanc Trauben in Bas Armagnac, Frankreich hergestellt. Er reifte für 14 Jahre im Fass #34 in einem feuchten Lagerhaus und wurde 2022 in Fassstärke mit 50.5% abgefüllt. Für die Destillation wurde wie bei allen Armagnac eine Alambic Armagnacais (Column Still) verwendet. Dabei handelt es sich um ein Schwesterfass der bereits getesteten Grape of the Art Abfüllung aus dem vergangenen Jahr.

Die Nase ist zunächst etwas verschlossen und braucht einige Minuten an der Luft um sich zu öffnen. Dann gibt sie ein äußerst fruchtiges Bouquet von Himbeeren und Aprikosenmarmelade und dazu Gewürze wie Nelken und Vanille preis. Daneben finde ich etwas junges Leder, dezentes Sandelholz und Crème brûlée. Die Früchte dominieren ganz klar den Geruch. Anfänglich kann ich auch eine minimale Klebernote wahrnehmen, die sich aber nach und nach in den Hintergrund schiebt.

Am Gaumen schlagen dann auch direkt die Früchte in Form von Himbeeren und reifen Quitten zu. Nun finde ich auch Holzaromen, die in der Nase kaum präsent waren. Ebenso finde ich wieder junges Leder, Vanille und Nelke und nun gesellen sich noch Kakao, Pfeffer, etwas Tabak und ein paar Kräuter hinzu. Alkohol bemerke ich so gut wie gar nicht. Der Armagnac ist trocken und adstringierend mit einem langen Finish das von dunklen Kirschen, Holz, Anis und Minze geprägt ist.

-85/100-

Le Frêche 2006

Der Le Frêche wurde 2006 von der Domaine Le Frêche aus Baco Trauben in Bas Armagnac hergestellt. Er reifte für 14 Jahre im Fass #21 in einem feuchten (gemäßigt) Lagerhaus und wurde 2022 in Fassstärke mit 57.3% abgefüllt.

Der Armagnac liegt etwas dunkler im Glas und auch ihm gebe ich erstmal etwas Zeit zum Atmen, auch wenn mir hier direkt mehr Aromen entgegen kommen. Nach der Wartezeit werde ich mit einer sehr vollen und kräftigen Nase belohnt: Kakao, Kaffee, Kleber, deutlich mehr Holz, Vanille und gebuttertes Popcorn schieben die Früchte, in diesem Fall Dörrfrüchte und Brombeeren, in den Hintergrund und vermitteln wie auch schon beim Le Frêche 2007 eine äußerst rummige Nase. Beim zweiten Schnuppern entdecke ich noch Zimt, Kokosnuss und eine Spur von Patchouli. Eine richtig geile und super balancierte Nase!

Auch im Geschmack landet der Le Frêche kräftig, ölig und mundfüllend an den Synapsen. Zunächst kommen die Dörrfrüchte und etwas Kokosnuss begleitet von viel Vanille, Kakao, Kaffee und wieder leicht süßen Popcorn an. Etwas Rauch, Gewürze und leicht „dreckige Aromen“ begleiten die Aromatik. Auch dieser Armagnac ist trocken, aber ohne eine ausgeprägte Bitterkeit. Das Finish ist dann etwas kürzer als beim Cutxan und dezent bitter mit Aromen von Holz, Rosine und etwas Vanille. Hat mir richtig gut gefallen.

-92/100-

Domaine d’Artigaux 1989

Der Armagnac wurde 1989 von Domaine Artigaux aus Ugni Blanc Trauben in Bas Armagnac, Frankreich hergestellt. Er reifte für 31 Jahre in Fass #13 in einem feuchten Lagerhaus und wurde 2022 in Fassstärke mit 52.90% abgefüllt. Einen Armagnac dieser Domaine hatte ich bisher noch gar nicht im Glas. Ich bin also richtig gespannt was mich hier jetzt erwartet.

Meine Vorfreude wird nicht enttäuscht, denn ich finde sehr unerwartete Aromen in der Nase: Getrocknete Aprikosen, gebutterten Bratapfel und eine Riesenmenge Vanille. Likörig-süß und unglaublich dicht, dazu floral-parfümig mit Aromen von Bergamotte und Rosenwasser. Ein bisschen seifig, aber kein bisschen unangenehm. Das Holz ist elegant eingebunden. Kolonnentypischen Kleber kann ich in diesem dichten Geruch so gut wie gar nicht riechen. Im Entfernten erinnert mich dieser Mix an einen alten, sehr guten Agricole. Aber nicht diese muffig-erdigen Vertreter.

Am Gaumen kommt wieder als Erstes die ausgeprägte süße Vanille und etwas Zeste an, Gedanken an Vanillegebäck kommen auf. Daneben finde ich Apfel, elegante Holznoten, etwas Pfeffer und Joghurt. Leicht salzige Assoziationen bekomme ich beim zweiten Schluck.

Der Abgang ist wieder sehr lang, leicht säuerlich, zestig und wechselt dann ins frisch-fruchtige mit etwas Mango Lassi. Wenn ich nicht wüsste, dass eine Aromatisierung bei Armagnacs verboten ist, könnte man auch kurz denken das hier nachgeholfen wurde. Ein sehr spezieller Stil, auf den man sich einlassen muss, eben wie ein alter Agricole, dann aber sehr viel Freude bringen kann.

-92/100-

Cheers!