Barconvent am Mittwoch. Es ist später Nachmittag und die Hallen lichten sich langsam. Die beste Zeit mit den Menschen an ihren Ständen ins Gespräch zu kommen. Und genau das haben wir gemacht und dabei eine spannende Entdeckung gemacht: Die Brennerei Feller. Angezogen hat uns natürlich ihr Rum. Aber ich nehme es schonmal vorweg. Wir haben auch andere fantastische Spirituosen gefunden.

Brennerei Feller

Aber bevor es um die Spirituosen geht wollen wir natürlich noch ein paar Worte über die Brennerei verlieren. Bereits seit 1820 besitzt die Familie Feller das Brennrecht. Damals war die Familie Feller noch in Balzholz bei Nürtingen ansässig. Die Brennerei Feller in Regglisweiler wurde 1903 von August Feller gegründet. Heute führt Roland Feller zusammen mit Raisa Bezede in der fünften Generation das Unternehmen. Der verantwortliche Brennmeister ist Werner Huber, mit dem wir auch ausgegiebig gefachsimpelt haben.

Das Obst stammt überwiegend aus naturbelassenen Streuobstwiesen, die auch der Brennerei gehören und sich über eine Fläche von drei Hektar erstrecken und so Platz für ca. 200 Hochstammbäumen bieten. Ganz besonders stolz ist man auf die teilweise sehr alten Obstsorten. Auf den Streuobstwiesen wird auch Singvögeln eine neue Heimat geboten. In Kooperation mit Peter Thoma, dem Vorstand von NABU, wurden imit einem eigens dafür ins Leben gerufenen Jugendprojekts Nistkästen auf dem gesamten Gelände installiert. Unter den Dächern von Häusern und Ställen wurden Schwalbennester geschaffen. Räubvögel und Turmfalken leben im Dach des Whiskylagers. Im Mai 2019 wurde ein riesiges Schwalbenhotel errichtet.

Aber auch sonst hat man sich dem Umweltschutz und entsprechnder Nachhaltigkeit verschrieben. So wird zum Beispiel die Produktion und das gesamte Brennerei-Gelände mit regenerativer Bioenergie aus regionalem Biogas betrieben.

Produktpalette der Brennerei Feller

Wie es sich für eine klassische deutsche Brennerei gehört bildet die Basis natürlich Obstbrand. In der „Edle Brände“ Kollektion werden die Klassiker wie Apfel, Birne, Pflaume, Kirsche und Quitte für einen wie wir finden sehr guten Preis in die Flasche gebracht.

Dann gibt es als nächstes die Kategorie der Premium Spirituosen. Diese Destillate werden mit besonderen Früchten wie Blutorange, Mandarine, Goldaprikose, Eberesche oder Ingwer hergestellt und bis zu 6-fach gebrannt. Das habe ich so von einem Obstbrenner noch nie gehört und verorte ich sonst in der Herstellung von Wodka. Aus dieser Kategorie haben wir den Mandarinenbrand gekostet. Und ja, es handelt sich tatsächlich um einen Brand und nicht um einen Geist. Aromatisch gab es dann auch tatsächlich deutliche Unterschiede zu den weit verbreiteten Geisten. Der Brand erschien uns deutlich feiner und weniger wuchtig wie ein Geist, dafür aber aromatisch noch näher an der Frucht und nicht nur an der Schale. Zu dieser Kategorie zählen auch noch der mittlerweile in jeder Brennerei obligatorische Gin und Vodka.

Ein weiteres großes Feld bei Feller bilden die Liköre. Aktuell bekommt man 32 verschiedene im Onlineshop. Sie werden auf einer Sahne- oder Fruchtbasis hergestellt. Wir haben den Himbeer-Limes Likör gekostet und waren davon sehr angetan. Von einem Freund wurde uns zu einem späteren Zeitpunkt der Pistazienlikör ans Herz gelegt, da waren wir aber leider schon lange wieder in einer ganz anderen Halle unterwegs.

Aus überweigend eigenem Anbau stammen auch die Rohstoffe für die Whisky Linie „Augustus“, die wir leider nicht probiert haben. Das ärgert mich im Nachgang sehr, weil ich bei meiner Recherche darauf gestoßen bin, das einige der Whiskys mit extrem hohen Punktzahlen (bis zu 96/100) in Jim Murrays Whiskybible aus dem Jahr 2022 ausgezeichnet wurden. Die Whiskys werden ebenfalls 6-fach gebrannt und aus Weizen, Dinkel, Mais, getorften schottischen Malz, regionalen Gerstenmalz und Roggenmalz erzeugt. Feller spielt also die gesamte Whiskyklaviatur. Gelagert werden die Whiskys in allen möglichen Fässern.

Und dann gibt es zum Schluss auch noch die Rums denen wir uns jetzt widmen wollen!

Rumreich

Wir haben im Laufe der Jahre viele deutsche Rums im Glas gehabt und auch einige davon auch vorgestellt. Die meisten deutschen Rums sind als Basisdestillat eher weniger spannend und wenig aromatisch. Erst das Fass gibt dem Rum den wesentlichen Teil seiner Aromatik. Deswegen waren wir sehr positiv überrascht als wir vor ein paar Wochen die neuen Abfüllungen von Gerhard Büchner probiert haben und in seinem Basisrum richtig viel Aroma vorgefunden haben. Und genau das gleiche Erlebnis hatten wir bei Feller.

Rumreich White Rum

Die Basis ist Melasse aus Nicaragua, die eigens für diesen Rum ausgesucht wurde. Die Melasse wird anschließend mit speziellen karibischen Rumhefen versetzt, wie uns Werner Huber stolz berichtete. Gepaart mit einer sehr langen Gärungszeit und einem ganz bestimmten Destillationsverfahren, das er nicht weiter ausführte, entsteht so ein Rum mit einem Estergehalt um die 300gr/hlpa. Die Jamaikafans unter euch werden diesen Rum also sofort als einen Rum mit dem zumindest im Bezug auf den Estergehalt vergleichbaren Wedderburn Marque identifizieren. Das ist in Jamaika nicht die Sperrspitze aber außerhalb Jamaikas sehr viel. Über den Anteil von anderen volatilen Bestandteilen gab es keine Aussagen vom Brennmeister. Nach der Destillation ruht der Rum einige Zeit in Tanks und wird dann mit 55,8% in die Flasche gebracht. Wie bei Büchner freuen wir uns hier über den Mut der Brennerei neue Wege zu zu gehen. Eine 0,5 Liter Flasche kostet 29€.

Die Nase startet mit extrem fruchtigen Estern, die an tropische Früchte und die heimische Streuobstwiese erinnern und etwas Nagellack. Daneben ein dezente Spur Gewürze und frische, leicht grasige Aromen. Wir fühlen uns direkt wohl mit diesem Duft.

Am Gaumen fällt uns sofort die sehr gute Alkoholeinbindung und die schöne Öligkeit auf. Aromen von Limette und etwas Ananas, wieder etwas Nagellack, und Pfeffer bestimmen die Aromatik, die von etwas frischen Tabakblättern, Lakritz und floralen Aromen ergänzt werden. Ein sehr spannender Rum, der uns direkt abgeholt hat.

-79/100-

Rumreich Cognac Cask 8 Jahre

Wie es der Name bereits sagt wurde dieser Rum für acht Jahre in einem ehemaligen Cognacfass gelagert und anschließend mit 45% abgefüllt. Es gibt ihn in der 200ml Flasche für 17€ und in der 500ml Flasche für 39€.

Auch hier ist die Nase sehr fruchtig aufgeladen: Himbeeren, Birnen, Trauben und tropische Früchte. Daneben Holznoten, Vanille, etwas frische Minze, Anis, dezente Melassearomen und Lösungsmittel. Die Nase wirkt schön rund und recht komplex.

Im Geschmack schmeckt man dann noch etwas mehr vom Cognacfass: Trauben, Himbeeren und Kirschen, Holz und noch Vanille bilden die wesentlichen Aromen, die noch von ein paar Gewürzen umrahmt werden. Der recht lange Abgang zeigt sich eher holzig, jedoch ohne eine wesentliche Bitterkeit.

-77/100-

Rumreich Ruby Port Cask 8 Jahre

Der Portcask lagerte zunächst sechs Jahre in einem Bourboncask und anschließend noch einmal zwei Jahre in einem ehemaligen Ruby Port Cask. Die Abfüllung erfolgte mit 46,8%. Die 0,5 Liter Flasche kostet 42€.

Die Nase ist beerendominiert mit zusätzlich Trauben, viel Vanille, gerösteten Holz, etwas Melasse und verschiedenen Gewürzen. Im Antrunk kommt eine beerige Süße an, die von Vanille, Zitrusschalen und etwas Lakritze umspielt wird. Im Hintergrund haben wir noch das Gefühl etwas Walnuss zu finden. der Alkohol ist sehr gut eingebunden. Die Cognacvariante gefällt uns aber besser, auch wenn dieser hier einen höheren „Sipping-Faktor“ hat.

-75/100-

Rumreich Sherry Cask 8 Jahre

Und nun kommen wir zum typischen PX-Sherry-Cask Finish. Werner erzählte uns dazu wie schwer es sei wirklich echte Sherry Fässer zu bekommen und das deswegen die meisten Abfüller „etwas tricksen“ und diese „impfen“. Er habe aber ein echtes Fass mit einer sehr hohen Qualität ergattern können. Der Stolz war ihm anzusehen. Nach sechs Jahren im Bourbon Fass zog der Rum dann für ein zweijähriges Finish in dieses Sherry Fass um.

Die Nase sagt uns auch gleich das es sich eindeutig um einen sehr süßen Sherry handelt. Aromatisch finden wir Trauben, Himbeeren, getrocknete Datteln, etwas junge Tabakblätter, Holz und etwas Vanille. Am Gaumen kommt dann ebenso diese Süße an, gepaart mit Aromen von Rosinen, Mirabellen, dunkler Schokolade, Zimt, Holz und floralen Aromen. Beim Abgnag bleibt eine dezente Süße zurück.

-76/100-

Cherrs!