Wir waren vor einigen Tagen auf dem Bottle Market in Bremen. Das Praktische an solchen Messen: Wer genau hinschaut findet regelmäßig einen Sneak Peek. Oder wie in diesem Fall auch gleich zwei. Diesmal hatten wir diese Chance bei Klaus Heuer von der Flensburg Rum Company, denn er hatte zwei Abfüllungen im Gepäck, die in den nächsten Tagen auf den Markt kommen. Bei uns bekommt ihr das Review bereits vorab.

Heute im Test:

  • Flensburg Rum Company African & Asian Fusion
  • Flensburg Rum Company T.D.L. 2002

Flensburg Rum Company African & Asian Fusion „The Best of two Continents“

African & Asian Fusion, das lässt uns natürlich sofort an die MIM Brennerei in Ghana und an Sampan in Vietnam denken. Ein Blick auf die Rückseite bestätigt unseren Verdacht. Zumindest was die Produktionsländer betrifft, denn eine Brennerei wird dabei nicht genannt. Nur das es sich um Pot-Still-Rum aus Ghana und Cane Juice Rum aus Vietnam handelt. Aber wir gehen davon aus das es sich um genau diese Erzeuger handelt. MIM hatten wir ja bereits bei der grandiosen Abfüllung von Fabian aka „Honey Batcher“ im Test. Sampan ebenso. Nun gibt es das Ganze als Blend, der eine unbestimmte Zeit in Fässern aus amerikanischer Eiche reifen durfte. Die Abfüllung erfolgt mit entspannten 45,2%. Eine 0,7 Liter Flasche soll für um die 50 Euro auf den Markt kommen.

In der Nase finden wir fruchtige Banane, Zitrusfrüchte und Streuobst, die von etwas Klebstoff und pflanzlichen Aromen ergänzt werden. Eine angenehme vanillige Süße schwingt dazu auch noch mit. Die Nase erinnert mich extrem an den Swell de Spirits „Easy Peasy“ Blend, über den ich leider nie etwas geschrieben habe.

Am Gaumen kommen dann zunächst deutlich mehr Holzaromen zum Vorschein, ehe auch dann die gelbfruchtigen Aromen, ein paar Ester und Honigaromen zum Vorschein kommen. Auch finde ich wieder an Agricole erinnernde pflanzliche Aromen und getrocknete Blumen. Im Finish bleibt es leicht holzig mit einer angenehmen Frucht-Honigsüße.

Ohne es getestet zu haben: Mixt euch einen El Rey! Schmeckt komplett anders als das Original, aber verdammt lecker. Hatten wir nämlich aus dem oben genannten Blend auf dem German Rum Festival gemacht und hat hervorragend funktioniert.

Der Blend funktioniert und schmeckt mir sehr gut und bringt einen wunderbar fruchtigen Aromenmix ins Glas. Wird im Drink ganz sicher eine Bombe sein und reißt auch kein großes Loch in den Geldbeutel.

-80/100-

Flensburg Rum Company T.D.L. 2002 -2023

Hier handelt es sich natürlich um ein ganz anderes Kaliber. Rum aus Trinidad erfreut sich in der Rumgemeinde großer Beliebtheit. Einige Jahrgänge haben sich dort als besonders beliebt herausgestellt. Einer dieser Jahrgänge ist der hier im Glas befindliche 2002er Jahrgang aus der T.D.L.

Die Lagerung fand komplett kontinental in 2 Fässern statt, die zuvor mit Armagnac und Cognac vorbelegt waren und zu gleichen Teilen miteinander vermählt wurden. Anschließend folgte noch ein knapp einjähriges Finish in einem Ruby-Port-Fass. Eine sehr ungewöhnliche Kombination von Fässern und Finish, die mich aber total anspricht. Der Rum wurde in Fassstärke mit 46,5% abgefüllt.

Der T.D.L. spielt natürlich schon in der Nase in einer ganz anderen Liga. Minze, Menthol, verbrannter Zucker, viel Holz, dunkler Kakao, Gewürze und auch dreckige Aromen strömen mir entgegen. Sehr wuchtig und kräftig. Im Hintergrund schwingen dezente Noten von roten Früchten mit. Da hätte ich bei den Fässern und dem anschließenden Finish mit mehr Traube gerechnet.

Im Geschmack zunächst weinige Noten, die dann in die Aromen der Nase kippen und intensiver werden: Wieder viel Minze und Menthol, etwas verbrannter Gummi, Holz, Kakao und noch etwas Espresso. Dazu Gewürze wie Pfeffer und Nelke. Es ploppen immer mal dezente Zitrustöne dazwischen auf. Etwas verbrannten Zucker kann ich auch schmecken. Der Rum ist dezent adstringierend.

Im langen Abgang finde ich wieder Minze, rote Früchte, Gewürze und etwas Bergamotte. Am Ende leicht süße Noten.

Zwei Abfüllungen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten! Beide machen aber sehr viel Spaß. Beim Trinidad würde mich jetzt sehr interessieren, wie die Rums nur mit dem Armagnac- und dem Cognacausbau geschmeckt hätten. Also auch ohne das Ruby-Port-Finish. Vor allem der Ausbau im Armagnacfass wäre extrem interessant, da man das ja sehr selten findet. Toll auf jeden Fall, dass Flensburg Rum Company weiter experimentiert und Neues wagt.

-85/100-

Cheers!