Wer kennt es nicht: Man steht vor dem Spirituosenregal, der Blick wandert über die Fruchtliköre, und man fragt sich unwillkürlich, in welchem Labor wohl das nuklear-grüne Midori oder das schockrosa Passoá entstanden sind. Diese Getränke schmecken ungefähr so nach echter Frucht wie ein Gummibärchen nach einem Apfel.
Zum Glück kehrt allmählich die Natürlichkeit zurück. Immer mehr Bartender haben genug von künstlichen Aromen und Farbstoffen, die einen Cocktail zwar Instagram-tauglich machen, aber geschmacklich eher an Bonbons aus der Drogerie erinnern. In diese Lücke stößt Chinola – ein Fruchtlikör, der tatsächlich nach Frucht schmeckt. Simone Bodini, Brand Ambassador der Marke, kämpft zwar täglich mit der Aussprache des Namens (“Chinola, nicht Kinola!”), aber seine Begeisterung für das Produkt ist ansteckend. Die Geschichte dahinter ist typisch amerikanisch: spontan, etwas verrückt und am Ende genial.
Mike, der Gründer aus Miami, hatte ursprünglich andere Pläne. Nach einem Studienabschluss aus wohlhabender Familie wollte er die Welt bereisen und landete – warum auch immer – in Sri Lanka. Dort faszinierte ihn die Allgegenwart der Kokosnuss, und er entwickelte die Idee, frisches Kokoswasser in die USA zu exportieren.
Doch die wahre Eingebung kam später, bei einem Kurztrip von Miami in die Dominikanische Republik – für Amerikaner etwa wie für Deutsche früher für einen Wochenendtrip nach Rimini zu fahren. Überall stieß er auf lokale Fruchtlikör-Produzenten, die mit frischen Früchten arbeiteten. “Wir reden hier von einer Zeit, in der Fruchtliköre bedeuteten: Midori, Passoa, Marie Brizard”, führt Bodini aus. “Also neongrün oder schockrosa. Sehr merkwürdige Früchte, würde ich sagen.”
Die Geschichte von Chinola
Der Schlüssel zum Erfolg war die Begegnung mit einem österreichischen Brenner – ein Destillateur, der sein Glück in der Dominikanischen Republik suchte. “Ich mag Österreich, aber vertrauen Sie mir, das Wetter ist dort drüben besser”, scherzt Bodini. Dieser Brenner stellte authentische Fruchtliköre her, die Mike so begeisterten, dass er sie unbedingt in die USA bringen wollte.
Das Problem: Die Liköre trennten sich wie gefrorene Cocktails, oxidierten und wurden bräunlich. “Und niemand will etwas Bräunliches trinken, es sei denn, es sind braune Spirituosen”, so Bodini pragmatisch. Die Lösung lag in der Kontrolle des gesamten Prozesses – von der eigenen Farm bis zur Flasche. Vier Jahre, von 2012 bis 2016, investierte er, bis am Ende Chinola stand. Benannt übrigens nach der lokalen Bezeichnung für Passionsfrucht in der Dominikanischen Republik.
Übrigens: Der Name Passionsfrucht hat nichts mit romantischen Vorstellungen zu tun, sondern mit der christlichen Passion. Die Blüte der Pflanze erinnerte spanische Missionare an die Kreuzigung Christi – die Stempel ähneln Kreuz, Hammer und Nägeln. Eine durchaus ernste Namensgeber für eine Frucht, die heute hauptsächlich in Cocktails landet.
Das charakteristische Hellblau des Labels auf der Flasche ist wiederum eine Hommage an Larimar, einen in der Dominikanischen Republik einheimischen Edelstein. “Larimar kommt von ‘Larissa’ – der Tochter des Entdeckers – und ‘mar’ für Meer”, erklärt Bodini.
Farm to Bottle: Der Chinola-Prozess
Die Produktion findet auf einer eigenen Farm im Valle de Samaná statt, direkt am Meer. Dort haben die Amerikaner nicht nur Plantagen angelegt, sondern auch gleich die Infrastruktur mitgebaut: Straßen, Brücken, Wasserbrunnen. Was als Geschäftsidee begann, hat einer ganzen Region geholfen – ein netter Nebeneffekt für alle Beteiligten.
Der Produktionsprozess ist überraschend einfach: Die reifen Passionsfrüchte werden mechanisch gepresst, anschließend in einer großen Zentrifuge getrennt. “Die Schale wird zu Dünger, die Samen zu Kosmetikprodukten – die Öle sind gut für die Hautpflege, falls Sie über 40 sind”, erklärt Bodini mit einem Augenzwinkern. Der reine Fruchtsaft wird dann mit hochprozentigem Zuckerrohr-Neutralalkohol (96,4% Vol.), Zucker und einem Hauch dominikanischen Rums gemischt. Keine Farbstoffe, keine Chemie, kein Labor-Hokuspokus.
- NATÜRLICHE ZUTATEN: Chinola Passion Fruit Liqueur wird zu 100% aus frischer Passionsfrucht hergestellt.
- AUSGEFEILTE REZEPTUR: Die Basis des Likörs ist ein Destillat aus frischem Zuckerrohr, das mit einer kleinen Menge…
Chinola hat 21 Volumenprozent und kostet mit etwa 25 Euro für 0,7 Liter mehr als die üblichen Verdächtigen im Spirituosenregal. Das überrascht nicht, denn Qualität hat ihren Preis. Wer jahrelang leuchtend-roten Passoa getrunken hat und dann echten Passionsfrucht-Likör probiert, versteht schnell den Unterschied. Es ist wie der Wechsel von Instantkaffee zu frisch gerösteten Bohnen – theoretisch dasselbe Getränk, praktisch verschiedene Welten.
Perfekt für den Porn Star Martini
Interessant ist, dass Chinola von einem Cocktail-Revival profitiert, das eigentlich schon über zwanzig Jahre alt ist: dem Pornstar Martini. Der Name ist gewöhnungsbedürftig, der Drink aber durchaus seriös. 2002 in London erfunden, erlebt er gerade eine Renaissance –hier und da auch unter dem diskreteren Namen “Passion Star Martini”.
Die Mischung aus Vanilla-Vodka, Passionsfrucht-Likör, Limettensaft und einem Sidecar-Champagner trifft den aktuellen Zeitgeist perfekt: nostalgisch genug für die Zweitausender-Jahre, aber mit hochwertigen Zutaten aufgewertet. Chinola funktioniert hier prima als Basis – authentisch genug für Tiefe, ohne aufdringlich zu werden.
“Es ist die perfekte Verschmelzung von Nostalgie und Neuheit”, erklärt Nelson Lemus, Global Brand Ambassador für Chinola. “Er bringt die Energie der frühen 2000er zurück – kühn, glamourös, etwas rebellisch – aber mit der heutigen Obsession für Qualitätszutaten und frischen Geschmack.”
Das Rezept nach Chinola-Art:
- 30 ml Chinola Passionsfrucht-Likör
- 45 ml Vanilla Vodka
- 20 ml Limettensaft
- 15 ml Zuckersirup
- 45 ml Schaumwein (als eigenes Glas)
Der Schaumwein wird traditionell separat serviert und ist Teil des Rituals. “Man nippt zuerst am Cocktail, um die Passionsfrucht-Vanille-Kombination zu genießen, dann nimmt man den Schaumwein als frischen Gaumenreiniger”, erklärt Lemus.
Chinola Mango: Die zweite Perle
2024 kam die logische Erweiterung: Chinola Mango. Drei Mangosorten (Banilejo, Keitt und Kent) werden hier zu einem Likör verarbeitet, der mit einem Hauch Passionsfrucht verfeinert wird. Auch hier gilt das Reinheitsgebot: 100 Prozent frische Frucht, 21 Prozent Alkohol, keine Kompromisse. Das Ergebnis schmeckt tatsächlich nach Mango – nicht nach dem, was man aus Bonbons oder Eistee kennt, sondern nach echter, sonnengereifter Frucht.
- FRISCHE ZUTATEN: Chinola Mango Liqueur wird zu 100% aus frischer Mango und Passionsfrucht hergestellt.
- AUSGEFEILTE REZEPTUR: Die Basis des Likörs ist ein Destillat aus frischem Zuckerrohr, das mit einer kleinen Menge…
Dieses Jahr kam in den USA die neueste Variante mit Ananas. “Jedes Mal, wenn Bartender Ananas sehen, werden sie aufgeregt”, schmunzelt Bodini. “Aber werden Sie nicht zu aufgeregt – sie wird vermutlich erst in ein bis zwei Jahren nach Europa kommen.” Vertrieben werden beide Chinola-Liköre hierzulande von Perola.
Die Mango-Variante funktioniert besonders gut in Margaritas und Mimosas. Das Rezept:
- 30 ml Chinola Mango Likör
- 120 ml Sekt
Gekühlten Chinola Mango in ein Sektglas geben. Mit gekühltem Sekt auffüllen. Vorsichtig umrühren. Mit einer Limettenspirale garnieren.
Lest auch:
Künstlich vs. Natürlich: Myriam Hendrickx über die Unterschiede bei bei Likör-Aromen
Sieben ungewöhnliche Mai Tai Twists, die ihr probieren müsst
Letzte Aktualisierung am 22.08.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API