Bar Convent Berlin 2025: Unsere Neuentdeckungen

Blick auf die Messe Berlin, Veranstaltungsort des Bar Convent Berlin

Inhaltsverzeichnis

Wenn die Messe Berlin im Herbst ihre Hallen öffnet und ein Hauch von Rauch, Zitrus und Eichenholz in der Luft liegt, dann ist es wieder Zeit für den Bar Convent Berlin. Drei Tage lang pulsiert die Hauptstadt als Herz der internationalen Bar-Community. Der Convent ist längst mehr als eine Messe – er ist ein Treffpunkt für die Bar-Community.

Gestartet Mitte der 2000er durch die Fachzeitschrift Mixology – 2015 ging die Messe an den Veranstalter Reed Exhibition – ist der Convent heute eine internationale Plattform und die bedeutendste Fachmesse für Bar & Getränke in Europa.

Für den Bar Convent Berlin 2025 meldet der Veranstalter 12.100 Fachbesucher:innen. Das ist deutlich weniger als im letzten Jahr. Dafür gab es die leicht gesteigerte Anzahl von 566 Aussteller aus 50 Ländern.

Wir waren selbstverständlich auch vor Ort und möchten auch an dieser Stelle unser Highlights vorstellen.

Brennerei Humbel

Die Kirschprofis aus der Schweizer Brennerei Humbel mit Sitz in Stetten im Kanton Aargau waren in diesem Jahr wieder präsent. Wir waren mit dem Rum-Fachmann Pascal Kählin, Mitinhaber des Zürcher Shops J.B. Labat im Gespräch und haben hervorragende Brände entdeckt, die sich von klassischen Obstbränden abheben.

Die Sonderedition Nr. 11.1 des Muscat Bleu durfte 11 Monate im Maischeholzfass lagern. In der Nase florale und fruchtig frische Noten, ergänzt durch feine Vanille und Karamelltöne. Am Gaumen mit einem komplexen Zusammenspiel zwischen Fruchtnoten und dezenten Holzaromen und einer sehr dezenten Süße.

Der Edition Nr. 2.3 von der Basler Langstieler Kirsch Zwyssig im Maische-Holzfass ist wild im Maischebottich vergoren. Ich der Destillation lagerte der Brand in ebendiesem Fass. Das brachte dem Brand neben seinem sortentypischen Aroma zusätzliche Aromen von Rosinen, Vanille, Holz und melasseartigen Aromen. Sehr komplex und einzigartig.

Abseits der berühmten Basler Langstieler Kirsche hat Hummel nach den wildvergorenen Brand von der Schattenmorelle mit der Bezeichnung 4.1 im Portfolio. Ein ausdrucksstarker Kirschbrand mit ausgeprägter Steinaromatik, viel Frucht und leicht mineralischen Anflügen.

Planteray/Ferrand

Bei Ferrand gab es wie in jedem Jahr einige Neuerungen zu probieren. Uns sprang sofort der Ferrand Dry Curacao Tropical ins Auge, dem dritten Curacao von Ferrand. Im Unterschied zum klassischen Dry Curacao, dessen Basis ein Cognac ist, kommt bei der neuen Abfüllungen Rum aus der West Indies Rum Distillery aus Barbados als Basis zum Einsatz. Die Basis wird wie beim Klassiker ebenso mit Orangendestillat vermählt und mit einer Mischung aus gebranntem und nicht gebranntem Zucker gesüßt. Kommt bald auf den deutschen Markt und wird günstiger als der Curacao auf Cognacbasis werden. Aromatisch kann man die Unterschiede nur im direkten Vergleich schmecken. Wir würden dem Tropical eine minimal ausgeprägtere Fruchtigkeit und etwas mehr Leichtigkeit attestieren. Aber alles nur in feinsten Nuancen.

Die neue One Time Limited aus Trinidad wurde mit einem 22 jährigen Rum aus der T.D.L abgefüllt und Planteray-typisch einem Cognacfass gefinished und anschließend ohne Dosage mit 47,9% in knapp über 300 Flaschen abgefüllt. Dabei blieben die klassischen Noten der Brennerei erhalten und wurde durch das Finish etwas gezähmt. Hat uns ausgezeichnet gefallen. Für um die 70€ soll, die Abfüllungen in den Handel kommen. Ein sehr guter Preis für die ausgezeichnete Qualität.

Ebenso spannend war der neue Mr. Fogg Sail 2, dem Nachfolger zum Mr. Fogg Sail 1 Navy-Blend aus dem letzten Jahr. Die Rezeptur wurde leicht verändert, der Blend beinhaltet nun zum Beispiel auch einen Rhum aus Zuckerrohrsaft aus der Brennerei Saint Aubin auf Mauritius. Dazu demnächst mehr.

Chinola Pineapple

Bei Chinola gab es dieses Jahr die Erweiterung des Portfolios zu probieren. Chinola hat sich dieses Mal der Ananas angenommen und damit ihre Range logisch ausgebaut. Basis bleibt ein Rum aus Zuckerrohrsaft, der durch einen Ananassaft ergänzt wird. Schmeckt genau wie es klingt: Ananas in seiner Reinform. Keine überreife Ananas, keine destillierte Ananas, einfach Ananassaft mit kaum spürbarem Alkohol. Die Ananas wird jedes Frühjahr in der Dominikanischen Republik geerntet. Soll Anfang nächsten Jahres nach Deutschland kommen.

Van Nahmen Juicy Tea

Die Van Nahmen Juicy Tea bzw. Sparkling Juicy Tea Linie steht für ein Konzept alkoholfreier Getränke, das auf der Verbindung hochwertiger Fruchtsäfte mit fein abgestimmten Tee-Extrakten beruht. Die Getränke werden auf Basis von Direktsäften aus traditionellem Van Nahmen-Obstanbau hergestellt und mit kalt aufgegossenen Teesorten vermählt. Ziel ist es, eine geschmacklich anspruchsvolle, alkoholfreie Alternative zu Wein oder Sekt zu schaffen.

Van Nahmen Juicy Tea

Der Sparkling Juicy Tea Verbena Jasmine Riesling kombiniert den fruchtig-säuerlichen Charakter von Riesling-Traubensaft mit den zarten floralen Noten von Jasmin und der kräuterig-zitronigen Frische der Verbene. Eine leichte Minznote rundet das Profil ab. Der Rose Darjeeling Rhubarb basiert auf Darjeeling-Tee, Rosenwasser und Rhabarbersaft. White Tea Tahiti Vanilla Quince setzt auf weißen Tee in Verbindung mit Quitte und Tahiti-Vanille. Sehr cremig mit subtiler Süße. War mein Favorit. Alle Sorten sind in Bio-Qualität und beinhalten keine Aromen.

Compagnie des Indes

Den französischen Abfüller Compagnie des Indes (CDI) haben wir lange nicht auf einer Messe gesehen, deswegen haben wir uns direkt an den Stand begeben als wir ihn erspäht haben. Wir haben die Boulet de Canon 15 und die Abfüllung La Sirene verkostet. Zwei Rums die von ihrer Machart unterschiedlicher nicht sein könnten.

Die limitierte Boulet de Canon ist ein Rum, der 16 Monate in einem alten Fass reifte, das in französischen Röstereien zur Gärung des Kaffees verwendet wurde. Er bietet intensive und Noten von geröstetem Kaffee, Rum und etwas Gebäck.

Die ebenfalls limitierte La Sirène ist ein Blend aus zwei gereiften Rumsorten. Der erste ist ein kubanischer Rum aus dem Jahr 2009, der drei Jahre in ehemaligen Ratafia-Champagnerfässern reifte. Der zweite, aus Paraguay, reifte sieben Jahre lang, bevor er zwölf Monate in ehemaligen französischen Whiskyfässern reifte. Das Ergebnis sind Aromen von Toffee, Kakao, etwas Leder und dezenten Fruchtanklängen mit etwas Getreide.

Bruichladdich 18

Der Bruichladdich 18 ist ein Single Malt Whisky von der schottischen Insel Islay, der für den ungetorften Stil der Bruichladdich Distillery steht. Anders als viele seiner Nachbarn auf Islay verzichtet er vollständig auf Rauch oder Torf und präsentiert stattdessen die maritime Aromen und fruchtige Tiefe, die das Haus seit seiner Wiedereröffnung im Jahr 2001 prägen. Der Whisky reifte vollständig auf Islay, überwiegend in ehemaligen Bourbonfässern, ergänzt durch ausgewählte Wein- und Dessertweinfässer wie Sauternes und Port.

Im Glas zeigt sich der Bruichladdich 18 mit einer leuchtend goldenen Farbe und einem Bouquet aus Honig, Butterscotch und Zitrusfrüchten, begleitet von floralen Nuancen und einem Hauch Meersalz. Am Gaumen entfalten sich Noten von reifen tropischen Früchten, Vanille und sanftem Eichenholz, die in Würze, Ingwer und maritime Akzenten übergehen. Der Abgang ist lang und weich, mit einem zarten Nachklang von Eiche und kandierter Orange.

Octomore 16-Serie

Die Octomore 16-Serie von Bruichladdich setzt die Tradition der jährlich erscheinenden, besonders rauchigen Islay-Single Malts fort. Wie in den Vorgängerreihen liegt der Fokus auf der Verbindung von hoher Phenolintensität, transparenter Rohstoffherkunft und differenzierter Fassreifung. Die Serie wurde 2024 vorgestellt und umfasst vier Abfüllungen: 16.1, 16.2, 16.3 und 16.4. Die Variante 16.4 gab es nicht vor Ort.

Octomore 16.1 wurde aus schottischer Concerto-Gerste destilliert, die auf 101,4 ppm getorft wurde. Die Reifung erfolgte fünf Jahre lang ausschließlich in First-Fill-Bourbonfässern. Mit 59,3 % vol. präsentiert sich der Whisky in klassischer Octomore-Manier – betont rauchig, mit Noten von Vanille, Karamell, Zitrus und einem trockenen, salzigen Rauch.

Octomore 16.2 ist die experimentellste Abfüllung der Reihe. Hier wurden unterschiedliche Fasstypen kombiniert – unter anderem Oloroso-Sherry, Moscatel- und Rotweinfässer. Das Ergebnis ist ein komplexes Aromaprofil mit Noten von Trockenfrüchten, dunkler Schokolade und süßem Rauch. Der Alkoholgehalt liegt ebenfalls bei 58,1 % vol.

Octomore 16.3 stammt vollständig von der Octomore Farm auf Islay und ist damit ein Single-Farm-Malt. Die Gerste wurde auf 189,5 ppm getorft, was ihn zur rauchigsten Abfüllung der Serie macht. Gereift wurde er in einer Kombination aus Bourbon-, Sauternes- und Pedro-Ximénez-Fässern. Mit 61,6 % vol. zeigt er ein intensives, aber ausgewogenes Zusammenspiel aus Torf, Süße, Meersalz und Frucht.

Bottled Cocktails

Es ist, als hätte die Branche kollektiv beschlossen, den Shaker gegen die Flasche zu tauschen. Überall auf dem Bar Convent Berlin 2025 schimmerten sie: Reihenweise kleine Glaszylinder, mal schlicht etikettiert, mal mit künstlerischem Anspruch, gefüllt mit ready-to-drink-Cocktails, die kaum noch etwas mit den industriellen Produkten vergangener Jahre gemein haben. Es gibt sie mit Alkohol oder auch ohne.

Die neue Generation der Bottled Cocktails wirkt erwachsener, hergestellt mit bemerkenswerter handwerklicher Konsequenz. Negronis mit einzeln infundierten Bitters, Martini-Variationen, Manhattan-Pre-Batches, die über Monate in Holz reifen. Nicht mehr als Notlösung für Events, sondern als eigene Disziplin zwischen Haltbarkeit und Aromastabilität. Sie ersetzen natürlich immer noch keinen Besuch in einer Top-Bar, aber sie haben qualitativ enorm aufgeholt und zaubern auch zu Hause Drinks ins Glas, die man auf der Reeperbahn oder Volksfesten vergeblich sucht.

VeggWhite

Wo früher frische Eier als unabdingbarer Bestandteil von Sours und Fizzes galten, greifen heutige Bartender immer häufiger zu einer pflanzlichen Alternative, allein schon weil es viele Kunden gibt, die vegetarisch oder gar vegan leben. Eine in unseren Augen sehr gute Alternative zum Ei haben wir auf dem Barconvent gefunden: VeggWhite.

Dieses aus fermentierten Hülsenfrüchten gewonnene Proteinpulver imitiert die Eigenschaften des Hühnereiweißes nahezu perfekt. In Verbindung mit Säure und shaken entsteht ein stabiler Schaum, der nicht nur optisch überzeugt, sondern auch eine schöne Textur verleiht. Anders als viele andere Ersatzprodukte bleibt VeggWhite geschmacksneutral, geruchsarm und hygienisch unbedenklich.

Rumtrails von Elixir Distillers

Die Rumtrail-Serie von Elixir Distillers (besser bekannt durch die Black Tot Reihe) ist eine Abfüllungsreihe, die sich auf authentische, herkunftsbezogene Rums verschiedener Destillerien und Länder konzentriert. Sie wurde entwickelt, um die Vielfalt klassischer Rumstile weltweit zu zeigen – von der schweren, esterreichen jamaikanischen Tradition bis zu leichteren, melassebasierten Destillaten aus Belize, Fiji oder Australien.

Jede Abfüllung innerhalb der Linie wird sortenrein und ohne Zusatzstoffe abgefüllt, meist in Fassstärke oder leicht reduzierter Trinkstärke, um den ursprünglichen Charakter des Rums zu bewahren. Elixir Distillers legt dabei besonderen Wert auf Transparenz, indem Herkunft, Brennverfahren, Alterung und Fassart klar angegeben werden.

Aperitivo Carissima Alkoholfrei

Der Carissima Aperitivo ist ein moderner Bitterlikör aus der italienischen Destillerie Fratelli Francoli. Seine Hauptaromen – Granatapfel und Sauerkirsche – verbinden fruchtige Süße mit dezenter Bitterkeit und feiner Säure. Im Glas wirkt er rund und floral, mit Noten von Blutorange und Kirsche. Und das auch ohne Alkohol.

Tequila Rosaluz

Tequila Rosaluz ist eine vergleichsweise junge Marke aus der mexikanischen Tequila-Hochburg Jalisco, die sich im Premiumsegment positioniert. Produziert wird ausschließlich aus 100 % blauer Weber-Agave, ohne Zusatzstoffe, Farbstoffe oder künstliche Aromen. Damit folgt Rosaluz der Norm für „Tequila 100 % de Agave“, die eine vollständige Fermentation und Destillation aus Agavenzucker vorschreibt.

Besonders auffällig im Portfolio ist der Rosaluz Rosado, der durch eine Reifung in gebrauchten Cabernet-Sauvignon-Fässern aus französischer Eiche eine zart roséfarbene Tönung erhält. Der Einfluss des Rotweinfasses verleiht dem Destillat neben der Farbe auch feine Fruchtnoten und eine abgerundete Textur.

Mysty Zest

Misty Zest ist ein junges Unternehmen, das sich auf die Extraktion und Anwendung von Zitrusaromen spezialisiert hat. Das Konzept basiert auf der Gewinnung ätherischer Öle aus der Schale von Zitrusfrüchten, die anschließend in Form eines feinen Sprühnebels abgegeben werden. Jede 30-ml-Flasche enthält eine hochkonzentrierte Zitrusöl-Essenz, die über 200 präzise Sprühstöße ermöglicht. Dadurch kann das Aroma gezielt dosiert werden, ohne dass frische Früchte benötigt werden.

Das aktuelle Sortiment umfasst die Sorten Orange, Lemon und Lime; Erweiterungen um Yuzu und Grapefruit sind geplant. Die Produkte eignen sich sowohl zur Aromatisierung der Glasränder als auch zur Verfeinerung fertiger Drinks.

Cheers!

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