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Velier Takamaka – Rum von den Seychellen

Die Seychellen sind mein absoluter Sehnsuchtsort. Im September 2017 verbrachte ich in dem kleinen Inselstaat mitten im Indischen Ozean die Flitterwochen mit meiner Frau. Was im Übrigen der Hauptreisegrund auf die Seychellen ist, wie uns ein Einheimischer sagte. Neben unzähligen Sandstränden auf drei Inseln, Seychellen-Riesenschildkröten, einem tropischen Pflanz- und Gewürzgarten, einer Teeplantage, einer Trader Vic’s Filiale und Victoria, der kleinsten Hauptstadt der Welt, gab es auf den Seychellen auch noch die Trois Frères Distillery zu entdecken.

Dem Ort, an dem der Takamaka Rum entsteht.

Und auch wenn ich damals noch keinen Blog besaß hatte mich das Rumfieber schon einige Jahre fest im Griff.

Also machten wir auf unserer Entdeckungsreise auf der Hauptinsel Mahé auch dort Halt. Einige Sorten der Takamaka Rums hatte ich die Tage zuvor bereits gekostet. Und als dann im letzten Jahr die beiden Abfüllungen von Velier angekündigt wurden war ich natürlich sofort Feuer und Flamme. Nicht weil ich die Rums als unglaublich gut in Erinnerung hatte. Ich fühlte mich einfach sofort gedanklich dorthin zurück versetzt.

Dann hat es leider lange gedauert, weil die Abfüllungen schlecht verfügbar waren. Durch den Honey Batcher Fabian Hess habe ich aber nun doch die Flaschen in den Händen und freue mich auf den Test. Diesmal leider nicht am tropischen Strand, sondern im winterlichen Mitteldeutschland. Aber zunächst ein paar Information zur Brennerei.

Geschichte der Trois Frères Distillery

Die Trois Fères Distillery wurde erst im Jahr 2002 von Bernard und dessen Vater Robert d’Offray in La Plaine St André an der Ostküste von Mahé gegründet. Die Brennerei liegt direkt an der einzigen größeren Verbindungsstraße der Inseln. Ungefähr 60 Meter vom Indischen Ozean entfernt.

Die Neugierde an Rum bestand bei den Gründern schon deutlich länger. Roberts Vater, René Michel d’Offay, experimentierte bereits mit der kreolischen Spezialität des Rum Arrangé, einem Spiced Rum.

Im Jahr 2000 bestellten sich dann Vater und Sohn ein Buch über die Destillation von Spirituosen und begannen zu Hause die ersten Rums herzustellen. Das war aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit von Destillationszubehör gar nicht so einfach. Es musste improvisiert werden. Deswegen wurde z.B. der eigene Swimmingpool kurzerhand zum Kühlturm für den provisorischen Kondensator umfunktioniert. Hefe und Zucker kamen aus dem örtlichen Supermarkt. Als sich dann Bernards älterer Bruder Richard dem Projekt mit angeschlossen hat wurde die Trois Frères Distillery eröffnet.

Interessanterweise sind die Vorfahren der Familie d’Offay die ersten Menschen gewesen, die sich auf den Seychellen im Jahr 1778 niedergelassen haben. Pierre Louis d’Offay war ein französicher Ritter, der zuvor in Indien und auf Mauritius mit seiner mauritischen Frau Marie Elizabeth lebte. Dann suchte er aber neues Land zur Bewirtschaftung und wurde auf den Seychellen fündig. Zusammen mit der Familie St. Jorre gründeten sie die Gemeinde La Plaine St. André im Jahr 1792.

Zuckerrohr ein rares Gut

Kurze Zeit nach der Gründung wurde schon der erste Rum in der Brennerei produziert und ausgeliefert. Jedoch alles zunächst im ganz kleinen Maßstab, denn die Seychellen sind sehr abgeschieden und es wurde bei Trois Frères zunächst ausschließlich frisches Zuckerrohr aus lokalen Anbau verwendet, was bei einem Inselstaat dieser Größe keine Massenproduktion zulässt. Zumal aus dem wenigen Zuckerrohr, das die Insel damals hervorbrachte Baka – ein Zuckerrohrbier – hergestellt wurde.

In den folgenden Jahren wurden dann Anstrengungen unternommen an geeigneten Stellen pestizidfreies Zuckerrohr durch einheimische Bauern und einem eigenen Feld anzubauen. Heute gibt es fünf verschiedene Zuckerrohrarten mit eigenem Terroir, das von den Granitböden oder Sandstränden geprägt ist und teilweise auch in mehreren hundert Metern Höhe um den höchsten Berg, dem Morne Seychelloise (905 Meter) wächst. Und wer den Berg schon einmal bestiegen hat (haben wir) der weiß das die Wetterlage dort oben anders und vorallem weniger sonnig als in den Tieflagen ist. Die Jahresproduktion von Rum aus Zuckerrohr der Seychellen beträgt ungefähr 4500 Liter bis zum Jahr 2024 sollen es 7000 Liter werden, da mittlerweile auch Zuckerrohr auf La Digue angebaut wird.

Herstellung des Rum

Bis ins Jahr 2020 wurde der Rum ganz nach französisch/kreolischer Tradition im Agricole-Stil aus frischen Zuckerrohrsaft hergestellt. Dann erst wurde die ehemalige Restaurantküche in eine Melasse-Brennerei umgewandelt und dazu eine komplett neue Kolonne installiert. Die benötigte Melasse bezieht die Destillerie aus den melasseproduzierenden Gebieten des Indischen Ozeans, weil es auf den Seychellen keine weiterverarbeitende Zuckerrohrindustrie gibt. Zur Fermentation wird die Melasse mit Wasser aus einer eigenen Quelle verdünnt. Anschließend wird die Melasse mit Hefen für drei Tage fermentiert und anschließend auf der Mehrsäulenanlage destilliert.

Zur Zeit meines Besuches auf den Seychellen gab es entsprechend auschließlich R(h)um aus Zuckerrohrsaft, die zu weißen Rum, Overproof Rum, gelagerten Rum, Spiced Rum und Rumlikören verarbeitet wurden. Auf den Fotos ist noch die alte direkt mit Gas befeuerte 2x 500 Liter Pot Still portugiesischer Herstellung mit einer nachgeschalteten Kolonne zu sehen, die 2021 nach 12 Jahren ersetzt wurde. Aus dieser Still stammt der Rum, den Velier abgefüllt hat.

Jetzt verfügt Trois Fères über eine 1000 Liter Pot Still mit Kondensator und eine 450 Liter Hybridstill, einer Pot Still mit 8 Platten im Kondensator. Die Fassreifung erfolgt dann in Fässern aus neuer Weißeiche mit mittlerer Toastung in verschiedenen Größen. Das Fasslager befindet sich direkt in der Brennerei im Keller des Haupthaus, das bereits 1792 gebaut wurde.

Neue Wege bei Trois Fères

Seit kurzem versucht man bei Trois Frères neue Wege zu bestreiten und adaptiert Techniken aus der australischen und kalifornischen Weinindustrie. Der sogenannte “Pressed Rum” wird durch hydrodynamische Kavitation mit Holz in Kontakt gebracht um so eine direkte Aromenfreigabe zu ermöglichen. Dieses Verfahren kommt zum Beispiel beim Takamaka Zenn zur Anwendung. Der Rum wird von der Brennerei aber trotzdem als ungelagerter Rum ausgewiesen. Das ist auch richtig so. Ein Fass hat der Rum schließlich noch nie noch nie von innen gesehen. Sondern wurde eben mit Eichenholz-Feinteilen aus ehemaligen Bourbonfässern gepresst.

Desweiteren besteht bereits seid zehn Jahren eine Kooperation mit Richard Seale von Foursquare. Durch diese Kooperation bezieht Trois Fères achtjährigen Rum aus Barbados um diesen in einigen Abfüllungen mit den eigenen Rums zu verblenden.

Takamaka und Velier

Die Zusammenarbeit begann im Jahr 2020, als Bernard Luca Gargano kontaktierte und ihm einige Rumproben zusandte. Unter anderem ein ungelagerter Rum, der noch aus der alten Still entstammte, weil sämtliche Rums zuvor in Fässer geleitet wurden oder bereits abgefüllt wurde. Deswegen handelt es sich bei den Rums auch um Abfüllungen, die so nicht mehr auf den Markt kommen werden. Die Destillation der beiden Abfüllungen erfolgte also noch auf den alten Stills und komplett aus Zuckerrohrsaft, der für 3-5 Tage fermentiert wurden.

Takamaka White

Der ungelagerte Takamaka wurde nach seiner Lagerung im Stahltank leicht verdünnt mit 56% und ohne Additive abgefüllt. Der Rum hat einen Congener Anteil von 466.2 gr/hlpa, wovon 12 gr/hlpa Ester sind. Die UVP beträgt 59€, er ist aber auch schon günstiger zu haben. 1200 Flaschen sind davon auf den Markt gekommen.

Die Nase finde ich erstmal auffälig verhalten. Leichte grasig-heuige Aromen, etwas Kamille, dezent blumig. Frucht kann ich eigentlich gar nicht entdecken, vielleicht etwas Zitronenschale. Dazu fällt bereits in der Nase eine spürbare Alkoholnote auf.

Im Antrunk finde ich ihn ziemlich ölig. Dadurch tritt der in der Nase wahrgenommene Alkohol am Gaumen gar nicht so sehr in Erscheinung. Aromatisch finde ich wieder Gras und Heu, Blumennoten, ein Hauch von Minze, dezente grüne Paprika. Insgesamt sehr frisch und leicht.

-72/100-

Takamaka 2018

Der Takamaka 2018 ist ein Blend aus den Fässern mit den Nummern 31 (350 Liter) und 51 (500 Liter). 70 Liter des Rums aus Fass 31 wurden versehentlich verschüttet, so dass insgesamt nur 230 Liter des Blends aus diesem Fass stammen. Weitere 345 Liter kommen aus dem Fass 51. Der Rest ging in den drei Jahren an die Engel. Abgefüllt wurde in Fassstärke mit 60.75%. Eine Färbung oder Kühlfiltrierung fand selbstverständlich nicht statt. Die UVP beträgt 79€.

In der Nase finde ich viele Kräuter und leichte erdige Aromen. Der Fasseinfluss ist für die kurze Lagerzeit erstaunlich präsent. Mit etwas Zeit öffnet sich der Rum und gibt fruchtige Aromen die mich an Pfirsisch und Orangenschalen erinnern, sowie agricoletypische florale Aromen frei. Insgesamt belibt die Nase aber etwas verhalten.

Im Antrunk dann auch wieder viele Kräuter, Gewürze, Pfirsisch, getoastetes Holz und schwarzer Tee. Daneben finde ich frische Minze, leichte medizinische und auch wieder florale Aromen. Der Rum ist im Geschmack komplex und intensiver als noch in der Nase. Das tropische Wetter der Seychellen hat das Fass auf jeden Fall in drei Jahren deutlich arbeiten lassen. Leider ist die Alkoholeinbindung nicht optimal und auch der Abgang etwas kurz.

-78/100-

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Schlagwörter: , , , Last modified: 16. Januar 2023
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