Einen guten Himbeergeist haben sicher viele Menschen schon einmal getrunken. Meistens keine ganz günstige Angelegenheit, aber doch noch ohne Probleme finanzierbar. Anders sieht sieht es mit hochwertigen Himbeerbränden, also einem Destillat aus vergorenene Himbeeren aus. Ein Himbeerbrand kostet deutlich mehr, verspricht dafür aber auch eine komplexere Aromatik als ein Geist. Spiritus Rex hat im Sommer letzten Jahres einen eigenen Himbeerbrand auf den Markt gebracht. Und was für einen!

Matthias Sievert und Spiritus Rex wollen wir an dieser Stelle nicht noch einmal vorstellen, wer Interesse hat mehr über den Gralshüter und Brenner aus Passion zu erfahren kann dazu gern in unserem Spiritus Rex Vergleichstest nachlesen. Wer schon einmal einen Brand von Sievert im Glas hatte, weiß, hier geht es um Perfektion und das letzte Stückchen erreichbarer Qualität.

Um das Ziel auch beim Himbeerbrand zu erreichen setzt Sievert auf rumänische Waldhimbeeren. Interessanterweise haben wir auf unseren Destilleriebesuchen auch schon von der extrem hohen Qualität der rumänischen Waldhimbeeren gehört, hier scheint man sich also unter den Top-Brennern einig zu sein. Für den ersten Batch, aus dem dieser Brand stammt, wurden 1200 Kilogramm gefrorene Himbeeren in den Norden Deutschlands geliefert. Die Ernte erfolgt nach und nach, sonst wären diese Mengen nicht lieferbar.

Herstellung des Himbeerbrandes

Ist die Menge dann aber erstmal zusammengekommen, werden die Himbeeren ganz klassisch mit Hefe und Wasser versetzt und schon stürzt sich die Hefe auf den Zucker aus den Früchten und erzeugt den begehrten Alkohol. Leider hat die Himbeere einen sehr geringen Zuckeranteil. So gering, dass aus den – ich wiederhole 1200 Kilogramm – am Ende noch ungefähr 12 Liter (!) unverschnittenes Destillat übrig bleiben.

Natürlich würde man den Ertrag auch noch ohne Probleme steigern können. Das kommt bei Spiritus Rex aber nicht infrage. Nur das Bestmögliche soll in die Flasche, so Sieverts Philosophie. Und so werden schlussendlich gerade einmal 60 dieser wunderschönen 375 ml Flaschen mit der Hintperi – so heißt der Himbeerbrand – befüllt. Das macht 50 Kilogramm Himbeeren in einer Flasche. Hintperi ist im übrigen das althochdeutsche Wort für Himbeere. Dieser Aufwand hat natürlich seinen Preis: 265 Euro kostet dieser Traum aus Himbeeren mit 42%.

Tasting: Spiritus Rex Hintperi

Schon von Weitem ist ein unglaublich intensives und im Vergleich zu einem Geist nochmals viel komplexeres Himbeeraroma zu riechen. Grüne Töne schwingen für mich in der Nase mit, so ein bisschen als würde man die Blätter am Strauch riechen. Der Brand läd einen sofort ein und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand diesen Duft nicht mögen könnte. Ich bin gespannt auf den ersten Schluck!

Boah, wie intensiv ist hier denn bitte die Himbeere eingefangen? Dieser Brand schmeckt erheblich intensiver als jede Himbeere die ich bislang gegessen habe. Klar, ohne deren Süße, aber die einzelnen Aromen sind hier unglaublich schön ins Glas gebracht wurden. Die typischen Fruchtaromen, grüne und leicht frische Nuancen und eine super dezente Bitterkeit der Kerne sind zu schmecken. Wobei Bitterkeit wahrscheinlich nicht das richtige Wort ist, aber sei es drum. Das Ganze endet dann in einem extrem, und ich meine wirklich extrem, langen Abgang. Der Mund ist minutenlang geflutet von der Aromatik.

Auch wenn ich jetzt noch keine sehr große Anzahl an Vergleichsbränden probieren durfte kann ich trotzdem sagen, das dieser Brand bislang der beste dieser Art war. Sauber destilliert, komplex und trotzdem feingliedrig, langanhaltend. Eine absolute Wucht! Fruchtigkeit wird hier für mich neu diefiniert.

Teuer, keine Frage. Aber eine Erfahrung die ich nicht missen möchte.

Cheers!

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