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22 Jahre gereift, nun im Test: Rum Artesanal Fiji und Long Pond (2023)

Rum Artesanal hat mit dem Fiji 2001/2023 und Long Pond 2000/2023 zwei spannende Abfüllungen auf den…
Rum Artesanal Fiji und Long Pond, beide 2023

Bei Rum Artesanal war die Taktung 2022 außergewöhnlich hoch. Quartalsweise brachte man jeweils gleich 4 Abfüllungen auf den Markt. Im Jahr 2023 war es dagegen recht lange recht still in Bad Bevensen. Erst im Mai meldete sich der Rum-Abfüller zurück – mit zwei Abfüllungen:

  • Long Pond 2000/2023 (22 Jahre) – Rum aus Jamaika
  • FSDP Distillery 2001/2023 (22 Jahre) – Rum aus Fiji

Verschiedene Länder, verschiedene Profile, nur eines eint sie: Beide Abfüllungen sind jeweils 22 Jahre alt. Ein gutes, vielversprechendes Alter. Vor allem wenn man bedenkt, dass der letzte Fiji-Rum von RA, destilliert 2001 und abgefüllt 2021, einer der Hidden Champions war (zumindest für uns). Kann der neue daran anknüpfen, ihn aufgrund der etwas längeren Lagerungszeit womöglich sogar übertrumpfen? Wie schlägt sich der neue Long Pond?

Lest hier den Test der beiden neuen Abfüllungen.

Rum Artesanal Fiji (abgefüllt 2023)

Rum Artesanal FSDP Distillery 2001/2023 (22 Jahre) aus Fiji

Dieser Rum machte uns wirklich neugierig. Wir mögen Fiji-Rum, und den Jahrgang 2001 haben wir in sehr guter Erinnerung. Wir bewerteten ihn damals mit sehr guten 86 von 100 Punkten. Die 2021 veröffentlichte 2001er-Abfüllung von Rum Artesanal blieb offenbar nicht nur uns in guter Erinnerung, auf Auktionsbörsen findet man sie regelmäßig für ein Vielfaches des damaligen Preises (der übrigens 70 Euro betrug). Die neue, 2 Jahre länger gereifte Variante ist mit 75 Euro kaum teurer. Angesichts der Preisexplosion in den vergangenen zwei Jahren ist das eigentlich überraschend.

Doch kommen wir zum Test.

Wir geben den Rum ins Nosing-Glas, und damit der Kulturschock nicht allzu groß ausfällt geben wir ihm einige Zeit, um sich zu entfalten. Die Nase ist sehr würzig. Die dezente Note von Erdbeersahnebonbons, die uns beim Vorgänger so gefallen hat, finden wir hier gar nicht. Aber das war vermutlich auch eine einmalige Nummer.

Am Gaumen ein ganz anderer Eindruck: Puh, ist der scharf. Der Alkohol ist nicht wirklich gut eingebunden, trotz ausreichend Zeit zum Atmen ist der Rum auch nach 3 Schlucken etwas anstrengend. Geschmacklich intensiv nach Kräutern, auch das kenne ich in dieser Intensität nicht aus Fiji. Wenig Früchte und Süße. Den hätte ich im Blindtest nicht diesem Land zugeordnet.

Wir haben schon einige Fiji-Rums probiert, und dieser hier ist kein klassischer Vertreter seines Landes. Das Ganze erinnert mich ein wenig an den Venezuela-Rum (Jahrgang 2005) aus dem vergangenen Jahr, der diese auffällige Pfefferminz-Note hatte. Damals hielt ich das für einen Ausrutscher. Nun frage ich mich, ob Rum Artesanal diese Art von ungewöhnlichen Fässern sucht? Falls dem so ist kann ich mich da nicht so recht mit anfreunden. Der erste Fiji-Rum, damals noch von Dominik Marwede ausgewählt, traf dagegen meinen Nerv.

Ein halber Liter Fassstärke-Rum, 22 Jahre gereift, für 74,90 Euro. Das ist ansonsten fair. Aber dieser Rum ist einfach nicht mein Geschmack. Daher gebe ich ihn

– 70 / 100 –

Rum Artesanal Long Pond (abgefüllt 2023)

Rum Artesanal Long Pond 2000 / 2023 (22 Jahre)

Nach Fiji ist nun Jamaika an der Reihe. Genauer gesagt: ein Long Pond. Das gab es schon eine Weile nicht mehr bei Rum Artesanal. Ich mag Long-Pond-Rums eigentlich sehr gerne, die guten Vertreter sind nicht so übertrieben “funky” wie ein Hampden, aber mit schönen würzigen, süßen und holzigen Noten alles andere als langweilig. Mal gucken, wie dieser abschneidet.

Die Nase gefällt mir schon einmal sehr gut. Süß-saure, reife Früchte strömen in die Nase. Aber keine überreifen, vergorenen Bananen und gegrillten Honigmelonen. Das Ding ist keine Ester-Explosion, sondern ein wenig ruhiger unterwegs. Nachdem ich zuletzt viel Hampden im Glas hatte (so sehr ich die auch liebe) ist das mal wieder eine schöne Abwechslung.

Die Textur im Mund ist leicht cremig, das gefällt mir gut. Der Alkohol ist auch nicht so anstrengend wie beim Fiji, sondern schön eingebunden. Das zeigt wieder einmal, dass das Alter allein keine Aussage hat. Am Gaumen sind die Früchte nicht ganz so präsent wie in der Nase, nach hinten raus hat er jedoch angenehme Süße. Für meinen Geschmack könnte der Rum noch etwas würziger sein, aber eine noch längere Zeit im Fass hätten ihn vielleicht auch zu bitter gemacht.

Insgesamt kein Must-Try unter den Long Ponds, aber ein entspannter Rum für den anstehenden Sommer, den man sehr gut trinken kann. Der Preis ist mit 99 Euro für 0,5 Liter fair bepreist.

– 82 / 100 –

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Schlagwörter: , , , Last modified: 18. Mai 2023
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