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Rhum Depaz – Destillerie am gefährlichsten Vulkan der Welt

Depaz ist eine spannende Brennerei mit einer bewegten Geschichte. Wir haben zwei Abfüllungen mitein…

Über die Destillerie Depaz und deren Agricoles haben wir auf diesem Blog bisher noch kein Wort verloren. Zeit, das zu ändern. Denn auf dem 11. German Rum Festival haben wir zwei spannende Abfüllungen kosten dürfen, die wir euch heute vorstellen wollen. Aber verlieren wir erstmal ein paar Worte über die nicht ganz alltägliche Geschichte der Destillerie.

Auferstanden aus Ruinen

So lautete eine Liedzeile der Nationalhymne der ehemaligen DDR. Es könnte aber auch der Soundtrack für die auf Martinique ansässige Brennerei sein. Die Distillery Depaz wurde ursprünglich 1651 in der späteren Landeshauptstadt Saint-Pierre gegründet. Ihre Wurzeln reichen also extrem weit zurück und ist damit eine der ältesten Rumbrennereien der Karibik.

Dann kam am 8. Mai 1902 um 7.52 Uhr der große Knall: Der Mount Pelee’ brach aus und innerhalb von nur 2 Minuten kamen fast alle der 30.000 Einwohner der damaligen Hauptstadt durch eine 250 Grad heiße Gaswolke, die sich mit mit 500 km/h ausbreitete, ums Leben. Nur zwei Menschen sollen in der Stadt überlebt haben. Mit ihnen wurde auch die Distillery Depaz komplett zerstört. Nur einer der Familie, Victor Depaz, überlebte das Unglück, weil er zu dieser Zeit in Bordeaux studierte.

Am 8. Mai 1917 entschloss sich dann eben jener Victor Depaz die Brennerei wieder aufzubauen, weil er herausgefunden hatte, das der Vulkanboden sehr fruchtbar war und sich für Zuckerrohr optimal eignete. Also pflanzte er auf 120 Hektar Zuckerrohr an, von dem bis heute nichts zur Zuckerherstellung, sondern ausschließlich zur Herstellung von Agricole verwendet wird.

Und genau dieses Zuckerrohr gilt als entscheidend für die individuelle Qualität der Depaz Agricoles (mehr über Rhum Agricole im Allgemeinen erfahrt ihr hier). Depaz verwendet nämlich eigenkultiviertes Blaues Zuckerrohr. s gilt als das am schwierigsten zu kultivierende und kostspieligste Zuckerrohr, dafür aber als besonders aromatisch.

Herstellung des Agricole

Das Zuckerrohr wird größtenteils von Hand geerntet. Die Verarbeitung des Zuckerrohrs erfolgt immer noch über eine große Dampfmaschine mit einem Wasserrad, das die Mühle antreibt. Sie soll zuvor die Wasserspiele des Schlosses von Versailles angetrieben haben. Die Fermentation in den zwölf 30.000-LiterlGärtanks beträgt 30-36 Stunden. Für die Herstellung des Rums wird sauberes Quellwasser aus den Bergen verwendet. Die Temperaturregelung der Gärung erfolgt über Wasser aus dem Fluss Roxelane, das an die Tanks gesprüht wird.

Die Destillation erfolgt wiederum im klassischen Martinique-Stil über zwei große Destillationskolonnen mit Platten aus Kupfer und Edelstahl. Den Kolonnen ist jeweils noch ein Kupferkondensator nachgeschaltet. Die Destillationszeit ist von Februar bis Mai. In dieser Zeit werden bis zu 1 Millionen Liter Alkohol erzeugt. Die Lagerung findet anschließend in Stahltanks (für den Blanc) oder getoasteten Fässern statt, die einmal im Jahr mit Agricole aus dem selben Jahrgang wieder aufgefüllt werden, um den Angels Share auszugleichen.

Depaz Vieux Hors d’Age Single Cask 2003 vs. Depaz Spirit of Rum Private Cask

Depaz Vieux Hors d’Age Single Cask 2003

Die Bezeichung Hors d’Age findet man überall bei Spirituosen, die einen französischen Hintergrund haben und bedeutet soviel wie “außergewöhnliches Alter”. Damit sind also die ältesten Spirituosen der Brennerei gemeint. Nach der Destillation 2002 reifte der Agricole für 14 Jahre. Anschließend wurde er verdünnt auf 45% abgefüllt. 670 Flaschen davon sind in den Verkauf gekommen, noch immer ist die Abfüllung ab 85€ erhältlich.

Der Agricole beginnt mit viel Holz, Vanille, aber auch fruchtigen Noten von getrockneten Früchten. Erinnert mich etwas an Birnen. Trotz der langen Lagerung blieben leicht blumige Anklänge erhalten. Karamell und die typische Zuckerrohraromatik runden die elegante Nase ab.

Auch im Antrunk setzen sich kräftige Holz- und Raucharomen und Gewürze an die Front. Dahinter finden sich wieder getrocknete Früchte, Vanille und dunkle Schokolade. Tabak, Leder, Pfeffer und eine zunehmende Bitterkeit ergänzen die Aromatik. Der Agricole ist super trocken.

Der Abgang bleibt holzig, pfeffrig und zeigt zum Ende hin nochmal eine leichte Blumigkeit.

-82 von 100-

Depaz Spirit of Rum Private Cask

Diese Abfüllung kam zum 11. German Rum Festival auf den Markt und ist Bestandteil der RumClub Private Selection. Der Agricole wurde 2010 destilliert und nach 11 Jahren Lagerung in Fassstärke mit 59,7 % abgefüllt. 423 Flaschen haben es davon in den Handel geschafft.

Man merkt schon beim Riechen, dass es sich hier um einen Agricole mit deutlich höheren ABV handelt. Dafür setzen sich die grasigen Aromen mehr in Erscheinung, dahinter findet sich aber natürlich trotzdem eine Menge Holz, viele Gewürze, etwas Vanille, und rote Beeren

Am Gaumen dann etwas jüngeres Holz als beim Hors d’Age, grasige und blumige Aromen und auch wieder viele Gewürze wie Pfeffer, Zimt und Lakritz. Dazu eine leichte Honigsüße. Auch beim Trinken ist der Alkohol deutlich spürbar.

-84 von 100-

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Schlagwörter: , , , Last modified: 28. Dezember 2022
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