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Journal des Kirsch 6 Drouin 1991 – Ein Apfel für die Ewigkeit

Kirsch Import hat seine Journal des Kirsch Reihe fortgesetzt und mit der sechsten Edition einen Calvados von Drouin in wenige Flaschen gebracht. Wie immer zeichnet sich Sebastian Jäger vom Wu Dram Clan für die Auswahl verantwortlich.

Geschichte und Produktion

Die Brennerei wurde in den 1960er Jahren von Christian Drouin auf dem Landgut Fiefs Saint-Anne auf den Hügeln von Gonneville nahe Honfleur gegründet. Ursprünglich war Drouin ein erfolgreicher Industrieller, der sich entschloss, in die Calvados-Produktion einzusteigen. Er verbrachte die ersten zwanzig Jahre damit seinen Cidre zu Calvados zu brennen. Unterstützung bekam er von dem angesehenen Brennmeister Pierre Pivet. Zusätzlich kaufte er Calvados von namhaften Erzeugern dazu.

1969 stieg dann sein Sohn Christian mit ins Calvados Geschäft ein. Aber erst im Jahr 1979 war der Bestand an Fässern für die beiden ausreichend groß um die Vermarktung zu beginnen. Während der 10 Jahre verbrachte der Sohn viel Zeit im Ausland um dem Unternehmen eine internationale Ausrichting zu geben. Zu dieser Zeit war vorallem junger Calvados auf dem Markt gefragt. Währen ander Hersteller in den 80ern dem Trend zu jungem, unreifem Calvados nachgaben, beharrten die Drouins auf ihrer Vision eines edlen, reifen Destillats. Die Vision setzte sich durch und bald standen seine Calvados in den besten Bars, Restaurants und Hotels. Um mehr Platz zu haben verlegte Christian Drouin die Produktion 1991 in die Domain Caudrey-Rabut.

2004 rückte mit dem Agraringenieur und Önologen Guillaume Drouin die dritte Generation in das Unternehmen auf und übernimmt die Unternehmensführung. Die Assamblagen kreiert er aber bis heute mit seinem Vater.

Drouin verwendet bis heute eine Vielzahl von Apfelsorten, sowohl süße, bittere als auch saure, um den perfekten Geschmack zu erreichen. Nach dem der Saft gepresst wurde wird der Apfelsaft wird fermentiert, um Apfelwein zu produzieren. Dieser Prozess dauert etwa sechs Wochen.

Der Apfelwein wird in Kupferbrennblasen destilliert. Ihm stehen dafür drei kleine Brennblasen mit einem Fassungsvermögen von 400, 600 und 1200 Litern zur Verfügung.

Der Calvados reift in Eichenfässern, die zuvor Cognac, Portwein oder Sherry enthielten. Regelmäßig wird der Calvados aber auch für die sogenannten Experimental Casks in Rum-, Whisky- oder auch Tequilafässer gelagert.

Journal des Kirsch Drouin 1991

Doch kommen wir zum eigentlichen Star dieses Tests: Dem Calvados aus dem 1991 er Jahrgang, der 32 Jahre lang in einem über 60 Jahre alten Eichenfass schlummerte, bevor er im November 2023 abgefüllt wurde. Gerade einmal 84 Flaschen hat das Fass noch beinhaltet. Abgefüllt wurde trotzdem in Fassstärke mit 48%. Das hat natürlich seinen Preis. Ungefähr 200€ müsst ihr für eine Flasche einplanen.

Schon beim ersten Schnuppern entfaltet sich ein olfaktorisches Feuerwerk: Apfel in all seinen Facetten wohin die Nase riecht. Frisch und in eingekochter Variante. Dazu würzige Noten von Nelken und Rancio, dem Duft der alten Fässer, und noch eine Spur Möbelpolitur, die an eine alte Bibliothek erinnert. Alle Aromen elegant miteinander verwoben und perfekt balanciert. Dominant bleibt aber trotzdem irgendwie der Apfel.

Am Gaumen setzt sich dieses Bild fort: Wieder dominiert der Apfel. Erinnerungen Apfelkompott mit Vanille werden wach. Ich finde getrocknete Beeren und auch wieder die Gewürze aus der Nase. Die 32 Jahre im Fass haben dem Calvados eine erstaunliche Komplexität verliehen, ohne ih mit Holznoten zu überfrachten. Im Gegenteil: Das Holz bildet lediglich die Bühne, auf der sich die Frucht präsentieren kann.

Im Abgang zeigen sich dann die Gewürze etwas präsenter, ehe es dann zum Schluss sogar nochmal leicht süße Aromen an den Gaumen schaffen.

Die Notes klingen in geschriebener Form erstmal gar nicht so üppig. Aber das täuscht. Der Drouin ist komplex, voluminös und trotzdem elegant. Keine Spielerei, sondern ein ganz puristischer und reifer Calvados. Ich habe einige Calvados, dabei auch einige aus dem Hause Drouin gekostet, aber dieser hier ist der bisher beste Calvados der in meinem Glas gelandet ist. Die 32 Jahre haben dem Calvados keine zu holzige Note aufgedrückt, sondern haben ihn einfach perfekt reifen lassen. Er ist die Essenz eines Herbsttages in der Normandie. konserviert für die Ewigkeit.

Aber wie immer gilt: Lasst euch Zeit. Die hatte der Calvados in seinem Fass und die müsst ihr ihm im auch im Glas geben. Riecht an ihm, schwenkt ihn im Glas und lasst ihn atmen. Nur so werdet ihr alle Aromen aus dem Calvados locken können.

-95 von 100-

Cheers!

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