Written by 2:08 Rum, Spirituosen

Im Test: Zwei verschiedene Enmore

In diesem Kurztest werden zwei Fässer aus der mittlerweile geschlossenen Enmore Brennerei getestet. Zwei verschiedene Jahrgänge, zwei verschiedene Marque.

The Auld Alliance – Corman Collins Enmore Single Cask 28 yo

Der Corman Collins wurde 1992 in Enmore destilliert und 2020 nach 28 Jahren wurde 215, vermutlich unverdünnt, mit 57,5% abgefüllt. Der Rum wurde wie üblich bereits bei Enmore gefärbt. Er trägt das Marque AWM. Der Rum kostete ungefähr 250€.

Der Rum liegt durch die Färbung sehr dunkel und schwer im Glas. Die Nase ist uns sofort vertraut, das sind die typischen Enmorenoten die wir so mögen. Getrocknete Früchte wie Rosinen und Pflaumen, Holz, Lakritz, Haselnuss, verbrannter Zucker und ein wenig frischer Eukalyptus. Röstnoten und Schokoladennoten runden das Bild sehr schön ab.

Am Gaumen kommen zuerst Pflaumen, Lakritz, Anis und bittere Tannine an. Dann stoßen gebrannter Zucker, Kakaobohnen, Holz- und Röstnoten, Pfeffer und wieder Haselnüsse dazu. Die Textur ist dick und ölig. Der Alkohol ist hervorragend eingebunden. Der sehr lange Abgang ist geprägt von süßen Pflaumen, dunkler Schokolade und Vanille, zum Schluss bleiben Vanille, getoastetes Holz und Lakritz zurück.

Ein toller Rum, der zeigt was ein alter Enmore zu bieten hat. Bereits in der Nase ist er intensiv und kräftig. Die Fruchtigkeit kommt sehr gut durch. Der Alkohol ist unglaublich schön eingebunden.

-88 von 100-

Rum Artesanal Guyana Rum Enmore REV

Der neueste Enmore aus dem Hause Rum Artesanal besitzt 53,1 %vol und ist in einer Stückzahl von 267 Flaschen erschienen. Der Preis lag bei 199 Euro. Lag, Präteritum, weil die Flaschen bereits auf dem German Rum Festival restlos ausverkauft waren. Klar, dass der Andrang groß war, dieser Rum ist ins Glas gebannte Geschichte!

Die Farbe ist sehr dunkel. Das ist typisch für Rums aus Guyana. Wofür das Mark REV steht ist nicht ganz sicher, möglicherweise bedeutet es Rum Enmore Versailles, auf jeden Fall handelt es sich aber um bereits zur Einlagerung im Fass stark mit Zuckercouleur gefärbte Rums. “Nicht jeder Rum reift da, wo er destilliert wurde. Dieser Rum kam als Rohdestillat nach Europa, zum europäischen Klima. Das ändert die Reife”, erklärte Dominik Marwede. “Die Farbe ist beeindruckend, aber historisch gesehen nicht echt. Aber man muss der Geschichte Tribut zollen – mit einem positiven Auge.” Heißt: Die dunkle Farbe stammt bei diesem Guyana-Rum nicht ausschließlich aus den Fässern. Das ist aber wie gesagt nicht überraschend und war früher üblich.

Im Glas erkennt man eine unglaubliche Viskosität. Die langen Schlieren lassen erahnen, wie viele Aromen vorhanden sind – das gilt zumindest bei ungezuckerten Rums wie diesen. Sobald ein Rum gezuckert ist (so wie einige neue Vertreter), sind die Schlieren im Glas kein Qualitätsmerkmal mehr.

In der Nase riechen wir Aromen von Dörrpflaume, Leder, vielen Kräutern, Karamell und Gewürze. Das Holz lässt sich nicht leugnen, bei dem Alter aber auch kein Wunder und zuviel ist es keinesfalls.

Im Mund setzt sich das Aroma von Kräutern durch, dazu kommen Trockenfrüchte, ausgeprägte Fassnoten, Leder, Gewürze und Tabak. Ein dezente Bitterkeit ergänzt sich noch dazu. Ein ausgesprochen vollmundiger Rum, bei dem der Alkohol perfekt eingebunden ist.

Der Abgang ist langanhaltend. Tabak, wieder Dörrpflaumen und Fassaromen verabschieden sich ganz allmählich. Eine leichte fruchtige Süße bleibt minutenlang im Mund zurück. Ein außergewöhnlicher Rum, den man so nur in Guyana bekommt und der unglaublich Spaß macht und bei dem man immer wieder etwas Neues entdeckt.

-92 von 100

Cheers!

Schlagwörter: , , , , , , , Last modified: 28. April 2024
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