Clairin hatten wir lange nicht auf diesem Blog. Zeit das zu ändern, denn es hat sich mal wieder ein sehr leckeres Exmplar in unsere Gläser geschlichen. Die Rede ist vom Saint Benevolence Clairin. Der kommt diesmal nicht von Velier sondern von einem Charity-Projekt.

Saint Benevolence Clairin

Der Saint Benevolence Clairin ist ein Clairin der in der haitianischen Stadt Saint Michel de L’Attalaye als Wohltätigkeitsprojekt des Vater-Sohn-Team Calvin und Chase Babcock im Jahr 2017 gegründet wurde. Die Wurzeln gehen aber schon deutlich länge zurück, denn Calvin versucht bereits seit 40 Jahren die Menschen in Haiti zu unterstützen. Mit diesem Clairin wollen sie ihre Liebe zum Rum und die Unterstützung der Menschen verbinden, deswegen kann man den Namen auch frei mit „Heilige Barmherzigkeit“ übersetzen. Es gibt zwei Qualitäten die unter diesem Label auf den Markt gekommen sind. Ein gelagerter Rum und den heute getesteten ungelagerten Clairin.

Saint Benevolence Clairin wird aus einer Mischung der Zuckerrohrsorten Cristalline, Madame Meuze, Farine France und 24/14 erzeugt, die auf den Schwemmlandböden im tropischen Klima von Saint Michel de l’Attalaye biologisch auf den Feldern rund um die Dorcinvil Distillery angebaut werden. Jeder Prozess der Herstellung ist dabei komplett biologisch. Das Zuckerrohr wird, wie üblich, von Hand geerntet und der frisch gepresste Zuckerrohrsaft mit Wildhefen für 5 bis 7 Tage fermentiert.

Als Besonderheit gegenüber anderen Clairins wird ein Teil des frischen Saftes zu einem Zuckerohrsirup verarbeitet. Der Zuckerrohrsirup wird anschließend nach lokaler Art, der sogenannten Methode Saint Michel, fermentiert. Wo jetzt genau der Unterschied liegt ist mir allerdings nicht bekannt. Am Ende der Fermentation werden die beiden Maischen vermischt und in einer selbstgebauten Pot Still einfach destilliert. Nach einer kurzen Lagerung in einem Tank wird der Benevolence mit 50% abgefüllt. Eine Flasche kostet in England um die 40€. In Deutschland um die 50€.

Saint Benevolence im Test

Im Glas zeigt sich eine kristallklare Flüssigkeit, die beim Schwenken fette Schlieren an der Glaswand hinterlässt, die nur langam wieder hinabfließen. Das lässt bereits eine Menge Aroma erwarten. Die Nase bieten viele pflanzlich – grasig Zuckerrohrnoten und eine vergorene, süß-säuerliche Note, die fast schon ein wenig Richtung Essig tendieren. Auf der fruchtigen Seite fühle ich mich an Limetten und grünes Obst erinnert. Daneben schwingen noch ein paar Oliven und etwas Fleischiges mit. Auch leicht salzige und medizinische Aromen kann ich ausmachen. Der Alkohol wirkt zunächst recht intensiv und die Aromen verteilen sich auch rasch im Raum.

Am Gaumen bin ich dann zunächst erstmal ziemlich überrascht. Neben den grasig-floralen Aromen finde ich Rauch und auch eine gewisse Mineralität. Da werden kurze Erinnerungen an einen ganz zarten Mezcal mit einer schönen Süße wach. Auch die vergorene Essignote, die Olive und den Speck kann ich wieder finden.

Der Abgang bleibt im gleichen Bild mit einer ansteigenden Würze und einer dezenten Schärfe, die ich aber nicht so richtig einsortieren kann. Pfeffer ist es auf jeden Fall nicht. Ingwer auch nicht. Eigentlich auch egal, Hauptsache es schmeckt. Und das tut er!

Im Drink funktioniert der Saint Benevolence ebenso ausgezeichnet, auch wenn man die Drinks etwas abstimmen muss. Wir haben in der Daiquiri, aber auch in einer Caipirinha gekostet und das Ergebnis hat uns überzeugt. Im Drink blieb dann am Ende vorranging die grasig-florale Aromatik bestehen.

-82/100-

Cheers!