Written by 8:57 Rum, Spirituosen

Im Test: FRC & WDC Dos Delinquentes

Die Flensburg Rum Company (FRC) und der WuDramClan (WDC), beide regelmäßige Gäste auf diesem Blog, haben sich zusammen getan und zwei Einzelfässer unter der neuen Marke Dos Delinquentes auf den Markt gebracht: Ein Fass aus Guyana und ein Fass aus Fiji.

Dos Delinquentes Enmore 1998

Enmore, die Sehnsuchtsbrennerei für viele Rum Fans, so auch für mich. Das berühmte Mark “REV” wurde hier zum Beispiel auf der hölzernen Vat-Still erzeugt. Die zweite berühmte Brennanlage in Enmore ist die letzte verbliebene hölzerne Coffey Still der Welt, die Edward Henry Porter, kurz EHP. Und aus dieser stammt auch dieser Rum. In der Vergangenheit hatte ich einige kontinental gelagerte EHP Rums im Glas und muss zugeben das ich bislang nicht besonders angetan von diesen Abfüllungen war. Vielleicht belehrt mich ja diese Abfüllung eines besseren.

Der Rum wurde 1998 auf der besagten Kolonne aus Melasse destilliert und wurde dann in einem Bourbonfass nach Europa geliefert. Nach zwei Jahren zog der Rum in ein ehemaliges Armagnacfass um. Für das Finishing wanderte der Demerara Rum schließlich in ein nicht weiter spezifiziertes Rumfass. Die Abfüllung erfolgte in Fassstärke mit 49,3%. Für eine Flasche musst du ca. 270€ einplanen.

Die Nase empfinde ich als ziemlich zart mit Zitronenschalen, Kakao und leicht würzigen Zimtaromen. Ein Hauch Süße im Hintergrund. Vielleicht noch etwas Kokos und ein paar Trockenfrüchte. So richtig viel kann ich aber nicht ausmachen.

Am Gaumen dann Kakao, wieder etwas Würze und erstaunlich viel Alkohol für die knapp 50%. Holz kann ich noch im Hintergrund ausmachen, ist das vielleicht der Armagnac? Ich weiß es nicht. Besonders in Szene setzt sich das Holz aber auch im Abgang nicht.

Insgesamt ist mir der Geschmack etwas zu dünn und dann auch zu alkoholisch. Was ich erstaunlich finde nach 26 Jahren Reifung. Nicht falsch verstehen, es ist keinesfalls ein schlechter Rum. Aber bei einer Zusammenarbeit dieser beiden Abfüller habe ich mit einem absoluten Brett gerecht, das meine Meinung zu kontinental gereiften EHPs widerlegt.

-7.8 von 10.0-

Dos Deliquentes Fiji 2006

Der Rum wurde am 10. Dezember 2006 auf einer Double Retort Pot Still aus Melasse destilliert und in ein Bourbonfass abgefüllt. Dann reifte er bis 2017 im tropischen südpazifischen Klima. Die restlichen sieben Jahre reifte er in Europa. Es ist nach meinem Wissen der erste Rum aus Fiji aus diesem Jahrgang, um so mehr bin ich natürlich gespannt was dieser Jahrgang zu bieten hat, weil sich die Jahrgänge doch teilweise sehr unterschieden haben.

Das Fass gab noch Inhalt für 256 0,7 Liter Flaschen her. Abgefüllt wurde ohne Zusätze oder Verdünnung mit brutalen 72,5%. Der Preis für eine Flasche wird in der UVP 174,90€ betragen.

Die Nase braucht erstmal etwas Zeit um sich im Glas zu entfalten. Zunächst finde ich tropische und gelbe Früchte und wenige “dreckige” Fiji-Noten. Etwas Alkohol kann ich auch wahrnehmen (ok, er hat halt auch über 70%). Nach ein paar Minuten verabschiedet sich der Alkohol merklich in den Hintergrund und süße Aromen dominieren die Nase. Die Früchte bleiben erhalten, etwas Olive kommt noch hinzu. Die Nase ist komplex und vielversprechend.

Am Gaumen ist dann sofort was los: Tropische Früchte wie Banane und Ananas, nicht unbedingt überreif, wie man das oft aus Fiji kennt, sondern vollreif und saftig. Daneben bourbonartige Aromen wie Vanille und etwas Karamell, was im Zusammenspiel mit der Cremigkeit des Rums Assoziationen an Gebäck weckt. Auch wieder etwas Olive und ein leicht teerige Note finde ich im Hintergrund. Die Alkoholeinbindung ist für über 70% sehr gut.

Der lange Abgang stellt die Bourbonnoten und eine leichte Salzigkeit in den Vordergrund.

Der 2006er tanzt für mich ein wenig zwischen den Welten der einzelnen Jahrgänge. Er ist nicht so dreckig und überreif wie die Anfang 2000er, aber auch nicht so vanillig/kakaoig wie die 2004er. Er verbindet vielmehr die Richtungen sehr elegant. Uns hat er jedenfalls sofort abgeholt und begeistert. Vor allem die tolle Fruchtigkeit gepaart mit den süßen Vanille- und Toffeearomen gefallen uns richtig gut. Und es ist trotz der Komplexität kein Rum den ich ewig dechiffrieren und verstehen muss. Er schmeckt einfach. Dazu die perfekte Alkoholeinbindung. Chapeau für diese Fassauswahl!

-9.0 von 10.0-

Cheers!

Schlagwörter: , , , , , , Last modified: 26. Oktober 2024
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