Bei meiner Reise in den Harz vor ein paar Wochen kam ich nicht umhin mich auch nach regionalen Spirituosen umzuschauen. Glücklicherweise sind die Fachgeschäfte voll mit Spezialitäten der Region. Die wahrscheinlich bekannteste Destillerie des Harzes befindet sich in Zorge, nicht unweit von Braunlage entfernt. Seit 1984 werden in der Hammerschmiede verschiedene Spirituosen fabriziert. Seit 2002 auch Whisky unter dem Label Elsburn. Und weil ich mich auch immer wieder für deutschen Whisky interessiere geht es heute um einen Whisky.

Glen Els / Elsburn

Der Name des Whiskys bezieht sich auf den Elsbach, aus dem die Hammerschmiede ihr Wasser bezieht. Von Anfang an spielten unterschiedlich vorbelegte Fässer z.B. in Madeira-, Sherry,- Marsala-, Malaga-, Rotwein,- Sauternesfässern eine große Rolle. Man wollte sich absetzen vom Markt und füllte deswegen auch erstmal nur Einzelfässer ab. Mittlerweile gibt es aber auch Abfüllungen mit Blends aus verschiedenen Fässern in größeren Batches. Eine davon ist „The Journey“ Serie, die es seit dem Jahr 2020 gibt.

Eine weitere dieser Serien ist „The Ember“, bei der rauchiges Malt verwendet wird. Das Malz wird dazu nicht wie in Schottland getorft, sondern über Buchen- und Erlenholz geräuchert. Bis 2019 vertrieb man den eigenen Whisky unter dem Label Glen Els. Doch bereits 2016 drohte die Scotch Whisky Association (SWA) mit einer Klage, weil nach Ansicht der SWA der Eindruck entstehen könnte, dass es sich bei dem Produkt um einen schottischen Whisky handelt. Deswegen benannte man ihn 2019 in Elsburn um.

Die jährliche Whiskyproduktion liegt bei 24.000 Litern. Dafür wird regionale Gerste und frisches Quellwasser verwendet. Die vier Gärbottiche aus französischer Eiche fassen jeweils 1000 Liter. Die Maische verweilt 96-120 Stunden im Gärbottich, bis sie einen Alkoholgehalt von 8% hat. Destilliert wird anschließend auf drei Brennblasen: zwei Wash Stills mit 700 Litern und eine sogenannte Spiritstill mit 750 Litern. Der New Make enthält etwa 70% Alkohol. Die durchschnittliche Reifezeit beträgt danach 5-10 Jahre und findet in 38-500 Literfässern statt.

Elsburn The Journey 2021

Der Elsburn The Journey ist ein Single Malt, der zweifach destilliert wurde und danach eine Reihe an verschieden vorbelegten Fässern durchlaufen hat. Er lagerte in Sherry-, Port-, Madeira-, Marsala-, Malaga-, und GrandCru Bordeauxfässern. Ein breite Sammlung an Weinfässern also. Über die Dauer der einzelnen Lagerungen ist mir nichts bekannt. Der Whiskey wird mit 43% abgefüllt und zuvor nicht kühlfiltriert oder gefärbt. Eine 0,7-Liter-Flasche kostet 49 Euro.

In der Nase zeigt sich der Elsburn sofort kräftig und würzig und flutet die Nase mit einem Potpourri an verschiedenen Aromen. Die Nase muss nicht extra tief ins Glas gesteckt werden, um die Aromen wahrzunehmen. Sie springen mich förmlich an. Die vielen Fässer zeigen eine deutliche Wirkung. Alkohol kann ich wiederum kaum wahrnehmen. Besonders präsent empfinde ich die üppigen Rosinen-, Pflaumen- und Weinnoten und die ausgeprägte Eichenwürze. Dazu noch Tabakblätter und etwas dunkle Schokolade. Erinnert mich auch entfernt an einen alten Cognac.

Angebot
Elsburn The Journey Single Malt Whisky 700 ml in einer imposanten Vielfalt an Fässern gereift. Handgefertigter Deutscher...
  • Tasting notes: würzige Eiche, Toffee, Vanille sowie die brennerei-typischen Aromen Mandarine und Mokka. Ein hoch...
  • Dank der erstaunlichen Vielfalt an Süd- und Süßweinfässern zeigt "The Journey 2022" facettenreiche Aromen

Im Antrunk kommt auch sofort wieder die kräftige Eichenwürze auf der Zunge an, die dann von Rosinen, dunklen überreifen und teils angegorenen Pflaumen und Muscovadozucker umspielt wird. Nüsse, alter Sherry, Bitterorange, etwas Rauch und Karamell runden das Aroma ab. Die Konsistenz ist ölig und dick. Der Elsburn ist unglaublich komplex und könnte Einsteiger in dieser Spirituosenkategorie wahrscheinlich etwas überfordern.

Im mittellangen Abgang finde ich Kaffeenoten, wieder viel Holz, Sherry, Malz, leicht herbe Orangenschalen, Honig und Walnuss.

Elsburn – viel Fass mit etwas Chaos

Kein Leisetreter und ein Whisky mit extrem ausgeprägten Fasseinflüssen, der je nach Tagesform und Stimmung auch mal ein bisschen zuviel des Guten sein kann. Die Fässer werden wahrscheinlich noch sehr nass wiederbefüllt, sodass das Aroma der Vorbelegung deutlich in den Whisky übertragen wird. Welches Fass da jetzt am meisten durchscheint, kann ich keinesfalls differenzieren. Muss man aber auch nicht, Hauptsache es schmeckt.

Und das macht er. Mir zumindest. Ein bissschen Lagerzeit könnte er aber möglicherweise noch vertragen, denn das Gesamtaroma wirkt auf mich ein wenig „chaotisch“, das heißt die Aromen wirken auf mich noch nicht perfekt miteinander verbunden. Andererseits sind die Fassaromen auch so schon sehr ausgeprägt.

Cheers!

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