Barrel Aged Gin ist einer der neuesten Trends in der Spirituosenbranche. Dabei handelt es sich um in Fässern gereiften Gin, der aufgrund seines weichen Geschmacksprofils schnell an Popularität gewonnen hat. Damit kann man nicht nur altbekannte Gin-Drinks neu interpretieren (dazu später mehr), für Brennereien ist fassgereifter Gin auch eine gute Möglichkeit, sich mit ihrer Produktlinie weiterzuentwickeln und das Interesse an ihrer Marke zu steigern. Barrel Aged Gins sind zudem meist hochpreisiger, weshalb immer mehr Brennereien auf diesen Zug aufspringen.
Die Berliner Brandstifter* setzen schon lange auf diesen Trend. 2018 präsentierten sie ihren ersten fassgelagerten Gin*, damals noch als einer der ersten deutschen Hersteller. Vor wenigen Wochen kam die mittlerweile vierte Edition auf den Markt. Wurde die 2020er Edition mit wilder Rosenblüte versetzt, kommt in diesem Jahr Lindenblüte als Zusatz-Botanical zum Einsatz. Sechs Monate ruhte der Gin in Rotweinfässern (genauer: Spätburgunder). Abgefüllt wurde er mit 50,3 Volumenprozent und damit höher als die meisten Standard-Gins.
Die Edition ist in einer Stückzahl von 1999 Flaschen erschienen. Der Preis liegt bei 79,90 Euro. Das ist ziemlich viel Geld für einen Gin, ist für die fassgelagerten Varianten jedoch nicht ungewöhnlich. Der Boar Royal – die Barrel Aged Edition des Boar Gin – kostet zum Beispiel ebenfalls um die 80 Euro.
Rotwein-Aroma im Gin
Beim Berlin Aged Gin 2021 dominieren die zarten Rotwein- und Holzaromen, was eine gewisse Fruchtigkeit verleiht. Durch die Fässer erhält er auch eine schöne rosa Farbe. “Auf die Farbe des Berlin Aged Gins 2021 bin ich besonders stolz”, sagt Gründer Vincent Honrodt in der Presseerklärung. Ob zusätzlich gefärbt wurde, weiß ich nicht. Ich gehe jedoch nicht davon aus, da die Farbe nur sehr dezent schimmert.
Die zusätzliche Ruhezeit in Holzfässern gleicht den Säuregehalt des Gins aus und verleiht ihm ein weicheres Mundgefühl. Zudem entsteht dadurch ein Vanille-Eichen-Aroma, welches mit herkömmlichen Destillationsmethoden nicht erreicht werden kann. Aromatisch ist das durchaus spannend, vor allem für Cocktails, jedoch geht die für Gins typische Wacholdernote etwas unter. Für Fans von knackigen Wacholder-Bomben wie etwa dem Hepple Gin ist das jedoch nichts.
Fazit: Der Berlin Aged Gin 2021 ist allein aufgrund des gehobenen Preises ein absolutes Liebhaberprodukt für Gin-Sammler, Connaisseure oder all jene, die irgendwie bereits alles haben, denen man aber etwas Ausgefallenes zum Geburtstag oder Weihnachten schenken möchte. Idealerweise sollte diese Person natürlich eine gut sortierte Homebar haben. Denn man kann diesen Gin zwar pur trinken, doch er ist für die Rührgläser dieser Welt gemacht. Es folgen drei Beispiele.
Cocktails für den Berlin Aged Gin 2021
Positiv herausheben möchten wir an dieser Stelle die Rezepte der Berliner Brandstifter. Meist begnügen sich die Hersteller mit dem kreativen Signature Drink “Gin and Tonic”, beim Berlin Aged Gin 2021 haben wir dagegen gleich vier Rezept-Empfehlungen bekommen. Ich habe mir für den Test zwei Drinks leicht abgewandelt zubereitet:
Oaked Berlin Martinez
- 45 ml Berlin Aged Gin
- 10 ml Nonino Amaro Quintessentia*
- 10 ml roter Wermut (in diesem Fall Lustau)
- 1 Barlöffel Luxardo Maraschino
- 2 Dash Ferdinand’s Bitter Roter Weinbergpfirsich & Hopfen*
Alle Zutaten auf Eis rühren und in ein gekühltes Glas abseihen. Mit Orangenzeste garnieren. Cheers!
Der Drink hat mir sehr gut geschmeckt, hier fügen sich die fruchtig-holzigen Aromen wunderbar in das Gesamtkonzept ein. Im Originalrezept werden 20 ml Antica Formula verwendet, ich habe mich jedoch für einen Amaro/Wermut-Split entschieden.
Berlin Aged Martini
- 50 ml Berlin Aged Gin
- 20 ml Dry Vermouth (in diesem Fall von Belsazar)
Alle Zutaten auf Eis rühren und in eine gekühlte Cocktailschale abseihen. Zitronenzeste andrücken und damit garnieren. Cheers!
Bei einer Martini zeigt sich die Qualität eines Gins. Hier landen alle Eigenheiten, egal ob gut oder schlecht, auf dem Tisch. Auch hier hat mir der Berlin Aged Gin gut gefallen, auch wenn er durch die holzigen Töne eher eine herbstliche oder gar winterliche Inspiration darstellt. Der Wermut stach hier trotz der 50,3 Volumenprozent des Gins überraschend dominant hervor, weshalb man sich hier gut austoben kann und gleichzeitig nicht zu beherzt zugreifen sollte. Am besten trinkt man seine Martini im Churchill-Stil (“Der trockenste Martini ist eine Flasche guten Gins, die mal neben einer Wermutflasche gestanden hat”).
Sehr spannend fand ich von den Signature Drinks noch jenen namenlosen Cocktail. Mir fehlten allerdings die meisten Zutaten, um ihn nachmixen zu können, in einer Bar würde ich diesen Drink aber sofort bestellen.
- 60 ml Berlin Aged Gin
- 30 ml Macieira Royal Spirit
- 15 ml Quinta do Crasto Finest Reserve Porto
- 3 Dashes Traubenkernöl
Alle Zutaten kalt rühren und in ein Martiniglas abseihen.
Transparenz-Hinweis: Die Flasche wurde uns freundlicherweise von Berliner Brandstifter zur Verfügung gestellt. Dabei wurde weder auf den Artikel noch auf das Tasting Einfluss genommen.
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Schlagwörter: 2021, Barrel Aged Gin, Berlin Aged Gin, Berliner Brandstifter, Lindenblüte, Rotweinfass, Vincent Honrodt Last modified: 28. Dezember 2022