Written by 23:01 Cognac, Brandy & Armagnac, Spirituosen

Armagnac – Was ihr über die älteste Spirituose Frankreichs wissen müsst

Armagnac gehört zu den unglamourösen Spirituosen. Schade eigentlich. Denn wer ihn als kleinen Brude…

Es gibt Spirituosen, die sind seit Jahren, teils Jahrzehnten, im Trend. Dazu gehört ganz klar der Whisk(e)y. Seit 10 Jahren gesellt sich der Gin mit seinem gigantischen Hype dazu. Zwischenzeitlich war auch Flavoured Wodka hoch im Kurs, aber hier scheint die Nachfrage abgeebbt zu sein. Im Schatten dieser Spirituosen erfreuen sich Spirituosen wie Rum, Cognac oder auch Obstbrände einer recht großen Begeisterung. Jedoch nicht vergleichbar mit Whisk(e)y oder Gin. Und dann gibt es Spirituosen, die kaum im Fokus der Konsumenten auftauchen. Dazu zählt zum Beispiel Armagnac. Eine sehr altehrwürdige Spirituose mit einem stark angestaubten Image.

Während Cognac in Gucci-Suiten residiert, bleibt Armagnac der kauzige Intellektuelle im abgewohnten Leinenanzug – belesen, widerspenstig, unbestechlich. Wer ihn einmal verstanden hat, trinkt ihn nie wieder nur „nebenbei“. Also holen wir uns einen dramatisch unterschätzten Dram ins Glas und gehen dorthin, wo Frankreich noch nach Eichenholz, Trockenpflaumen und altem Leder duftet.

Zurück in die Zukunft: Die Geschichte des Armagnac

Wenn Cognac ein Gentleman ist, dann ist Armagnac ein Charakterdarsteller. Vielleicht nicht der Schönste, aber mit Tiefe und Vergangenheit. Während Cognac erst im 17. Jahrhundert seinen Siegeszug begann, wurde Armagnac schon um 1310 schriftlich erwähnt – lange bevor man überhaupt wusste, dass Wein auch etwas anderes als flüssiges Brot sein kann. Im 15. Jahrhundert war er als Heilmittel im Umlauf: „Ein Glas für die Leber, zwei für den Mut, drei für die Seele“ – sinngemäß.

Das 19. Jahrhundert war das goldene Zeitalter. Fast jeder Bauer hatte einen Weingarten, jeder Hof ein Fass, viele eine eigene mobile Destille. Diese Mobilität blieb erhalten: Noch heute reisen fahrbare Brennapparate im Winter von Hof zu Hof – eine Mischung aus Zirkuswagen und Spirituosenlabor. Und ja, der Fahrer ist meistens ein Alchemist mit Tabakstimme.

Drei Terroirs, ein Charakter: Die Anbaugebiete

Das AOC-Gebiet Armagnac umfasst rund 15.000 Hektar Rebfläche – zum Vergleich: Cognac bringt es auf etwa 80.000 Hektar. Es teilt sich in drei große Unterregionen:

1. Bas-Armagnac

• Fläche: ca. 70 % der Produktion

• Boden: Sandig-lehmig, mit eisenhaltigem „Boulbène“-Gestein

• Stil: floral, weich, fruchtbetont, besonders lagerfähig

• Bekannte Orte: Eauze, Nogaro, Labastide-d’Armagnac

• Erzeuger: Château de Laubade, Boingnères, Darroze (teilweise)

Das Herzstück des Armagnac. Bas-Armagnac ist der Inbegriff von Finesse – ein bisschen wie die Bourgogne unter den Brandweinen.

2. Ténarèze

• Fläche: ca. 20–25 %

• Boden: Ton-Kalk-Mischungen

• Stil: würziger, kraftvoller, braucht oft längere Reifezeit

• Bekannte Orte: Condom, Lectoure

• Erzeuger: Tariquet, Delord (teilweise)

Hier kommen die kraftvolleren Brände her. In jungen Jahren oft etwas ruppig, aber nach ein paar Jahren Fassreife: komplex, tiefgründig und fast rauchig.

3. Haut-Armagnac

• Fläche: weniger als 5 % – kaum noch relevant

• Boden: Kalkstein, teils Kreide

• Stil: sehr rar, oft leichter und mineralischer

• Erzeuger: kaum noch nennenswerte Produktion, aber vereinzelte Winzer halten das Erbe am Leben

Das vergessene Kind der Familie. Könnte ein Comeback feiern – wenn sich jemand traut, das Potenzial zu heben.

Die Reben: Vier Hauptdarsteller und ein paar Nebendarsteller

Armagnac ist nicht nur ein Brand, sondern auch ein Verschnittprodukt – aus bis zu 10 zugelassenen Rebsorten, von denen vier das Geschehen dominieren:

1. Ugni Blanc

• Der Allrounder. Liefert Säure, Frische, Alkohol.

• Auch im Cognac dominant – aber im Armagnac oft runder.

2. Baco 22A

• Eine Hybride aus Folle Blanche und Noah.

• Nur im Armagnac erlaubt!

• Bringt Würze, Struktur, dunkle Aromen – und hält ewig.

• Viele Produzenten schwören bei alten Jahrgängen auf Baco.

3. Folle Blanche

• Die Diva unter den Reben.

• Floral, expressiv, aber krankheitsanfällig.

• In kleinen Mengen fantastisch – bringt Eleganz und Leichtigkeit.

4. Colombard

• Gibt Körper und Würze, bringt Frucht.

• Wird oft im Cuvée eingesetzt.

Weitere (seltene) Sorten:

• Plant de Graisse, Clairette de Gascogne, Meslier St-François

• Werden meist aus Tradition oder Experiment eingesetzt.

Einige avantgardistische Produzenten vinifizieren sortenrein – z. B. 100 % Folle Blanche oder Baco – um das Terroir noch präziser zu spiegeln. Ein mutiger, aber oft lohnender Schritt.

Wie Armagnac gemacht wird: Ein flüssiges Handwerk

1. Weinbereitung

Die Basis ist trockener, säurebetonter Weißwein. Kein Chardonnay-Geschmuse, sondern rustikale Frische. Ohne Schwefel vergoren, kaum Filtration – der Wein ist zum Brennen da, nicht zum Trinken.

2. Destillation

• Alambic Armagnacais: eine kontinuierlich arbeitende Brennblase.

• Nur ein Brennvorgang – im Gegensatz zu Cognac, der doppelt brennt.

• Alkoholgehalt: ca. 52–60 %, deutlich niedriger als beim Cognac.

Ergebnis: mehr Primäraromen, mehr Terroir, mehr Seele.

Manche Brenner arbeiten mit Pot-Stills – traditionell eigentlich unüblich, aber für dichte, konzentrierte Brände sehr effektiv.

3. Fassreifung

Die frischen Destillate kommen in neue Eichenfässer – meist französische Eiche aus dem Monlezun- oder Limousin-Wald. Das frische Holz gibt Tannin, Farbe und Struktur.

Später wechselt der Brand in gebrauchte Fässer, um das Holzaroma abzumildern. Reifung erfolgt oft über Jahrzehnte – mit 30, 40 oder 50 Jahren keine Seltenheit. Zucker oder Karamell sind in der Regel tabu – hier zählt Authentizität.

Erzeuger: Von Ikonen und Individualisten

Armagnac ist kein Industrieprodukt – sondern das Werk von Bauern, Winzern, Familien und Fanatikern. Einige Namen, die man kennen sollte:

• Château de Laubade: Stilistisch balanciert, zugänglich und komplex. Macht Eindruck, ohne anzugeben.

• Domaine Boingnères: Kein Blending, keine Additive, kein Bullshit. Jahrgangs- und sortenreine Abfüllungen, oft aus Folle Blanche.

• Delord: Familienbetrieb, solide Qualitäten, tolles Preis-Leistungs-Verhältnis.

• Darroze: Füllt Einzelfässer aus – Jahrgänge bis in die 1950er! Ein Paradies für Sammler.

• Tariquet: Jung, fruchtig, modern. Einstieg in die Armagnac-Welt.

Und dann gibt’s die Schatzsucherflaschen – alte Jahrgänge von Bauernhöfen, die nie exportiert wurden. Labels vergilbt, Inhalt göttlich. Manchmal steht da nur: „1974“. Das reicht.

Fazit: Der Brand für die Seele

Armagnac ist kein Markenprodukt, sondern ein Erlebnis. Er ist so französisch wie ein Gauloisesraucher mit Baguette und Moleskine-Notizbuch. Kein Drink für Status, sondern für Sinn.

Wer sich einmal hineinwagt, merkt schnell: Hier geht es nicht um Konsens, sondern um Charakter. Armagnac ist wie ein gutes Buch, das beim zweiten Lesen noch besser wird – und beim zehnten zum Klassiker.

Auch ich tappte hier lange Zeit im Dunkeln, im letzten Jahr hatte ich dann aber das Glück, einen Armagnac geschenkt zu bekommen. Ein hervorragendes Exemplar, wie ich im Nachhinein feststellte. Meine Begeisterung war zunächst etwas verhalten, was sich aber, das möchte ich vorweg nehmen, sehr schnell änderte.

Geschichte des Armagnac

Das Wort Geschichte ist hier sehr wörtlich zu nehmen, denn die erste urkundliche Erwähnung eines Armagnac reicht bis in das Jahr 1461 zurück und ist damit die älteste Spirituose Frankreichs. Die ersten Aufzeichnungen in wissenschaftlichen Schriften reichen sogar bis ins Jahr 1310 zurück. Der Mediziner und Theologe Vital Dufour schrieb ein Buch mit dem Titel “Wie sie ihre Gesundheit erhalten und in Topform bleiben”. In diesem rühmte er die Tugenden des Armagnac und schrieb ihm 40 positive Eigenschaften zu. Er bezeichnete Armagnac als “das Wasser des ewigen Lebens”. Das Manuskript befindet sich heute in der Bibliothek des Vatikan.

Cognac wiederum wurde, genau wie auch Rum, erst ungefähr 200 Jahre später hergestellt. Zur Zeit seiner Erfindung wurde er allerdings überwiegend als Mittel zur Desinfektion oder gegen Schmerzen eingesetzt. Die Grundlage schufen jedoch nicht die Franzosen selbst, sondern die Einflüsse verschiedener Kulturen. Die Römer brachten die Weinherstellung nach Frankreich, die Mauren die Destillation und die Gallier schlussendlich das Wissen um den Fassbau. So konnte der Armagnac schon zu so früher Zeit entstehen.

Bis zum Zweiten Weltkrieg galt Armagnac als begehrtes Luxusprodukt. Aber genau diese sehr hohe Nachfrage wurde ihm zum Verhängnis. Weil immer mehr produziert werden musste nahm entsprechend auch die Qualität erheblich ab und das führte dann dazu, dass sich die Feinschmecker von dieser Spirituose abwendeten. Im Bewusstsein der Verbraucher blieb nur noch der Gedanke an “den kleinen, schlechten Bruder des Cognac”.

Armagnac – nur ein Weinbrand?

Aber kommen wir erstmal dazu, was Armagnac eigentlich ist. Zusammengefasst könnte man sagen, dass es sich dabei um ein Destillat aus Wein handelt, also einem Weinbrand. Das so herunter zu brechen würde aber der Spirituosen nicht gerecht werden, weil sie doch einige Besonderheiten auszeichnet. Wie es bei den streng durch die Appellation d’Origine Contrôlée regulierten französischen Alkoholerzeugnissen, bei Armagnac ist das schon seit 1909, eigentlich immer der Fall ist.

Aus Frankreich sind mir zwei große Gruppen der Weinbrände bekannt, Cognac und Armagnac. Während Cognac in der namensgebenden Cognac hergestellt wird und nur Weißwein aus der Champagne zur Weiterveredelung in Frage kommen, wird Armagnac ausschließlich in der südwestlich gelegenen Gascogne hergestellt, genauer in den Départements Gers, Landes und Lot-et-Garonne. Auf 15.000 Hektar Rebfläche werden überwiegend Weißweine der Rebsorten Ugni Blanc, Baco Blanc, Colombard, Mauze und Folle Blanche gekeltert und anschließend destilliert. Insgesamt 10 Sorten kommen in Frage beziehungsweise sind zugelassen. Beim Cognac sind es im übrigen nur zwei Sorten.

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Wie auch beim Cognac haben auch die jeweiligen Anbaugebiete ihre Bezeichnung, in dem Fall Bas-Armagnac, Haut-Armagnac und Ténarèze. Die Armagnacs der Bas-Armagnac gelten als die Besten. Armagnacs aus der Haut-Armagnac spielen eine untergeordnete Rolle. Der Boden der Armagnac-Region besteht aus feinem Quarzsand, Ton, lehmigem Geröll und Kiesel. In der Bas-Armagnac ist der Boden besonders lehmhaltig, kalkarm und teilweise sehr sauer, die Böden der Ténarèze sind wiederum stark ton- und kalkhaltig.

Die Weinreben müssen mindestens 5 Jahre alt sein, eher darf daraus kein Wein für Armagnac weiterverwendet werden. Die Weinherstellung erfolgt unter traditionellen Bedingungen ohne das Zufügen von Schwefel oder Zucker. Ein Prozess der für Wein zur Destillation aber auch nicht erforderlich ist, da er ja nicht lange haltbar sein muss und Zucker sowieso nicht mit destilliert wird.

Die besondere Destillation von Armagnac

Bis hierher finden sich, bis auf die Anbauregionen, noch ziemlich viele Gemeinsamkeiten zum Cognac. Das ändert sich aber mit der Destillation. Diese findet nämlich nicht im Roh- und Feinbrandverfahren statt. Armagnac wird ausschließlich einfach auf einer Alambic destilliert. Ein Verfahren das man in der Spirituosenwelt eigentlich so gut wie nie findet.

Rum und Whisk(e)y wird 2- bis 3-fach destilliert, Cognac 2-fach, Obstbrände ebenso. Wodka wird zigmal destilliert und anschließend noch viel häufiger gefiltert. Das hat den Nachteil, das der Alkohol zunächst rauher und kantiger ist, dafür aber deutlich mehr Aromen im Endprodukt verbleiben.

Um die Spirituose aber trotzdem mild und trinkbar zu bekommen nutzt man bei der sogenannten “Méthode Armagnac“ eine Rektifikationskolonne, die zwischen der Brennblase und dem Kondensator geschaltet ist. Damit gelingt es dann doch noch unerwünschte Stoffe aus dem Destillat zu trennen, ohne einen zweiten Brennvorgang zu benötigen. Der Destillierkolben wird als „Armagnaçais“ bezeichnet. Das farblose Destillat hat am Ende zwischen 52 und 72,4%Alkoholgehalt, die meisten haben jedoch eher 52 – 60% und werden deshalb vor der Lagerung im Fass nicht verdünnt. Armagnac wird sowohl in mobilen Destillen direkt vor Ort oder aber auch in Brennereien auf kleinen Alambic Destillierapparaten gebrannt.

Lagerung

Die Lagerung erfolgt in Fässern aus der regionalen Schwarzen Gascogner Steineiche. Man steht in Frankreich einfach auf absolute Regionalität. Cognac wird in Fässern aus Limosineiche gelagert. Bevor aus der Gascogner Eiche ein Fass wird, muss sie 6 Jahre trocken lagern, erst dann wird sie weiter verarbeitet. Ein weiterer großer Unterschied zu Cognac und vielen weiteren Spirituosen ist die ausschließliche Nutzung von neuen, zuvor unbelegten Fässern. Für Cognac werden sehr häufig sehr alte Fässer genutzt, die mehrfach vorbelegt waren. Die Fässer dürfen eine Größe zwischen 225 und 420 Litern haben.

Als nächste Besonderheit wird der Armagnac solange in diesen neuen Fässern gelagert, bis der gewünschte Geschmack erreicht wurde, dann wird das Fass geleert und der Armagnac zieht in ein sehr altes Fass um. Hier ruht und reift der Armagnac weiter, zusätzliche Holzaromen werden kaum noch aufgenommen. Zusätzlich entwickeln sich in dieser zweiten Reifephase die typischen Pflaumen- und Vanillearomen. Die Lagerzeit variiert dabei natürlich je nach Abfüllung sehr stark, mindestens 1 Jahr wird er aber auf jeden Fall gelagert.

Besonders gute Jahrgänge, die eine besonders lange Reifung erfahren sollen, werden in 50 Liter fassende Glasballons gefüllt. Dieses Verfahren kennt man auch von den klassischen, durchsichtigen Obstbränden. Diese Ballons nennt man “Damme – Jean”, diese lagern in einem separaten und verschlossenen Teil des Kellers, dem sogenannten “Paradies”. Diese Abfüllungen sind dann am Ende extrem reif, gesetzt und rund.

Bei den Abfüllungen kommen die gebräuchlichen Bezeichnungen zum Tragen, die einem häufig bei gelagerten Spirituosen begegnen, die einen französischen Hintergrund haben. Anders als bei Rum zum Beispiel sind hier jedoch die jüngsten Destillate der ausschlaggebende Faktor, nicht das Älteste enthaltene. Das heißt also, dass auch durchaus deutlich ältere Armagnacs im Blend vorhanden sein können. Während bei einem Rumblend mit dem Aufdruck 23 Jahre der Anteil an tatsächlich 23-jährigen Rum zumeist verschwindend gering ist.

Regelmäßig findet man auch Millesime Armagnac, also Armagnacs aus nur einem einzigen Jahrgang. Ist der Blend dann auch noch sortenrein, ist dies immer noch zusätzlich auf dem Etikett vermerkt. Die Aufschrift “Appelation de Armagnac” weißt auf einen Verschnitt verschiedener Jahrgänge und Sorten hin. Hier eine kleine Übersicht über die einzelnen Bezeichnungen:

  • VS oder auch ***: mindestens 1 Jahr
  • VSOP: mindestens 4 Jahre
  • XO oder auch Napoleon: mindestens 6 Jahre
  • Hors d’Age: mindestens 10 Jahre
  • XO Premium: mindestens 20 Jahre
  • Millesime: mindestens 10 Jahre, jedoch nur ein Jahrgang

Tasting verschiedener Armagnacs

Soviel zur Vorgeschichte. Kommen wir nun zum Tasting.

Baron de Cygnac 1979

Der Hersteller Baron de Cygnac hat sich vorallem mit seinen Millesime-Abfüllungen einen Namen gemacht. Neben den Millesime finden sich aber auch jüngere Abfüllungen. Die Preise variieren von 30 Euro für den VS bis mehrere Hundert Euro für uralte Jahrgänge. Cygnac bedeutet Schwan, selbiger ziert auch das Logo auf dem Etikett. Ansässig ist das Unternehmen in der 2000-Einwohner-Gemeinde Nogaro, das direkt am Fluss Midouze und dem historischen Jakobsweg, der Via Podiensis, liegt. Weinanbau hat hier eine sehr lange Tradition. Die Winter sind in dieser Region recht kurz und mild, die Sommer wiederum sehr lang und heiß. Klimatisch ist die Region vergleichbar mit der Toskana. Das ist sehr günstig für den Weinanbau. Ausgeliefert wird der Armangnac in den typischen Flaschen, die eine starke Ähnlichkeit zu den Pfälzer Bocksbeuteln besitzen. Wirklich viel gibt es über das Unternehmen ansonsten leider nicht herauszufinden.

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Es handelt sich bei unserem Armagnac um einen Millesime Armagnac aus dem Jahr 1979. Er ist ein sortenreiner Bas-Armagnac, sämtliche Trauben kamen also auch aus diesem Anbaugebiet.

Im Glas ist der Armagnac sehr dunkel und kräftig, ohne jedoch gefärbt zu wirken. Er läuft in sauberen Schlieren im Glas hinab. In der Nase ist er fruchtig würzig, für mich nicht unbedingt mit Cognac vergleichbar. Man riecht zwar, dass es eine grobe, gleiche Richtung gibt, aber die Unterschiede sind deutlich wahrnehmbar. Der von mir durch die Recherche erwartete raue Charakter findet sich für mich nicht.

Am Gaumen ist er auffallend weich. Die Fruchtigkeit aus der Nase findet sich auch im Mund wieder. Tolle Noten von Dörrpflaumen, Beeren und eine sehr schöne feine Süße machen sich breit, dazu eine überaus ausgeprägte florale Note. Begleitet wird die Hauptaromatik von Gewürzen wie Pfeffer und leichter Vanille. Ganz subtil, aber wahrnehmbar. Die Fassnoten sind eher im Hintergrund und begleiten die Aromatik sehr elegant. Tannine sind wenig vorhanden, passen aber perfekt in das Geschmacksbild. Der Baron de Cygnac ist weich und trotzdem kraftvoll, feingliedrig und komplex. Die Balance aus Frucht, Gewürzen und floralen Noten wirkt auf mich sehr rund und gelungen. Eine Spirituose für Abende in gemütlicher Umgebung mit Freunden.

-79 von 100-

Armagnac Castarede

Castarede wurde 1832 als erstes registriertes Armagnac Handelshaus Frankreichs in Pont de Bordes, dem heute wichtigsten Armagnac-Handelszentrum, gegründet und gehört zu den bekanntesten Herstellern von Armagnacs. Der Hersteller bedient ebenso sämtliche Reifestufen und sehr alte Millesime Abfüllungen. Aktuell reichen die Millesime Abfüllungen bis ins Jahr 1888 zurück.

Die wohl berühmteste Abfüllung ist die aus dem Jahr 1900*. Diese Abfüllung wurde – von einem französischen Magazin – als eine von 12 Flaschen ausgewählt, die für den Eintritt in das neue Jahrhundert getrunken werden sollte. Ebenso wurden Castarede Armagnacs beim teuersten Essen des Jahres 1900 im Restaurant Gavroche in London serviert. Aber auch in der jüngeren Vergangenheit wurden zahlreiche Castarede-Abfüllungen mit Preisen ausgezeichnet.

Anfangs wurde jedoch nur mit Armagnac aus der Bas-Armagnac gehandelt. Damals hieß das Handelsunternehmen noch Jules Nismes Delclou & Cie. Die 1818 von König Louis dem XVIII geadelte Famile Castarede stellte dem Unternehmen dann seinen Namen und das Wappen der Familie, das heute jede Flasche ziert, zur Verfügung. Vor ungefähr 30 Jahren wurde das Château de Maniban gekauft. Das Château liegt 1 Kilometer südlich von Mauleo’de Armagnac in Gers. Und damit inmitten der Bas-Armagnac. In diesem Anwesen wurde im 17. Jahrhundert der Erste an den Hof von Bordeaux gelieferte Armagnac produziert. Die Herstellung des Armagnac wird in diesem Château von der Weinbereitung über die Destillation bis zur Fassreifung durch die Familie Castarede durchgeführt. Traditionell wurden die Weißweinsorten Folle Blanche, Ugni Blanc und Colombard angebaut. 2015 kam noch die Sorte Baco hinzu. 2006 wurde von Florence Castarede in Paris der Showroom des Unternehmens eröffnet. Ziel war es, einen Ort der Kultur und des des Austauschs für Armagnac-Kenner und Künstler zu schaffen.

Für Deutschland hat vor allem Nicolas Kröger mit seiner “Mission Armagnac” den Hersteller Castarede wieder auf dem deutschen Markt publik gemacht. Mit viel Aufwand und noch mehr spürbarer Liebe zum Produkt brachte er die verfügbaren Abfüllungen bei den in Foren und Facebookgruppen bekannten großen Händlern unter und trommelte für diese. So kamen wir auch zu unseren beiden Millesime Castarede Abfüllungen. Christoph bestellte kurzerhand die jeweilige Abfüllung aus unseren Geburtsjahren.

Castarede 1988

Der Armagnac liegt golden im Glas, beim Schwenken zeigt er große Schlieren, die zügig hinab laufen. In der Nase zeigt er eine gänzlich andere Aromatik. Uns springt sofort ein kräftiger, frischer und reifer roter Apfel in die Nase. Traubennoten und eine leichte feine Säure gesellen sich danach hinzu. Er ist sehr mild, Alkohol kann ich fast gar nicht wahrnehmen. Fasseinflüsse nehme ich nur im Hintergrund wahr, man riecht sie aber.

Im Mund ist der rote Apfel aus der Nase nicht mehr so präsent. Hier treffen wieder Trauben auf ein sehr schönes Süße- und Säurespiel. Die Säure lässt mich unweigerlich an einen spritzigen Weißwein denken. Im Hintergrund findet sich dann wieder ein wenig Apfel. Leichte florale Töne und eine ganz zarte Würzigkeit ergänzen die Aromatik. Der Alkohol ist extrem gut eingebunden. Die Abfüllung ist sehr frisch und leicht und sehr gut balanciert.

Der Abgang wirkt auf mich erstaunlich kurz, frische Noten die schon fast an Zitrusfrüchte erinnern bleiben zurück. Eine Adstringenz ist im Abgang wahrzunehmen.

-83 von 100-

Castarede 1983

Die 83er Abfüllung liegt ein wenig dunkler im Glas, auch die Schlieren wirken öliger. Die Nase zeigt sich kräftiger und parfümiger. Der Alkohol ist auch hier sehr dezent zu riechen. Ich rieche dunkle Früchte wie Pflaumen, aber auch wieder ganz klar Trauben. Etwas Vanille schwingt mit. Das Fass wirkt hier ausgeprägter, was den Armagnac voller macht und ihm zusätzliche Aromen verleiht.

Im Mund ist er wie der 88er sehr weich und mild. Auch hier kommen als Erstes die ausgeprägten Fruchtnoten am Gaumen an. Dunkle Beeren, Pflaumen und natürlich Trauben finden den Weg auf die Zunge. Danach folgen jedoch mehr Holznoten, Vanille und eine ausgeprägte Blumigkeit. Dadurch ist der Armagnac nicht so frisch wie der 88er, dafür opulenter. Auch hier findet sich wieder eine angenehme natürliche Süße, diesmal ohne eine spürbare Säure. Aromatisch ist auch bei dieser Abfüllung sehr viel los am Gaumen!

Der Abgang ist deutlich länger, Trauben und Holznoten bleiben ewig zurück, eine leichte Süße bleibt ebenso sehr lange bestehen.

-84 von 100-

Dadurch wirkt dies Abfüllung tatsächlich älter und reifer, dafür jedoch weniger spritzig. Das ist dann wahrscheinlich Geschmackssache, welchen Typ von Armagnac man bevorzugt. Im Cocktail kann ich mir für beide Abfüllungen komplett verschiedene Einsatzfelder vorstellen. Natürlich sind es beides Armagnacs und natürlich wissen wir aufgrund der oben beschriebenen Herstellungsweise eines Millesime Armagnac, das die Zeit im Fass wahrscheinlich sehr ähnlich war und die unterscheidenden 5 Jahre Lagerung womöglich in einem Glasballon stattfanden.

Jedoch zeigt der direkte Vergleich deutlich das es trotzdem große aromatische Unterschiede zwischen den beiden Jahrgängen gibt. Unterschiede die in diesem Fall, anders als bei den meisten Spirituosen, kaum aus einem Fass stammen können, sondern aus den Trauben, dem Wetter und der Zusammenstellung der jeweiligen Sorten aus dem jeweiligen Jahrgang. Sozusagen Terroir pur! Nur der kürze Abgang verhindern eine gleiche Punktzahl bei den Castarede Abfüllungen.

Cheers!

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Schlagwörter: , , , , , Last modified: 10. April 2025
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