Wer sich für Ardbeg-Whiskys interessiert, weiß: Ein Age Statement findet man bei dieser Marke nicht allzu oft. Häufig locken die Abfüllungen stattdessen mit klangvollen Namen wie Scorch, Arrrrrrrdbeg oder Galileo. Bei der neusten Abfüllung wird man dagegen sehr konkret. Am 7. September wird hierzulande der Ardbeg 19 Years Old Traigh Bhan Batch 3 verkauft, wie in den Vorjahren in limitierter Zahl. Es handelt sich – der Namenszusatz Batch 3 deutet es an – um die dritte Auflage (nach 2019 und 2020) der alljährlich wechselnden Kleinserie.

Traigh Bhan, das klingt nach fernem Asien, stammt jedoch aus dem Gälischen. Namenspate ist der Strand Traigh Bhan (gesprochen Träg Wan) auf Islay, welcher für den “singenden Sand” bekannt ist. Ich war noch nie da, kann zu diesem Naturschauspiel (so es denn existiert) somit nichts Erhellendes beitragen. Daher stürzen wir uns direkt zum Tasting. Moet Hennessy hat uns dankenswerterweise ein Sample des neuen Ardbeg 19 Years Old Traigh Bhan Batch 3 zukommen lassen.

Abgefüllt im Lockdown

Beworben wird der Ardbeg 19 Traigh Bhan Batch 3 mit einem “fast schon unmöglich-ausgewogenen Geschmacksprofil”. Das macht uns natürlich direkt neugierig. Ich bin ein Fan von Ardbeg und es macht immer wieder Spaß, die limitierten Abfüllungen zu probieren. Nicht alle treffen meinen Geschmack, aber die meisten sind spannend oder zumindest ungewöhnlich. So viel vorab: Dieser Whisky hat mir prima geschmeckt, aber der Preis von 240 Euro macht es definitiv zu keinem Mitnahmeprodukt für den durchschnittlichen Dram-Trinker. Aber das ist ja auch nicht die Zielgruppe dieser Abfüllung.

Laut Ardbeg reifte sie in ehemaligen amerikanischen Weißeichenfässern und spanischen Oloroso-Sherryfässern, anschließend wurde er inmitten des globalen Lockdowns im Jahr 2020 abgefüllt.

Jeder Jahrgang des Ardbeg 19 Years Traigh Bhan besitzt auf dem Etikett einen einzigartigen Code, mit dem man die Geschichte des Whiskys online recherchieren kann, sowie die Unterschrift eines der bekannten Gesichter der Destillerie auf dem Etikett. 2021 ist Dr. Bill Lumpten dort verewigt, Ardbegs Director of Distilling and Whisky Creation. Meine Probe ist in einer schnörkellosen Sampleflasche abgefüllt, daher kann ich dazu nicht weiter ins Detail gehen.

Der Ardbeg 19 Years Traigh Bhan Batch 3 wurde mit 46,2 %vol abgefüllt. Eine sehr gut gewählte Trinkstärke, nicht zu dünn und nicht überbordend kräftig. Der Whisky ist weder kühlgefiltert noch gefärbt.

Ardbeg Traigh Bhan Batch 3

Tasting: Ardbeg 19 Years Traigh Bhan Batch 3

Die Farbe schimmert messingfarben im Glas. Nach 19 Jahren im Fass wäre es jedoch ein Frevel, direkt loszusippen. Also gönn ich dem Traigh Bhan eine kurze Verschnaufpause im Glas, um durchzuatmen und sich zu entfalten. Schon beim Einschenken riecht man die Ardbeg-typischen Rauchnoten. Aber wie man es nach einer fast zwei Jahrzehnten andauernden Reifezeit erwarten würde, lodert hier kein Torffeuer. Vielmehr wabert der Rauch ganz subtil, aber nicht minder kraftvoll durch den Raum. Dazu gesellen sich maritime Aromen und Kräuter. Allen voran Salz, Pfeffer, Majoran, Anis, ein wenig Vanille und Limettenabrieb schwingt ebenfalls mit

In der Nase zeigte sich der Rauch noch verhalten, auf der Zunge ist er dagegen präsent. Die Eiche verstärkt das Aroma, buttrige Vanille trifft auf kalte Asche. Eine tolle Harmonie. Der Whisky ist überraschend weich und komplex zugleich. Im Mund nimmt das Kräuteraroma an Fahrt auf, so viel Würze erlebe ich selten. Es schmeckt, als würde man eine italienische Würzmischung in einen Smoker packen. 

Es bleibt ein langer Abgang mit einem angenehmen Wechselspiel aus Süße und Rauch. Ein einziger Schluck haftet minutenlang auf den Geschmacksknospen. Alles ist sehr ausgewogen, es gibt keinerlei extremen Spitzen. Dieser Whisky beeindruckt durch seine Rundheit und Komplexität im Geschmack.

Ardbeg Traigh Bhan Batch 3 Lockdown

Fazit: Ein entspannter Herbst-Sipper

Der Ardbeg 19 Traigh Bhan Batch 3 ist ein idealer Begleiter für den allmählich einsetzenden Herbst, wenn draußen die Kastanien auf die Straßen knallen und der Abend auf dem Balkon sehr schnell sehr kühl wird. Perfekt für einen langen Abend mit einem guten Freund, denn bei diesem Whisky kann man auch nach vielen Schlucken immer noch eine neue Facette entdecken. Er zeigt die Stärken und Eigenheiten der Destillerie in einer balancierten, subtilen Weise. Selten ist der Rauch so perfekt integriert.

Eine Rundum-Empfehlung, wäre da nicht der Preis. 240 Euro sind fraglos viel Geld. Der Ardbeg 10 kostet 40 Euro, wirkt jedoch deutlich grobschnittiger. Der Traigh Bhan ist eine glattere und zugleich ausgefallenere Spielart. Doch vermutlich wird bei dieser Edition ohnehin der Preis eine geringere Rolle spielen als bei früheren. Sie könnte ein begehrtes Sammlerobjekt werden. Dafür sorgt auch das Etikett. Als Abfüllzeitpunkt ist auf dem Etikett vermerkt: “in a lockdown”. Das allein macht ihn zu einer Rarität und lädt den Mythos des Whiskys noch ein Stückchen weiter auf.

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