Starward Brand Ambassador Lucas-Andreas Werner und Kirsch Whisky haben zu einem Tastingabend geladen, bei dem der Starward Vitalis dekonstruiert wurde. Dieser Einladung sind wir selbstverständlich gefolgt und erhielten ein kleines Päckchen mit Proben der einzelnen Bestandteile des Blends und des fertigen Produkts. Solche Tastings lieben wir ja.
Im Päckchen befand sich eine Probe von folgenden Fässern:
- Starward Vitalis Breakdown Bundy Rum (Bundaberg) 10yrs.
- Starward Vitalis Breakdown 1st Fill Apera 10yrs.
- Starward Vitalis Breakdown 2nd Fill Apera 5yrs.
- Starward Vitalis Breakdown Makers Mark Bourbon 8yrs.
- Starward Vitalis Breakdown Redwine 4yrs.
- Starward Vitalis Breakdown Tawny 6yrs.
- Starward Vitalis
Diese Proben waren alle mit 52% in die Sample-Flaschen gekommen. Dazu gab es mit dem Starward Ambassadors Choice French Oak Red Wine in Fassstärke mit 59,7% einen Ausblick auf das was demnächst neues auf den Markt kommt. Zunächst noch ein paar Worte zur Brennerei und der Abfüllung, auch wenn wir diese bereits bei uns im Blog vorgestellt hatten.
Starward Distillery
Die Starward Distillery gibt es seit 15 Jahren und sie hat ihren Sitz in der Metropole Melbourne im südaustralischen Staat Victoria. Die Brennerei ist auch unter dem Namen New World Whisky Destillerie bekannt und nutzt für die Produktion von Starward Whisky ausschließlich australisches Getreide. Der Gründer der Brennerei ist David Vitale, ein Australier mit italienischen Wurzeln, der einen Whisky erschaffen wolte, der perfekt als Begleitung zu einem Essen funktioniert.
Die Brennerei besitzt derzeit ungefähr 15.000 Fässer, die auf verschiedene Standorte in Melbourne verteilt sind und in 8-etagigen Racks lagern. Von diesen 15.000 Fässern sind ungefähr 14.000 Rotweinfässer und 600-700 Aperafässer. Die Rotweinfässer müssen alle sechs Monate verkostet werden, um eine Essigbildung im Fass auszuschließen. Die meisten Fässer kommen von Weinbauern aus dem Barossa und dem Yara Valley und werden auch von sehr kleinen erzeugern erworben.
Es lagern ca. 180 verschiedene Arten von Rotweinfässern in den Lagern. Die Fässer bestehen aus zwei verschiedenen Eichenarten und waren Shiraz, Cabernet oder Pinot im 1st Fill oder 2nd Fill vorbelegt. Die Fässer werden anschließend im Fresh Fill (24h nach Entleerung) oder als Charred Casks mit Spirit befüllt. Die Fassgröße hat entweder 100, 225 oder 300 Liter. Dazu variiert das Alter der Vorbelegung ebenfalls sehr stark. Die ältesten Weine waren zuvor bis zu sieben Jahre in ihrem Fass.
Die Fermentationszeit der Maische beträgt 110 Stunden, das ist im Whiskybereich relativ viel. Die Destilation erfolgt auf Pot Stills. Aufgrund des extrem hohen Angel Share (6-12%) beträgt die übliche Reifezeit in den Fässern nur 3-4 Jahre. Deswegen kommt der Whisky auch nur mit 55% in die Fässer. Dadurch wird der Angels Share noch etwas gesenkt und die Reaktion mit dem Holz etwas abgemildert. Die Schwankung des Angel Share entsteht durch die verschiedenen Winde. Diese können vom Süden kalte, eher polare Luft und von Norden heiße Wüstenluft transportieren. Deswegen schwanken die Temperaturen sehr stark.
Der Starward Vitalis ist die Sonderabfüllung zum Jubiläum der Brennerei. Mit diesem Blend will Starward zeigen, welche Qualitäten sich in ihrem Lager befinden und die Geschichte der Brennerei beleuchten. Es wurden insgesamt 10.000 Liter geblendet und abgefüllt. Der mit Abstand größte Anteil entstammt Rotweinfässern.
Nun startet aber das Tasting der Einzelkomponenten
Starward Vitalis Breakdown Makers Mark Bourbon Cask
Der Whisky reifte für 8 Jahre in dem ehemaligen Makers Mark Bourbon 1st Fill Fass. Bisher spielen Abfüllungen aus Bourbon-Fässern bei Starward eine untergeordnete Rolle. Erst zwei Abfüllungen kamer bisher auf den Markt. Möglicherweise wird 2024 eine weitere Abfüllung aus dem Bourbonfass auf den Markt kommen. Der Bourbonanteil im Blend ist extrem gering.
Die Nase startet vanillig und blumig, mit grünem Apfel, etwas Butter und feinen Röstaromen. Vielleicht noch etwas Bananenbrot und Karamell. Unerwartet, aber extrem einladend.
Am Gaumen fruchtig, buttrig, dezente Röstaromen, viel Vanille und auch wieder florale Noten. Die Alkoholeinbindung ist prima. Gefällt mir sehr sehr gut. Ein extrem süffiger Whisky. Laut Lucas kommt bei dieser Abfüllung der Brennereicharakter sehr gut rüber.
Starward Vitalis Breakdown Bundy Rum
Ich bin ja gar kein Fan der Bundaberg Rums, bin aber natürlich gespannt, wie sich das Fass zur Whiskyreifung eignet. Der Whisky lag 10 Jahre in diesem Fass und ist damit einer der ältesten Whiskys aus den Lagern der Brennerei. Es gab bisher noch keine rumfassgereifte Abfüllung von Starward.
In der Nase finde ich Haselnuss, süßes Karamell, etwas Vanille, Holz, der Rum setzt sich deutlich in Szene. Im Geschmack setzen sich die Eindrücke aus der Nase fort. Der Rum setzt sich auch hier extrem durch. Der angesprochene Brennereicharakter vom ersten Whisky ist nicht so präsent.
Starward Vitalis Breakdown 2nd Fill Apera
Bei einem Apera handelt es sich um einen fortifizierten Starkwein, der nach dem Vorbild von Sherry und Port produziert wird. Nur eben, dass dieser in Australien produziert wird. Er ist aromatisch wie ein Oloroso, hat aber gleichzeitig eine ausgeprägte Süße wie ein PX Sherry. Aperafässer waren die ersten Fässer, in denen Starward Whisky gereift wurde, weil es zu diesem Zeitpunkt keine australische Brennerei gab, die ihren Whisky in Apera-Fässern reifte. Es gab dann aber zu wenige Fässer auf dem Markt, um den Bedarf zu bedienen, deswegen kam es dann letztlich zu der breiten Nutzung der Rotwein Fässer.
Der Apera setzt sich direkt in der Nase fest: reife rote Früchte, kandierter Zucker, Sherry, Nüsse, Gewürze und Holz. Im Geschmack setzen sich neben den roten Früchten die Gewürze und Holzaromen etwas mehr in Szene. Vorallem im Abgang finde ich Anis, Walnuss, Tannine und etwas Süßholz. Schmeckt mir gut und ist für Sherryfans sicher ein absolutes Fest. Die geringe Reifezeit von 5 Jahren fällt im Vergleich zu den beiden ersten Whisky nicht auf. Ich finde auch erstaunlich, wieviel Sherry-Aromen in diesem Whisky ankommt, zumal es sich um ein 2nd Fill Fass handelt.
Starward Vitalis Breakdown 1st Fill Apera
Dieser Whisky ist 10 Jahre gereift. Der Whisky ist extrem fruchtig, ich finde viele Erdbeeren, rote Trauben, eine eine toll balancierte Würzigkeit und leichte Holzaromen. Am Gaumen ebenso fruchtig, aber würziger, fast schon herzhaft. Ich finde ihn sehr schön balanciert, ausgewogen und weniger süß. Ein toller Sipper, aber auch recht adstringierend.
Obwohl ich damit gerechnet hätte, hat der Whisky aus diesen Fässern erstaunlicherweise weniger Holzaromen wie beim 2nd Fill. Nur durch die gesteigerte Adstringenz und die hervorragende Ausgewogenheit spürt man die längere Lagerung. Der 2nd fill schmeichelt zusätzlich mit einer angenehmen Grundsüße, ich würde von beiden Fässern den 10-jährigen bevorzugen.
Starward Vitalis Breakdown Tawny
Tawny hat genau wie Apera eine sehr lange Tradition in Australien, deswegen handelt es sich auch um australischen Tawny. Laut Lukas ist australischer Tawny im Vergleich zu den “originalen” Ports weniger süß, etwas kräftiger und voller. Durch die lange Tradition bekommt man auch sehr alte Tawnyfässer. Der Whisky lagerte die vollen sechs Jahre im Tawnyfass. Die Tawnyfässer stammen vorwiegend aus der Küstenregion im westlichen (Perth) und östlichen (Sydney) Australien und nicht aus den traditionellen Weinregionen.
Aromatisch treffen in der Nase Kirschen und Pflaumen auf Walnüsse. Dazu ein wenig frischer Tabak und junges Leder. Auch am Gaumen kommen primär die Aromen von frischen Steinfrüchten, ein paar Kräuter wie Fenchel und Anis und wieder junges Leder an. Ich habe noch das Gefühl eine dezente Säure auszumachen. Der fruchtige Abgang wird dann von einer dezenten Bitternote begleitet. Gefällt mir auch sehr gut. Der Tawny war im übrigen bei den Teilnehmern der Favorit des Abends.
Starward Vitalis Breakdown Red Wine
Bei den Fässern handelt es sich um Fässer für die Starward Nova Abfüllungen nur in höherer Abfüllstärke. Die abgefüllten Fässer bilden einen Querschnitt durch die oben genannte Palette an Rotweinfässern.
In der Nase dann ein deutlicher Rotweineinschlag: Rote Früchte wie Himbeeren, Erdbeeren, eine schöne Eichenwürze, etwas Milchschokalade und ein dezentes Süße-Säure Spiel. Am Gaumen kommt ebenso die Rotweinschwere an, ohne zu süß zu sein. Die Früchte werden noch etwas dunkler und vollreifer, dahinter Holz, Gewürze und dezente Vanille. Sehr süffig mit perfekt eingebundenen Alkohol und genau das, was man von Starward erwartet. Die 52% stehen ihm meiner Meinung nach sehr gut.
Starward Vitalis
Die beiden verantwortlichen Blender haben sich ein halbes Jahr damit beschäftigt, den Vitalis aus den einzelnen Komponenten zu verblenden. Die Grundidee war die Abfüllung zum 10-jährigen Bestehen wieder aufzunehmen und “einen Spaziergang durchs Warehouse zu zeigen”. Der Whisky sollte komplex werden und alle Komponenten gut zusammen spielen lassen. Das Ergebniss kommt wie bei den Proben mit 52% in die Flasche und kostet für 0,7 Liter 119 Euro.
Auch diese Nase startet fruchtig mit dunklen und roten Früchten. Dazu gesellen sich Karamell, buttriges Popcorn, geröstete Nüsse und Holz. Der Whisky riecht komplex, aber sehr gut balanciert. Am Gaumen wird die Frucht schon fast marmeladig. Es treten aber anders als zur Nase Aromen von Kakao, Tabak, Vanille und Gewürze mehr in Erscheinung. Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass die Fässer am Gaumen sehr gut zusammen finden, während in der Nase die Fruchtaromen am dominantesten waren. Nach einiger Zeit finden aber auch die Aromen in der Nase mehr zusammen, das Fruchtige geht etwas mehr in den Hintergrund. Gebt ihm also unbedingt Zeit im Glas.
Am Ende des Tastings waren die Meinungen etwas geteilt. Manche bevorzugten die Single Casks, andere wiederum den Blend. Ich fand die Single Casks lecker und spannend, es haben mir aber nicht alle richtig gut gefallen. Den Blend wiederum finde ich sehr gut.
Starward Ambassadors Choice
Dieser Whisky ist ein voll gereiftes Rotwein Single Cask in Fassstärke mit 59.7%. Das Alter beträgt 4 Jahre und 7 Monate. Bei dem vorbelegten Wein handelt es sich um einen Shiraz und ein Fass aus französischer Eiche. Lucas hat das Fass persönlich aus sechs Fässern ausgesucht. Der Preis wird bei 90 Euro liegen.
Die Aromen der Nase erinnern auch direkt an das Redwine Sample, nur mit noch etwas mehr Power. Dunkle Früchte wie Rosinen und Kirschen, aber auch Himbeeren und Johannisbeeren, kräftige Schokolade, Holz, Vanille, Tabak und Gewürze. Am Gaumen kommt er dann trotz der Prozente kaum alkoholisch an. Früchte wie Johannisbeere und Himbeeren spielen mit Kakao, Gewürzen (Zimt), Kräutern, Leder und Holz. Der Starward hat ebenso diese trockene Rotweinschwere, die ihm aber sehr gut steht und ihm einen leicht erdigen Touch und ein paar Tannine gibt. Im Hintergrund sind ganz dezent saure Aromen zu finden.
Insgesamt ein sehr voller Whisky mit leichten Ecken und Kanten, der sein Rotweinfass nicht leugnen kann, aber auch nicht massiv rotweindominiert ist. Die Kräuternoten und seine trockene Holzigkeit sprechen mich sehr an. Ein Top-Produkt!
Zusammenfassung
Das war sie, die Reise durch das australische Whisky Warehouse. Eine spannende Reise, wie ich fand. Die Single Casks haben mir insgesamt sehr gut gefallen, auch wenn nicht alle für mich auf Top-Niveau mitgespielt haben. Als Blend hat das wiederum extrem gut funktioniert. Der Blend ist komlex, rund und super balanciert. Vor allem die erhöhten ABV stehen dem Blend extrem gut.
Preislich spielt der Vitalis natürlich in einer höheren Liga, wer auf die Starward-Produkte steht, kommt hier aber voll auf seine Kosten. Meine persönliche Empfehlung ist jedoch mal einen Blick auf die Ambassadors Choice Abfüllung zu werfen.
Cheers!
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Schlagwörter: australian Whisky, Starward Vitalis, Tasting, Test, Whisky Last modified: 23. Juni 2023