Die Rums der zweiten Charge der S.B.S Release für das Jahr 2023 kommen wieder aus allen Ecken der Erde wie Tahiti, Guyana, French Antilles, Réunion oder auch Thailand. Es handelt sich wie immer um reine Single Cask Rums ohne Zusatzstoffe oder Kühlfiltration. Die Abfüllgröße beträgt bei allen Flaschen 700ml.

S.B.S Tahiti 2017

Der Single Barrel Selection Tahiti 2017 ist ein Single Cask Rum, der auf Melasse basiert und 2017 in Kolonnenstills destilliert wurde. Der Rum reifte in einem ex-Bourbonfass und wurde mit 57% Vol. abgefüllt. S.B.S Tahiti 2017 ist auf 277 Flaschen limitiert. Eine Flasche kostet um die 65€.

In der Nase ist zunächst relativ wenig los, ich finde Zitronenschalen, grasige Aromen, etwas Vanille, etwas das mich an Quitten erinnert und etwas Kolonnenlack. Alles nicht übermäßig kräftig. Die Alkoholeinbindung könnte auch besser sein. Es ist eindeutig ein junger Rum.

Im Geschmack wieder Zitrusfrüchte und nun auch Banane, die auch eine gewisse karamellige Süße vermittelt. Daneben Vanille, ganz junges Holz, ein paar Gewürze und auch wieder pflanzliche Aromen. Im Abgang kommt eine gehörige Portion Pfeffer und Lakritz hinzu, der Pfeffer bleibt auch sehr lange am Gaumen hängen. Der Geschmack ist interessant und gefällt mir deutlich besser als die Nase.

-76/100-

S.B.S Réunion 2021

Réunion hatten wir ja erst vor wenigen Wochen im Savanna Tasting mal schauen wie sich dieses Fass sich schlägt. Zumindest gehe ich davon aus das es sich um Rum von Savanna handelt. Und weil er aus Zuckerrohrsaft auf einer Creol Column entstanden ist handelt es sich natürlich um einen Rhum. Die Reifung fand in einem Bourbon Cask statt, das nach drei Jahren Reifung noch Rhum für 276 Flaschen mit 59% enthielt. Ab 70€ geht es aromatisch in den indischen Ozean.

Die Nase wirkt schön dicht mit Aromen von Gras, frischen Zuckerrohr, Zitrusfrüchten, grüner Olive und etwas Vanille. Dezent scheint auch das Fass durch, aber die frischen pflanzlichen Aromen dominieren die Nase.

Am Gaumen fällt mir als Erstes der kaum spürbare Alkohol auf. Die Integration des Alkohols ist für einen solch jungen Rhum wirklich sehr gut. Aromatisch finde ich als Erstes Zuckerrohr, Heu und vegetale Aromen. Im Abgang kommen dann Hustensaftkräuter wie Thymian und Eukalyptus, Lakritze und minimal salzig anmutente Aromen hinzu. Der Nachgeschmack bleibt auch extrem lange am Gaumen und erinnert mich zunehmend an Jägermeister. Das macht der Rhum spannend, aber auch speziell.

-79/100-

S.B.S Venezuela 2009

Ein Rum aus Venezuela darf natürlich nicht fehlen und ist mittlerweile schon fast obligatorisch. Dieser stammt aus dem Jahr 2009 und wurde in der Corporacion Alcoholes del Caribe (C.A.D.C) destilliert. Typischerweise wurde er auf einer Kolonne destilliert. Der Reifung fand 14 Jahre in einem Bourbonfass statt, davon 12 Jahre in Venezuela. Dann kam er mit 54,9% in 283 Flaschen von denen eine Flaschen ungefähr 70€ kostet.

Der Rum braucht locker eine viertel Stunde um sich so richtg im Glas zu entfalten. Dann zeigt er die typischen Aromen von Vanille, gebrannten Zucker, gerösteten Haselnüssen, Holz und fruchtigen Feigen. Etwas Anis kann ich noch finden. Eine sehr runde und einladende Nase.

Am Gaumen dann mehr Holz als in der Nase, leichte Tannine sind auf jeden Fall schon auszumachen, stören mich aber nicht. Dazu Beeren, viel Schokolade, Vanille und Backgewürze wie Nelke, darauf folgt dann ein trockener Abgang, bei dem Schokolade und Holzaromen dominieren. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden. Ein schöner und runder Rum auch im Geschmack. Das Preis-Genussverhältnis wirkt auf mich sehr gut.

-81/100-

S.B.S French Antilles 2019

Der French Antilles 2019 ist ein Single Cask Rum, der sehr wahrscheinlich aus der Brennerei Le Galion auf Martinique stammt und auf Melasse basiert. Es handelt sich um einen Grand Arome Rum der 2019 in Kolonnenstills destilliert wurde. Die Melasse wird für 8-16 Tage mit wilden Hefen fermentiert um den erhöhten Estergehalt von ungefähr 500g/hlpa zu erreichen. Der Rum reifte in einem Virgin Oak Cask und wurde mit 60,3% Vol. abgefüllt. 324 Flaschen wurden davon abgefüllt. ein Flasche kostet um die 90€.

Direkt nach dem Eingießen verteilen sich die fruchtigen Ester im Raum und man weiß sofort das man es mit einem Grand Arome zu tun hat: Überreife, teils vergorene Früchte wie Erdbeeren und Traubensaft, Ester, Oliven, Joghurt, Lack und Gummi. Aber auch speckig-röstige Aromen. Ein bisschen wie Barbeque mit vielen Beeren und einer offen Lackdose in der Ecke.

Beim kosten bin ich dann überrascht, weil die Aromen gar nicht so intensiv sind wie ich es erwartet hätte. Nicht falsch verstehen, es ist viel los, aber die Nase hat mich auf noch mehr eingestimmt. Ich finde wieder Früchte wie Erdbeeren und nun auch Aprikosen, Olivenlake, Ester und eine leichte Süße. Im Abgang dann auch wieder der geröstete Speck. Gefällt mir sehr gut, aber kein Rum für jeden Tag.

-82/100-

S.B.S Thailand 2017

Und auch Thailand wird scheinbar langsam zur Routine. Der Thailänder wurde aus Melasse auf einer Kolonne hergestellt und wanderte dann für sechs Jahre in das Lager in Dänemark, zum Schluss erhielt er noch ein zusätzliches Finish im Moscatel Cask. Bei Moscatel handelt es sich um spanischen Wein mit einer ausgeprägten würzigen Muskatnote. Es fallen einge Traubensorten unter diese Bezeichnung. Am häufigsten findet man aber die Sorte Moscatel de Alejandría, die wenig Säure enthält und fast schon sirupartig süße Weine hervorbringt. 319 Flaschen mit 59,8% wurden abgefüllt. Nach Thailand gehts für knapp über 60€.

Wie schon im Frühjahr sind wir auch hier sind wir wieder aromatisch bei den spanischen Rums unterwegs: Kakao, Karamell, Vanille und etwas Kaffee sind die vordergründlichen Aromen des Rums. Allerdings intensiver als beim letzten Thailänder von SBS.

Auch am Gaumen folgt die Aromatik der Nase: Schöne Karamell und Kakaonoten, die von Vanille begleitet werden, dezent Süß, keine stressigen Aromen und gut balanciert. Der etwas höhere ABV steht dem Rum im Vergleich zur Frühjahrsabfüllung. Wirkt wie ein Mix aus Panama und Belize.

-78/100-

S.B.S El Salvador 2013

Der El Salvador 2013 basiert auf Melasse und wurde auf einer Kolonne destilliert. Nach seiner Reifung bekam der Rum noch ein nicht weiter definiertes Finish in einen Portweinfass. 361 Flaschen mit einem Alkoholgehalt von 57% wurden davon abgefüllt. Der Preis beträgt ca. 65€.

Das Portweinfass kann man auch direkt erschnuppern. Getrocknete rote Früchte, etwas Kokos, Honigsüße, Vanille und im Hintergrund dezente Klebernoten und Nüsse.

Am Gaumen dann mehr Gewürze und wieder Honig und getrocknete Früchte mit einem Hauch Vanille. Die Fasslagerung kommt im Geschmack auch im mittellangen Abgang mehr zur Geltung, weil der Rum recht adstringierend wirkt. Auch eine Pfeffernote kann ich finden. Insgesamt nicht schlecht, aber nicht zu hundertprozent mein Rum. Bis auf die Adstringenz im Abgang aber super entspannt trinkbar.

-77/100-

S.B.S Guyana 1993

Bei diesem Rum haben wir es mit einer echten Rarität zu tun. Er wurde 1993 in der bereits geschlossenen Uitvlugt Distillery auf der Savalle destilliert und in einem Bourbonfass gereift. Sein Mark ist UDS. Ich gehe davon aus, das es sich dabei um ein Broker-Mark handelt. Auch gehe ich von einer kontinentalen Reifung aus. Kommentiert aber gern unter dem Beitrag wenn ihr mehr oder andere Informationen zu diesem Mark habt. Von diesem Rum wurden 136 Flaschen mit 59,2% abgefüllt. Eine Flasche kostet 462,90€.

Die Nase zeigt eine angenehme Honigsüße und auch kolonnentypische Klebernoten, die aber kaum ins Gewicht fallen. Der Rum benötigt lange im Glas um sich zu öffnen. Dann gibt er nach und nach Karamell, Kakao, leicht rosinge Noten und Banane, Vanille und natürlich auch Holz frei. Der Rum riecht sehr ausgewogen und rund, aber nicht so alt wie ich es erwartet hätte.

Im Geschmack finde ich wieder die getrockneten Früchte, Vanille, Schokolade, Karamell, Holz und nun auch noch einige Gewürze. Die Alkoholeinbindung ist sehr gut. Der Abgang ist trocken und adstringierend. Jetzt merkt man dann auch das Alter des Rums. Zuviel ist es aber keinesfalls. Man muss sich aber Zeit nehmen um ihn komplett entdecken zu können.

-85/100-

S.B.S Jamaica 2022

Und was wäre ein Tasting ohne Jamaica? Genau, irgendwie nicht komplett. Diesmal geht es aber nicht wie im Frühjahr oder zuletzt dem Rumfestival nach Worthy Park, sondern nach Long Pond. Und das gleich richtig, denn der Long Pond ist mit dem Mark „TECA“ versehen. Damit haben wir hier einen absoluten Highester Rum im Glas. Mit seinem Estergehalt von 1200-1300 g/hlpa ist dies das dritthöchste Mark bei Long Pond. Möglich wird ein solcher Gehalt durch eine extrem lange Fermentation, der Zugabe von Dunder und Muck Pit. Und anschließender Destillation auf Pot Stills. Das Mark „TECA“ soll im übrigen den Rum der ehmaligen Brennerei Tilston Estate (Tilston Estate Continental A) darstellen. Der Rum reifte ein Jahr in einem Virgin Oak Cask. Es wurden 341 Flaschen mit einem Alkoholgehalt von 64,9% abgefüllt. 80€ kostet eine Flasche.

Mit der Nase lande ich nun direkt und unmissverständlich in Jamaica: Es begrüßen mich funky Ester in Form von vergorenen Früchten wie Ananas und limettige Säure, aber auch eine Honigsüße, Lösungsmittel und frische pflanzliche Aromen. Das Fass kann ich nicht besonders prominent erschnuppern, die tolle Honignote würde ich dem Fass aber zuschreiben. Der Geruch ist wirklich intensiv und schön voluminös. Ich würde im Blindtest von einem deutlich älteren Rum ausgehen.

Im Geschmack finde ich das Fass dann doch etwas mehr. Zu den fruchtigen Aromen und der Lacknote geselllen sich Anis, Kamille und weitere Kräuter, eine angenehme Bitternote und im Abgang ist der TECA recht adstringierend. Von der Süße der Nase bleibt im Geschmack nicht besonders viel übrig. Das macht aber auch überhaupt nichts. So ist der Rum eine absolute Esterbombe. Das Fass gibt dem eigentlich sehr jungen Rum mehr Tiefe und eine tolle Süße, die den Rum deutlich älter erscheinen lassen. Experiment geglückt würde ich sagen. Und ein preislich ein sehr guter Deal.

-83/100-

Zusammenfassung

Auch dieses Mal hat 1423 wieder eine breite Palette an Rums abgefüllt und sehr verschiedene Stilistiken bedient, so das eigentlich für jeden etwas dabei sein müsste. Das Preis-Genussverhältnis empfinde ich – den 1993er Guyana mal rausgenommen – bei jeder der Abfüllungen als sehr gut, aber ein solch alten Guyana Rum wird man wohl auch nicht günstiger bekommen.

Cheers!