Written by 15:09 Rum, Spirituosen

Im Test: The Sins – Avarice

Nach dem grandiosen Start der The Sins – Reihe mit einem Garreau aus dem Jahr 1967, der die Todsünde Lust verkörperte, folgt nun mit einem 83er Long Pond die Habsucht. Veröffentlicht wird die Flasche auf dem German Rum Festival Ende August in Berlin.

Von Disitilia hatten wir bereits ein Schwesternfass im Glas, den Charles Vane Long Pond 1983 aus der The Golden Age of Piracy Reihe. Zum direkten Vergleich hat mir Robert freundlicherweise gleich noch ein Sample dieser Abfüllung zur Verfügung gestellt, deswegen werde ich in dem Test immer mal den Charles Vane erwähnen.

The Sins – Avarice

Ich war einigermaßen überrascht als ich die Wahl des Rums von Robert erfahren habe. Für mich war eigentlich klar das es ein Rum aus Guyana werden würde, denn wer Robert kennt, der weiß um seine Liebe für die Destillate aus Guyana. Vorallem der alten Destillate. Und wenn eine Serie dazu einläd alte Raritäten in die Flasche zu füllen dann ist es diese Serie. Im Gespräch erzählte er mir das natürlich auch einiges aus Guyana zur Auswahl stand, für ihn aber der Long Pond am Ende die Nase vorne hatte.

Das Fass #1134 gab noch Inhalt für 203 Flaschen mit jeweils 700 ml her. Der Alkoholgehalt beträgt entspannte 51,6%. Nach 40 Jahren ist da einfach schon einiges zu den Engeln gewandert. Der Preis beträgt 850€.

The Sins – Avarice Tasting

Der Avarice gibt typische jamaikanische Ester Aromen von reifen, aber nicht unbedingt überreifen Früchten und etwas Lack in die Nase, die aber äußerst elegant in eine Holzwürze eingebunden sind. Im Vergleich zur oben verlinkten Distillia Abfülungen finde ich hier etwas weniger Früchte, ohne das die geografische Herkunft nicht erkennbar wäre. Auch finde ich weniger die typisch jamaikanischen tropischen Früchte, sondern Pfirsich, Aprikose, etwas Zitronenabrieb, aber auch etwas Banane und säuerliche Stachelbeeren. Im Hintergund noch etwas oliviges. Süße Vanille und etwas Buttergebäck dicken die Nase noch etwas auf. Ich weiß nicht ob es daran liegt, dass das Sample vom Vane schon länger geatmet hat, aber im direkten Vergleich empfinde ich die rauchigen Aromen vom Avarice etwas weniger ausgeprägt, sie sind aber noch deutlich spürbar, mit Aromen die fast schon etwas an Teer erinnern.

Im Geschmack bauen sich ganz kurz die Früchte wieder auf, ehe sie an die noch etwas präsenteren Holz- und Würzaromen übergeben. Die Früchte erinnern wieder an Zitronen, ein paar tropische Früchte und auch wieder dezenter Olive. Dann macht sich eine kurze Adstringenz breit, die aber keine Überhand nimmt und gefühlt von der Öligkeit und den Fruchtestern sofort wieder balanciert wird. Auch die teigige Note kann ich im Geschmack wiederfinden und nun auch etwas Lakritz. Es ploppen immer wieder kurze süße Anflüge auf, ehe es in den ewigen Abgang geht, der noch dezent salzige Aromen zum Holz hinzufügt um dann auch wieder mit einem schönen Frucht-Holzmix abszuschließen, bei dem dann die Süße für mich zum ersten Mal die Oberhand gewinnt und dann auch verbleibt, ohne die restlichen Aromen zu vergessen. Hier würde ich von perfekt balanciert sprechen.

-9.4 von 10.0-

Fazit

Beim The Sins – Avarice handelt es sich um einen Weltklasse Rum, aber das habe ich auch erwartet. Die Frage war eigentlich nur wieviele Punkte er dann am Ende von uns bekommt. Das er hoch punkten wird war klar, denn auch der Distilia hat bei uns im letzten Jahr mit 9.3 von 10.0 bereits sehr hoch gescored. Der Avarice ist für mich noch einen minimalen Tick harmonischer und ich hatte das Gefühl die einzelnen Aromen noch etwas besser finden zu können, deswegen gibt es 0,1 Punkte mehr.

Jamaika steht ja bei uns beiden nicht mehr unbedingt ganz oben auf der Beliebtheitsskala, aber diese perfekt gealterten Jamaikaner, spielen dann doch immer wieder in einer eigenen Klasse. Vorallem wenn die Balance aus Frucht und Holz so harmonisch und komplex im Glas landet. Leider spielt die Flasche nicht in meiner Preisklasse, für die die es sich leisten können und wollen sei dieser Rum aber unbedingt empfohlen.

Cheers!

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