Die Aufgabe, einen klassischen London Dry Gin zu schaffen, der sowohl Puristen als auch moderne Genießer überzeugt, gleicht der Quadratur des Kreises. Berry Bros. & Rudd, der älteste Weinhändler Englands, stellte sich dieser Herausforderung – und schuf mit de No.3 London Dry Gin eine Rückkehr zu den Wurzeln des Gins: Wacholderdominanz, Klarheit und Struktur.
Herstellung und Rezeptur des No.3 Gin
Der No.3 Gin wird in traditionellen Kupferbrennblasen bei dem niederländischen Unternehem De Kuyper hergestellt, das auf eine jahrhundertealte Handwerkstradition zurückblickt. Die Rezeptur ist auffallend reduziert: Lediglich sechs Botanicals finden Verwendung – Wacholder, Angelikawurzel, Kardamom, Koriandersamen, Grapefruitschale und Orangenschale. Keine Gurken, keine Lavendelblüten, kein exotischer Firlefanz – ein Statement gegen die inflationäre Aromatisierung vieler moderner Gins.
Die Destillation erfolgt langsam und unter niedrigen Temperaturen, um die ätherischen Öle möglichst vollständig zu bewahren. Die dafür verwendete Brennblase stellt ausschließlich diesen Gin her. Die Rezeptur des Gins stammt von Dr. David Clutton, der mit diesem Gin sein Meisterstück abliefern wollte.
Abgefüllt wird der Gin am Ende mit einem Alkoholgehalt von 46%, entgegen des aktuellen Trends Gin mit 40% oder sogar darunter abzufüllen. Das finden wir grundsätzlich gut, da wir der Meinung sind das ein Gin gerne ein paar Prozente mehr haben kann, damit er vor allem in Drinks nicht untergeht. Und wer trinkt ein schon pur? Eben!
Die Flasche
Bevor wir sein Aroma kosten, betrachten wir zunächst das, was ihn als erstes umgibt: die Flasche selbst. Denn selten war die äußere Gestalt eines Gins so kongruent mit seinem inneren Anspruch – klassisch, präzise, elegant.
Die Flasche ist vollständig in einem satten, tiefgrünen Ton eingefärbt. Dieser Grünton erinnert weniger an Wacholder, sondern vielmehr an britische Lederklubsessel. Es ist ein Statement gegen die bunte Welt der modernen Gins, die oft mit botanischer Vielfalt kokettieren, aber stilistisch verwaschen wirken.
Zentrales grafisches Element ist ein metallisch glänzender, silbern hervorgehobener Schlüssel, der mittig auf der Vorderseite der Flasche sitzt. Dieser Schlüssel verweist direkt auf das Symbol von No.3 St. James’s Street – das historische Gebäude von Berry Bros. & Rudd. Der Schlüssel ist nicht nur ein Markenemblem, sondern ein Abbild des originalen Schlüssels der den Zugang zu diesem Gebäude sicherte. Die Schrift auf dem Etikett ist schnörkellos britisch.
Tasting No. 3 Gin
Die Nase ist klar und pointiert: Wacholder tritt sofort in den Vordergrund – harzig, frisch und fast ätherisch. Darunter breiten sich feine Zitrusnoten aus, besonders Grapefruit mit ihrer herben Frische. Koriander bringt eine subtile Pfeffrigkeit, während Kardamom einen leichten, kühlen Einschlag ergänzt. Der Gesamteindruck ist klassisch, aber bemerkenswert präzise abgestimmt.
Der Antritt am Gaumen ist trocken und wacholderbetont. Die Zitrusaromen explodieren förmlich auf der Zunge – Grapefruit und süßere Orangennoten tänzeln um die robuste Basis des Wacholders. Kardamom steuert eine fast mentholartige Frische bei, die in einen erdigen Unterton der Angelikawurzel übergeht. Auch die Pfeffernote aus der Nase kann ich wieder finden. Der Körper ist kräftig und ätherisch.
Der Abgang ist mittellang bis lang, von trockener Klarheit geprägt. Zunächst bleiben Wacholder und Koriander, dann klingt der Gin mit einer zart bitteren Zitrusschale und einer mineralischen Frische aus.
Fazit
No.3 Gin ist ein Paradebeispiel für einen modernen London Dry Gin, der sich bewusst auf klassische Stärken besinnt. Statt beliebiger “Botanical-Orgie” setzt er auf Struktur, Präzision und Klarheit. Wer einen Gin sucht, der im Gin Tonic nicht von Tonic und Garnitur übertönt werden muss, sondern durch Einfachheit und gleichzeitiger Kraft glänzt, findet hier für ca. 30€ eine sehr gute Möglichkeit.
Cheers!
Schlagwörter: Gin, No.3 Gin, Tasting, Test Last modified: 8. Mai 2025