Die Killowen Distillery aus Nordirland präsentiert mit der Spectrum-Serie eine Sonderedition im Bereich Rum. Zwei parallele Abfüllungen basieren auf dem gleichen High-Ester-Destillat, reiften jedoch jeweils vollständig in zwei ganz unterschiedlichen Fassarten. Damit wird experimentell gezeigt, wie Fassmaterialien die Aromatik eines Rums massiv verändern können.
Herstellung der Rums
Killowen nutzt für ihren Rum eine Mischung aus 50 % schwarzer Melasse (Blackstrap Molasses) und 50 % Zucker (oder zumindest eine Melasse-/Zuckerbasis). Destilliert wird mit zwei handgefertigten, direkt befeuerten Kupfer-Pot Stills portugiesischer Bauart, getauft auf Criostóir (1.000 l) und Broc (800 l) mit Wormtubs. Laut Hersteller wird der Rum 2,5 mal destilliert. Über die Fermentationsdauer konnte ich keine Informationen finden.
Danach folgte die Lagerung in zwei komplett unterschiedlichen Fässern. Spectrum I wanderte in ein Two Stacks Ex-Sauternes Cask. Spectrum II wurde in einem ehemaligen Two Stacks Peated Ex-Coffee Stout Cask gereift. Bei dem Two Stacks handelt es sich um den eigenen Whiskey der Brennerei. Die Reifezeit beträgt bei beiden Rum 3 Jahre und 10 Monate. Dann wurde mit 55% abgefüllt. Beide Abfüllungen kosten ca. 35€ für 350 ml. Es sind jeweils 300 Flaschen auf den Markt gekommen.
Killowen Spectrum – Part I
Der Rum benötigt zunächst etwas Zeit, um sich zu öffnen. Danach treten zitrische Noten, Vanille und süßliche Dessertanklänge zutage, die an Pavlova erinnern. Mit zunehmender Belüftung entwickeln sich leicht überreife Aromen, wie man sie aus Clairin kennt, hier jedoch abgeschwächter. Spätestens dann wird das High-Ester-Profil deutlich, ohne in extreme Intensität abzudriften.
Am Gaumen zeigt sich ein ähnlich süß-fruchtiges Bild mit erneut überreifen Nuancen. Die Textur wirkt ölig, Vanille und feine Gewürznoten begleiten das Profil. Der Alkohol ist hervorragend eingebunden und bleibt strukturell unauffällig. Tannine sind nicht feststellbar. Der Abgang ist mittellang: Er beginnt fruchtig-süß, driftet anschließend in dezente metallische Anklänge ab und klingt dann aus.
-7.8 von 10.0-
Killowen Spectrum – Part II
Part II eröffnet mit einer deutlich strukturierteren und voluminöseren Nase als der erste Teil der Serie. Kakao, gelbe Steinfrucht, etwas Melasse, Backgewürze und Vanille bilden den aromatischen Boden. Eine subtil eingebrachte Rauchnote wirkt begleitend und verleiht Tiefe, ohne das Profil zu dominieren. Die Kombination aus Rum und Torf führt bei mir meistens zu stilistischen Brüchen, hier nicht, da der Rauch nur als Akzent eingesetzt wird und nicht dominiert.
Am Gaumen zeigt sich eine klare Fortführung der Aromen der Nase. Die gelben Steinfrüchte treten erneut hervor, unterstützt von Karamell, leichten Getreidenoten und einem Hauch Lakritze. Die Balance zwischen Frucht und Würze ist präzise austariert, die Textur dicht und der Alkohol hervorragend integriert. Nichts wirkt überzeichnet.
Der Abgang ist schokoladenbetont und entwickelt sich dynamisch: ein süßer Auftakt, gefolgt von kurzen Bitterimpulsen, ehe die Süße zurückkehrt. Ganz zum Schluss nochmal Whiskynoten. Der Abgang gefällt mir besser als der Abgang von Part I.
-8.0 von 10.0-
Fazit
Killowens zweiteilige Spectrum-Serie zeigt, dass limitierte Kleinstauflagen nicht zwingend in den Preissphären etablierter Single-Cask-Abfüller spielen müssen, um sensorisch zu überzeugen. Part I präsentiert sich als der zugänglichere Rum: hell, fruchtig und mit einem High-Ester-Profil, das man eher selten findet. Er punktet mit öliger Textur, guter Alkoholintegration und einer süßlich-fruchtigen Balance, bleibt aber aromatisch vergleichsweise linear.
Part II hingegen wirkt ambitionierter und komplexer. Die Kombination aus gelben Steinfrüchten, Karamell und Backgewürzen wird hier durch subtile Rauch- und Getreidenoten ergänzt, wobei mich gerade die fein dosierte Torfspur positiv überrascht. Am Gaumen zeigt sich mehr Tiefe, der Abgang ist markanter und deutlich erinnerungswürdiger. Beide Rums bieten ein interessantes Aromenspektrum, ohne zu überfordern.
Hervorzuheben ist auch die Transparenz auf dem Etikett, die fast alle Informationen, außer der Fermentationsdauer und dem Esthergehalt bereithält. Nun interessieren mich natürlich auch die anderen Abfüllungen der Brennerei.
Cheers!