Wer in diesem Jahr durch die Hallen des Bar Convent Berlin 2025 schlenderte, merkte es: Alles war… luftiger. Zwischen den Ständen blieb mehr Platz, Sitzgruppen wirkten großzügiger gebaut – oder ehrlicher gesagt: Es war einfach weniger los.
Einige große Namen fehlten. Campari, das in früheren Jahren das Soho House komplett in Beschlag nahm und Bartender aus der ganzen Welt einflog, war diesmal gar nicht da. Diageo – ohnehin schon länger abwesend. Brown-Forman? Nicht präsent. Auch andere Hersteller hielten sich zurück oder traten deutlich kleiner auf. Ob das an gestiegenen Standpreisen oder am übervollen Branchenterminkalender lag? Schwer zu sagen. Aber auffällig war es allemal.
Auch bei den Besuchern zeigte sich ein neues Bild: Der Montag, einst der große Treffpunkt der Szene, war diesmal „ganz gut“, sagten einige. Der Dienstag – ruhig. Und der Mittwoch? Teilweise fast verwaist. Einige Stände blieben da schon unbesetzt, Gespräche fanden eher im Vorbeigehen statt. Wir meinen: Der BCB sollte über kurz oder lang ein Zwei-Tages-Event mit Vorabendgala werden. Zumal vermutlich auch immer weniger Bars den Luxus haben, ihre Bar von Sonntag bis Mittwoch abschließen oder ausdünnen zu können.
Die Gin-Welle ebbt ab
Noch vor wenigen Jahren stand der BCB für eine neue Ginmarke pro 10 Quadratmeter. 2025 ist das anders. Die Gin-Welle, die vor Jahren durch jede Bar schwappte, ist endgültig verebbt. Monkey 47 war zwar vor Ort – aber selbst dort: weniger Trubel, weniger Trommelwirbel. Gin Sul, die vor zwei Jahren noch ein Boot voll mit Bananen auffuhren, war nun still. Hier und da gab es mal neue Marken, aber das Interesse ist deutlich zurückgegangen.
Einen klaren Nachfolger gibt es bislang nicht, aber die Agaven-Spirituosen übernehmen langsam das Ruder. Mezcal und Tequila waren an vielen Ständen präsent, oft mit ambitionierten Newcomer-Brands aus Mexiko, die noch nach Importeuren suchen. Auch etablierte Häuser wie Mack & Schühle stellten eigene Tequila-Linien vor. Der Spirit ist da, die Vielfalt wächst – die Agave ist die neue Wacholderbeere.

Verlorene Früchte
Ein Kapitel, das etwas wehmütig stimmt: der Obstbrand. In den letzten Jahren zeigten Brenner wie Schladerer oder Reisetbauer auf dem Bar Convent, wie elegant und komplex Obstler sein kann. Dieses Jahr? Fehlanzeige. Lantenhammer ist ohnehin schon länger weg. Humbel hielt die Fahne hoch – mit klaren, ehrlichen Produkten, wie man sie von den Schweizern kennt.

Aber es wurde wieder mal deutlich: die Kategorie kämpft. Zu teuer für die Bar, zu unspektakulär fürs Showglas. Und Absatzrekorde stellt man damit auch nicht mehr auf. Und so verschwindet der gute Obstbrand leise aus der Szene, wie der letzte Schluck im Nosing-Glas.
Null ist das neue Eins
Der Trend zu alkoholfreien Spirituosen bleibt ungebrochen. Noch ist viel Mittelmaß im Regal, aber die Spreu trennt sich zusehends vom Weizen. Die besten Produkte schmecken nicht nach Ersatz, sondern nach eigenem Stil – komplex, aromatisch, gut balanciert. Stefan Hinz etwa zeigte spannende, alkoholfreie Bottled Cocktails.
Der Markt hat gelernt. Zutaten, Texturen, Aromen – alles reifer geworden. Die „No & Low“-Bewegung wirkt nicht mehr wie Verzicht, sondern wie eine Erweiterung. Und wenn man sieht, mit welcher Hingabe manche Hersteller ihre Null-Promille-Kreationen präsentieren, dann ist klar: Das ist keine Nische mehr, das ist ein Segment.

Fazit
Der Bar Convent 2025 war kein lautes, rauschendes Festival. Eher eine Momentaufnahme einer Branche im Übergang. Weniger Glitzer, weniger Marketing, mehr Gespräche.
Wer mit offenen Augen durch die Hallen ging, fand sie noch immer – die kleinen Überraschungen, die ehrlichen Produkte. Nur eben mit ein bisschen mehr Platz dazwischen.