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Im Test: Distilia x The Bottle Shop Calvados Domaine De la Flaguerie 1988

Bei diesem Calvados handelt es sich um eine Kooperation zwischen dem polnischen Abfüller Distilia und dem The Bottle Shop aus Heilbronn. Da wir bisher noch keine Abfüllung dieser Brennerei im Blog vorgestellt haben verlieren wir zunächst ein paar Worte über den Erzeuger.

Domaine de la Flaguerie

Die Domaine de la Flaguerie befindet sich in Ducy-Sainte-Marguerite. Die Geschichte des Guts ist eng verwoben mit der Region selbst. Seit bald zwei Jahrhunderten, genauer seit 1835, pflegt man hier die Kunst der Cidrerie und Destillation. Rund 45 verschiedene Apfelsorten wachsen heute auf dem Gut. Die Apfelsorten, meist bittersüß oder bittersäuerlich, tragen Namen wie “Rouge Duret”, “Petit Jaune” oder “Frequin”, viele davon autochthon, manche beinahe ausgestorben.

Die Herstellung folgt den strengen Regeln der AOC Calvados Pays d’Auge: doppelte Destillation im kupfernen Alambic Charentais, mindestens zweijährige Fasslagerung, und die ausschließliche Verwendung von Äpfeln aus der eigenen Ernte. Der Fermentationsprozess dauert mehrere Monate – kein industrieller Turbo, sondern langsame, natürliche Gärung mit Wildhefen.

Die Domaine ist seit vielen Jahren bio-zertifiziert – nicht als Marketingmaßnahme, sondern aus Überzeugung. Die Umstellung begann bereits in den frühen 2000er Jahren, zu einer Zeit, als viele Kollegen noch belächelten, wer auf chemische Pestizide verzichtete.

Distilia x The Bottle Shop Calvados Domaine De la Flaguerie 1988

Bei der Abfüllung handelt es sich um ein Single Cask, das zuvor 35 Jahre in seinem Fass wohnen durfte und anschließend in Fassstärke mit 49,9% in nur 70 Flaschen abgefüllt wurden. Der Preis für eine 700 Milliliter Flasche beträgt 150€.

In der Nase öffnet sich ein Duft aus Patina und kühler Kellerfeuchte: Getrocknete Apfelschalen, Walnuss, Möbelpolitur, Tabak. Aber auch erstaunlich viele frische Äpfel und Apfelmost. Etwas Quitte und Bananenbrot und dazu noch eine ordentliche Portion Holzwürze, die jedoch der Frucht noch viel Raum gibt. Extrem einladend.

Am Gaumen treten die Äpfel ebenso ins Rampenlicht – Von frischer Schale über herb-säuerlichen Cidre und getrockneten Apfelringen. Daneben Röstaromen, Zimt, ein Hauch Unterholz und Tannine. Der Geschmack ist komplex und kraftvoll.

Im langanhaltenden und trockenem Abgang treten die Tannine noch etwas präsenter auf die Zunge, ehe zum Schluss wieder der Apfel gewinnt und am Ende sogar mit leicht süßen Mostaromen mit einer Spur Vanille auf der Zunge verweilt. Hat fast schon was von einem eingekochtem Kompott.

-9.0 von 10.0-

Fazit

Ein Calvados von aristokratischer Tiefe – Komplex, perfekt gereift und trotz des Alters fruchtbetont. Die Alkoholeinbindung ist zusätzlich vorbildlich. Bei der gebotenen Qualität wirkt der Preis auf mich sehr gut. Sehr empfehlenswert!

Cheers!

Schlagwörter: , , Last modified: 10. Mai 2025
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