Auf dem German Rum Festival in Berlin trafen wir Reverend Gueillant Dorcinvil von Saint Benevolence Rum. Den Rum hatten wir euch bereits schon einmal im Test vorgestellt. Jedoch kannte ich nicht den Hintergrund dieses Rums. Die Geschichte hat mich echt begeistert, und so nutzten wir die Gelegenheit für ein kurzes Interview mit dem Reverend. Darin erfahrt ihr, wie der Rum aus Haiti nicht nur Genießer begeistert, sondern auch Leben verändert. Es geht um jahrhundertealte Produktionsmethoden bis hin zu modernen karitativen Zielen.
Zucker und Zeste: Reverend Dorcinvil, erzählen Sie uns von Saint Benevolence. Was steckt hinter diesem Namen?
Gueillant Dorcinvil: Der Name “Saint Benevolence” steht für jemanden, der hilft und Gutes tut. Als Pastor entschied ich mich, in meine Heimat Haiti zurückzukehren, um den Menschen dort zu helfen. Wir bieten Schulbildung, Gesundheitsversorgung und betreiben ein Waisenhaus. Um die Kosten dafür zu decken, haben wir diesen Rum kreiert. Er schafft nicht nur Arbeitsplätze in Haiti, sondern die Erlöse unterstützen auch direkt unsere Projekte.
Das klingt beeindruckend. Wie viele Arbeitsplätze haben Sie geschaffen?
Dorcinvil: Mittlerweile arbeiten über 50 Menschen für uns. Aber es geht um mehr als nur Arbeitsplätze. Die Gewinne ermöglichen es uns, all die karitativen Einrichtungen zu finanzieren. Das ist der Grund, warum wir “Saint Benevolence” heißen.
Lassen Sie uns über den Rum selbst sprechen. Welche Zuckerrohrarten verwenden Sie?
Dorcinvil: Wir nutzen vier verschiedene Sorten. Jede hat ihre Besonderheiten. Madame Meuze zum Beispiel ist größer, während Cristalline kleiner ist. Die Ernte erfolgt nach 12 bis 18 Monaten. Anschließend pressen wir den Saft aus dem Zuckerrohr.
Und dieser Saft wird dann zu Ihrem Rum?
Dorcinvil: Genau. Der Saft wird 8 bis 10 Tage lang natürlich und offen fermentiert – ohne Zusatz von Chemikalien oder Hefe. Danach geht es zur Destillation. Unser Destillationsverfahren ist einzigartig und hat eine 200-jährige Geschichte. Es stammt noch aus der französischen Kolonialzeit. Man könnte sagen, wenn jemand unseren Clairin probiert, schmeckt er etwas, das der Erfahrung von vor 200 Jahren am nächsten kommt.
Apropos Geschmack – Ihr Rum schmeckt sehr vielschichtig. Die komplexe Aromatik gefällt uns ausgesprochen gut.
Dorcinvil: Vielen Dank. Wissen Sie, für uns ist es immer wieder erstaunlich, welche Geschmacksnoten die Leute in unserem Clairin entdecken. Manche sprechen von frischem Gras, andere von Banane oder sogar Oliven. Wir sagen immer: Es liegt nicht an uns zu sagen, wie er schmeckt – das entdecken Sie selbst beim Probieren.
Sie füllen den Rum mit 50% Alkohol ab. Warum gerade dieser Prozentsatz?
Dorcinvil: Das ist hauptsächlich für den Export. In Haiti selbst trinken wir ihn mit einem niedrigeren Alkoholgehalt. 50 Volumenprozent ist schon recht stark im Vergleich zu dem, was wir hier gewohnt sind.
Wie wird Saint Benevolence in Haiti üblicherweise getrunken?
Dorcinvil: Meist so, wie Sie ihn sehen. Aber Clairin wird für viele Dinge verwendet. Aber wissen Sie, was oft nicht erwähnt wird? Die spirituelle Bedeutung von Clairin.
Erzählen Sie mehr darüber.
Dorcinvil: In der Voodoo-Religion wird Clairin verwendet, um Geister zu rufen. Man glaubt, dass die Geister Clairin lieben und ohne ihn nicht erscheinen. Auf dem Land wird Clairin sogar zur Vorbereitung von Verstorbenen verwendet. Man könnte ein ganzes Buch über die Verwendung von Clairin schreiben!
Kommen wir noch einmal auf den sozialen Aspekt zurück. Sie unterstützen verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen mit dem Rum. Können Sie das näher erläutern?
Dorcinvil: In Haiti gibt es leider nicht viele Möglichkeiten zur Krebsbehandlung. Wir arbeiten mit einer Einrichtung in Port-au-Prince zusammen. Für jede verkaufte Kiste Saint Benevolence finanzieren wir eine Woche Chemotherapie. Wir ermöglichen Kindern den Schulbesuch, bieten Gesundheitsversorgung für Frauen und Kinder und verteilen Mahlzeiten. All das wird durch den Verkauf unseres Rums unterstützt.
Man könnte also sagen: Trinken für einen guten Zweck?
Dorcinvil (schmunzelt): Genau! Es gibt wohl kaum einen besseren Grund, ein Glas zu genießen, als dabei gleichzeitig jemandem zu helfen.
Was sind Ihre Pläne für Saint Benevolence in den nächsten fünf Jahren?
Dorcinvil: Unser Ziel ist es, die beste Marke der Welt zu werden. Vielleicht nicht unbedingt die meistverkaufte, aber definitiv die beste in Bezug auf den Geschmack. In fünf Jahren wollen wir zu den Top-Sellern gehören und Tausenden von Kindern helfen, Menschen vor Krebs retten und Bildung ermöglichen.
Das sind wirklich ambitionierte und noble Ziele. Vielen Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch, Reverend Dorcinvil.
Last modified: 10. September 2024