Inmitten der türkisblauen Gewässer des Indischen Ozeans, auf den paradiesischen Seychellen, entsteht seit 2002 ein Rum, der die Welt erobert: Takamaka. Was als lokales Projekt begann, hat sich zu einer internationalen Marke entwickelt. Wir trafen Nicolas d’Offay, der seit bald drei Jahren die Expansion von Takamaka in Europa vorantreibt, um mehr über die Geschichte der Marke zu erfahren.
Zucker und Zeste: Nicolas, du bist seit drei Jahren bei Takamaka. Wie kam es dazu?
Nicolas d’Offay: Ich bin tatsächlich noch nicht so lange dabei. Davor war ich in einer ganz anderen Branche tätig. Ich arbeitete fast ein Jahrzehnt lang als COO für PSiO, ein belgisches Unternehmen, das sich auf Entspannungs- und Meditationstechnologien spezialisiert hat.
Das ist ja ein ziemlicher Sprung – von Entspannungstechnologie zu Rum. Wie kam es zu diesem Wechsel?
d’Offay (lacht): Es war tatsächlich eine interessante Wendung. Als Takamaka anfing, professioneller nach Europa zu exportieren, wurde ich von meinen Cousins angefragt aufgrund meines Hintergrundes in Marketing und Vertrieb. Und was soll ich sagen, die Herausforderung hat mich gereizt.
Nun sind die Seychellen nicht gerade das erste Land, an das man bei Rum denkt.
d’Offay: Das stimmt, die Seychellen sind nicht traditionell für Rum bekannt. Aber genau das macht unsere Geschichte so interessant. Die Destillerie wurde 2002 von den d’Offay-Brüdern gegründet, in einer Zeit, als die Seychellen gerade erst aus einem kommunistischen Regime herauskamen. Es war damals sehr schwierig, hochwertige Spirituosen zu importieren. Die Gründer dachten sich: “Wenn wir keinen guten Rum bekommen können, warum produzieren wir ihn nicht einfach selbst?”
- Er ist durchaus kraftvoller und sauberer als der mysteriöse Dark Rum.
- Nicht weniger einladend jedoch zeigt er eine führende Rolle in dem universell angesagten Mojito, Cuba Libre, long…
Also war es zunächst ein rein lokales Projekt?
d’Offay: Genau. Anfangs war der Export gar nicht geplant. Es ging darum, guten Rum für die lokale Gemeinschaft zu produzieren. Aber Takamaka wurde schnell Teil der Kultur der Seychellen. Heute findet man unseren Rum überall auf den Inseln. Was die Größe angeht: Wir haben letztes Jahr die Marke von einer Million Flaschen überschritten. Das macht uns zu einer der größten Destillerien im westlichen Indischen Ozean.
Eine Million Flaschen, das ist beeindruckend für eine so kleine Inselgruppe. Wie “lokal” ist denn euer Rum tatsächlich?
d’Offay: Das ist eine gute Frage. Wir müssen die Rohstoffe importieren, da die Seychellen einfach zu klein sind, um alles selbst anzubauen. Die größte Insel ist nur 30 km lang. Wir beziehen unsere Melasse aus dem Indischen Ozean. Aber alles andere – von der Fermentierung über die Destillation bis zur Abfüllung – machen wir vor Ort auf den Seychellen.
Ihr experimentieret auch mit verschiedenen Fassreifungsmethoden. Welche besonderen Herausforderungen stellt das tropische Klima der Seychellen für diesen Prozess dar?
d’Offay: Oh, da gibt es einige! Die größte Herausforderung ist tatsächlich das Volumen. Wir haben eine spezielle Mischung entwickelt: 70 Prozent Melasse-Rum und 30 Prozent Zuckerrohr-Rum. Für den Zuckerrohr-Anteil arbeiten wir mit 40 lokalen Bauern zusammen, die direkt für uns anbauen. Diese Mischung ist wirklich hervorragend, aber wir können davon nur etwa 3000 Flaschen pro Jahr und Sorte produzieren.
Gibt es Pläne, die Produktion zu erweitern?
d’Offay: Definitiv, aber das ist nicht einfach. Auf den Seychellen ist es tatsächlich illegal, Zuckerrohr auf landwirtschaftlichen Flächen anzubauen. Wir müssen also kreativ sein und lokale Grundbesitzer finden, die bereit sind, ihr Land für den Zuckerrohranbau zur Verfügung zu stellen. Es ist ein ständiger Balanceakt zwischen Tradition, Gesetzgebung und Expansion.
Die Seychellen haben ja eine einzigartige Mischung aus afrikanischen, europäischen und asiatischen Einflüssen. Wie beeinflusst diese kulturelle Vielfalt die Rumproduktion und das Marketing?
d’Offay: Das ist wirklich eine der Stärken von Takamaka. Wir sind geografisch Teil des afrikanischen Kontinents, aber kulturell so vielfältig. Ich sehe das als riesige Chance. Unser Rum spricht dadurch Menschen aus allen Kulturen an. Er kann afrikanisch oder europäisch sein – je nachdem, wie man ihn wahrnimmt. Im Gegensatz zu sehr spezifischen Rums, wie etwa einem Hampden mit seinen intensiven Zitrusnoten, ist unser Takamaka milder und zugänglicher. Das liegt auch daran, dass er hauptsächlich auf Melasse basiert.
Apropos Zugänglichkeit – ihr verwendet oft lokale Kunst und Designs auf euren Etiketten. Wie wichtig ist es euch, die kreative Szene der Seychellen in eure Markenidentität einzubinden?
d’Offay: Das ist absolut zentral für uns. Wir verstehen uns als “Seele der Seychellen” – und das ganz wörtlich. Takamaka wäre nicht Takamaka ohne die Seychellen. Was uns international so erfolgreich gemacht hat, ist die Verbindung zu den Touristen, die zu uns kommen. Wir sind die einzige Destillerie auf den Inseln, und für viele Besucher wird Takamaka zu einem Teil ihrer Urlaubserinnerungen.
Das klingt nach einer starken emotionalen Bindung.
d’Offay: Genau das ist es. Wenn zum Beispiel deutsche Touristen – und Deutschland ist unser größter Tourismusmarkt – Takamaka später im Supermarktregal sehen, erinnert es sie an ihren Honeymoon oder ihren Traumurlaub. Diese emotionale Verbindung ist unbezahlbar.
Als Inselstaat sind die Seychellen ja stark vom Meer geprägt. Spiegelt sich das auch in eurem Rum wider?
d’Offay: Absolut. Das Meer ist ein wesentlicher Teil unserer Identität. Unsere Destillerie liegt buchstäblich nur zehn Meter vom Strand entfernt. Manche Leute behaupten sogar, sie könnten leicht salzige Noten in unserem Rum schmecken, die von der Meeresluft während der Fermentation und Destillation kommen könnten. Wir planen sogar, in Zukunft Zuckerrohr auf den äußeren Inseln anzubauen, die noch näher am Meer liegen. Am Ende des Tages geht es aber um die perfekte Balance zwischen Zuckerrohr, Wasser und dem Einfluss unserer Umgebung.
Nun ist Nachhaltigkeit ja ein großes Thema in der Spirituosenindustrie, und gerade Inselstaaten sind vom Klimawandel besonders betroffen. Welche Ansätze verfolgt Takamaka in diesem Bereich?
d’Offay: Das ist in der Tat ein sehr wichtiges Thema für uns. Wir sind die offiziellen Vertreter von Eco Spirits auf den Seychellen. Ein großer Schritt für uns ist, dass wir planen, unsere Spirituosen verstärkt in Bulk nach Europa zu exportieren. Der Transport von Glasflaschen ist extrem schwer und hinterlässt einen großen CO2-Fußabdruck. Wir prüfen sogar Möglichkeiten, in Europa abzufüllen, aber das ist noch in der Diskussionsphase. Es ist ein komplexes Thema, bei dem wir die Balance zwischen Authentizität, Qualität und Nachhaltigkeit finden müssen.

Zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft: Was sind die Pläne für Takamaka in den nächsten 5 bis 10 Jahren?
d’Offay: Wir sind da sehr realistisch und fokussiert. 2019 haben wir mit dem professionellen Export begonnen. In nur fünf Jahren sind wir von acht auf 64 Exportländer gewachsen. Das ist eine beeindruckende Entwicklung, aber jetzt geht es darum, diese Märkte wirklich zu entwickeln. Wir konzentrieren uns vor allem auf den Nahen Osten, Europa und Südostasien.
Natürlich träumen wir auch davon, in die USA zu gehen – das ist der heilige Gral für viele Spirituosenmarken. Aber wir wissen, dass das ein großer Schritt ist. Realistisch gesehen wird das nicht vor 5 bis 7 Jahren passieren. Unser Fokus liegt darauf, zunächst unsere Positionen in den bestehenden Märkten zu festigen und die Marke weiter aufzubauen. Wir wollen, dass die Menschen Takamaka kennenlernen, bevor wir den großen Sprung über den Atlantik wagen.
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2 Replies to “„Unsere Destillerie liegt nur zehn Meter vom Strand entfernt“”
Der Hampden mit seinen “Zitrusnoten”? Entweder hat er noch nie einen Hampden getrunken, oder seine Geschmacksknospen sind komplett hinüber 😁 Ansonsten ein interessantes Interview. 👍
Hallo Stefan,
die persönliche Empfindung beim Geschmack ist ja immer sehr subjektiv, auch wenn sich viele bei gewissen Aromen dann doch einig sind. Wir finden aber bei vielen Hampdenabfüllungen immer wieder eine teils recht ausgeprägte Säure, was ja irgendwie auch nicht verwundert, weil Hampden für manche Marque auch eine Art Essig zusetzt. Koste doch mal den Hampden 1753. Da findest du vielleicht diese angesprochene Säure.
Liebe Grüße
Hendrik