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Interview mit Katrin Heilbrunner von The Duke: “Wir stellen bayernweit den besten Gin her”

The Duke ist einer der größten Gin-Hersteller Deutschlands. Wir sprachen mit Katrin Heilbrunner übe…
Hendrik im Gespräch mit Katrin Heilbrunner

The Duke ist einer der bekanntesten Gin-Hersteller Deutschlands. Katrin Heilbrunner ist dort als Head of Marketing und Communications tätig, ist also gewissermaßen Sprachrohr der Marke. Wir trafen Katrin vor einiger Zeit am Firmensitz in Aschheim nahe München und sprachen mit ihr über die Strahlkraft der Marke The Duke, die Breite des Portfolios, die Entwicklung des eigenen Tonics und neue Trends der Gin-Welt.

Hallo Katrin, die The Duke Destillerie wurde 2008 gegründet. Damit zählt ihr zu den Pionieren des deutschen Gin-Hypes. Viele weitere Marken kamen seitdem auf den Markt, manche sind auch schon wieder verschwunden. Ihr seid erfolgreicher denn je – woran liegt das?

Wir haben seit Beginn ein klares Konzept und feste Werte, an denen wir uns orientieren. Uns gibt es seit 2008, bereits ein Jahr später waren wir Bio-zertifiziert. In dieser Hinsicht sind wir absolute Vorreiter! Das Bio-Label ist auch nicht nur Effekthascherei, man schmeckt die hochwertigen Zutaten auch.

Allerdings sind die Zutaten erheblich teurer.

Allein den Alkohol in Bio-Qualität einzukaufen ist eine ganz andere Hausnummer. Und gelegentlich gibt es Lieferschwierigkeiten. Es kommt immer mal wieder vor, dass ein Großhersteller nahezu den gesamten Markt leergekauft hat. Da hat man als kleiner Hersteller, wie wir es sind, natürlich ein Problem. Zumal wir nicht nur unsere eigenen Produkte herstellen, sondern auch Fremdprodukte.

Wird der ganze Aufwand von den Endkunden überhaupt honoriert?

Das war nie unser Angang. Die Entscheidung für Bio war uns selbst sehr wichtig. Wir wollten unsere Produkte immer so regional und so nachhaltig wie möglich gestalten. Uns spielt aber natürlich in die Karten, dass der breiten Masse der Bevölkerung diese Werte immer wichtiger werden. Das ganze Thema Nachhaltigkeit nimmt ja enorm Fahrt auf. Hinzu kommt: Mit den Bio-Gins können wir uns auch in Bio-Supermärkten platzieren.

Wie wird euer Gin eigentlich hergestellt? Macht ihr Einzeldestillate und verblendet diese anschließend?

Wir fertigen nach dem klassischen London-Dry-Gin-Verfahren, wo alle Zutaten – auch Botanicals genannt – gleichzeitig vor der Destillation beigefügt werden. Wir geben keine künstlichen Zusätze und keinen Zucker dazu.

Ihr seid mittlerweile seit 13 Jahren im Gin-Geschäft. Wie hat sich der Markt aus eurer Sicht verändert? Also abgesehen davon, dass jede Woche ein neuer Gin erscheint …

Wir sehen die Entwicklung sehr entspannt. Denn das Schöne ist: Je breiter der Markt wird, desto breiter wird auch die Zielgruppe. Das Interesse ist nach wie vor riesengroß und lässt nicht nach.

Es gibt also noch Wachstum?

Definitiv. Der Bereich wächst.

Was genau wächst – die Basis oder das Geschäft mit den Sonder-Editionen?

Das ist sehr unterschiedlich. Die alteingesessenen Gin-Liebhaber, die schon seit ein paar Jahren dabei sind, wollen ihr Portfolio erweitern. Die bedient man mit neuen Geschmacksrichtungen oder einer Barrel Aged Edition. Aber viele Hersteller springen auch einfach auf den Gin-Zug auf. Wir waren vor Corona viel auf Messen unterwegs und dachten irgendwann, wir müssten schon alles und jeden kennen. Aber jedes Mal präsentierten sich dort neue Marken, die man noch nie gehört hat. Ob das gut ist oder nicht, sei mal dahingestellt, jeder findet seine Nische. 

Wie schwer ist es, einen eigenen Akzent zu setzen als Hersteller?

Wir haben das Glück, einer der ersten deutschen Gin-Hersteller gewesen zu sein. Wir produzieren in Bio-Qualität. Und wir verkaufen ja nicht nur Gin, sondern viel Authentizität. Wir sind auf Messen unterwegs, bieten Online-Tastings, haben eine eigene Barund unterstützen auch Bars, zuletzt mit unserer Duke Bartenders Edition. Das ist ein schlüssiges Gesamtkonzept. Wenn du als kleine Marke in diesem weiten Ozean mithalten willst, kann man das nicht mal eben so leisten. Einige suchen sich dann  wie unser Gründer immer so schön sagt ein „Verzweiflungs-USP”: Sie destillieren 75 Botanicals, oder lassen den Gin ein Dutzend Mal um den Äquator reisen, um es mal überspitzt zu formulieren. Und immer wieder gibt es diese Geschichten, dass das Rezept angeblich auf dem Dachboden der Großmutter gefunden wurde. 

The Duke Schürze

Ja, man bekommt den Eindruck, unsere Großeltern müssen früher massenhaft im Verborgenen Gin gebrannt haben. Aber zurück zu euch. Wir stehen hier gerade in eurer Destillerie und können euch beim Arbeiten zuschauen. Seid ihr immer so offen?

Hier kann man jederzeit vorbeikommen. Normalerweise verkosten wir dann auch unsere Produkte, das geht gerade wegen Corona nicht. Gelegentlich bieten wir auch Produkte an, die noch gar nicht auf dem Markt sind, das ist für beide Seiten spannend. Für die Kunden, weil sie etwas Neues, etwas Exklusives bekommen. Und auch für uns, das ist ja quasi Marktforschung face to face. Gelegentlich läuft es auch mal nicht nach Drehbuch: Neulich ist hier etwas schiefgegangen und überall lagen Orangenschalen herum, während die Kunden im Laden standen. Aber auch das gehört dazu.

Wer sind eigentlich eure Kunden – sind es Bars oder Endkunden?

Man sagt ja immer, eine Marke wird in der Gastronomie gebaut und im Handel verkauft man sie dann. In der Gastronomie sind die Plätze hinter den Tresen jedoch begrenzt – teilweise „erkauft“ man sich dort seinen Platz, man kennt den Barmanager oder überzeugt mit einer Top-Qualität. Erkaufen können wir uns die Plätze ehrlich gesagt nicht, dafür sind wir zu klein. Also versuchen wir das anders anzugehen. Wir wollen mit Offenheit punkten, denn viele Destillerien kannst du gar nicht besuchen. Unsere zwei Destillateure tauschen sich auch gerne mit Bartendern aus, wir stehen immer gerne beratend zur Seite. 

Seit einiger Zeit bietet ihr auch Tonics und Ginger Beer an. Das hat uns überrascht. Wie kam es dazu?

Wir wurden immer wieder gefragt, was das perfekte Tonic für unseren Gin ist. Und es war für uns der logische nächste Schritt um einen perfekten Gin&Tonic aus dem Hause The Duke zu kreieren. Zum Tonic haben wir dann direkt noch ein Ginger Beer kreiert, weil der Munich Mule einer unserer Signature Drinks ist. 

Wie lange hat dieser Prozess gedauert?

Etwa anderthalb Jahre. Wir haben 2020 unfassbar viel herumexperimentiert. Denn man muss sagen: Nur weil man Spirituosen Kompetenz hat, heißt das nicht, dass man auch gute Limonade produzieren kann. Unsere Jungs sind bei der Entwicklung des Tonics und Ginger Beers ganz neue Wege gegangen. Mit dem Ergebnis sind wir aber sehr zufrieden.

Was zeichnet den Tonic aus?

Er passt perfekt zu unserem Gin, hat nur natürliche Zutaten und ist eher orangenlastig. Bei unserem Gin ist Orangenschale enthalten, und somit war es für uns klar, dass sich das auch im Tonic widerspiegeln muss.

Ginger Beer und Tonic

Kommen wir zurück zum Gin. Ihr bietet mittlerweile viele Varianten und Editionen an. Warum?

Die Kunst-Edition haben wir schon sehr lange. Da war schlicht die Idee, dem Duke Gin eine Art Geschenkverpackung zu geben. Dafür arbeiten wir mit Münchner Künstlern zusammen, die sich auf der Flasche austoben durften. Der Gin an sich ist aber das Original. Den FC Bayern Gin* haben wir im November 2020 kreiert. Der ist ein wenig an die Story des FC Bayern angelehnt, die Spieler übergießen sich bei Feierlichkeiten gerne mit einer Weißbierdusche. Das Element mussten wir natürlich aufgreifen. Deshalb ist der Gin sehr hopfenhaltig. Das ist ein schön kräftiger Gin, dazu haben wir auch einen Signature Drink kreiert der mit Weißbier gemixt wird. Während der Sommerpause haben wir zusätzlich den FC Bayern Gin Sommer-Edition herausgebracht. Der wiederum ist sehr fruchtig und beerig. Da stecken Johannisbeeren drin, Himbeeren, Edelweiß. 

Die meisten Vereine haben mittlerweile eigene Gins, da lag die Entwicklung dieses Produkts nahe.

Das stimmt, viele Vereine haben eigene Spirituosen. Aber viele Marken dahinter sind nicht bekannt, die treten meist in den Hintergrund. Da geht es primär darum, ein margenstarkes Produkt auf den Markt zu bringen. Dem FC Bayern war es dagegen wichtig, mit einem lokalen Unternehmen zusammenzuarbeiten – wir stellen bayernweit den besten Gin her, sie sind der beste Verein, das passt.

Was hat es mit dem Duke Wanderlust und dem Rough Gin auf sich?

Als wir noch unseren Sitz in der Münchner Innenstadt hatten, gab es nur sehr wenig Platz. Uns standen nur 45 Quadratmeter zur Verfügung. Wir konnten nur den originalen Gin produzieren, Lions Wodka und den Ingwerlikör. Drei Produkte, mehr ging logistisch einfach nicht. Dort waren wir von 2008 bis 2016. In dieser Zeit hat sich am Markt viel getan. Und unsere zwei Destillateure standen jeden Tag stundenlang zusammen und wollten unbedingt etwas Neues machen – aber es war aus Platzgründen einfach nicht möglich.

Dann sind wir nach Aschheim gezogen. Zu diesem Zeitpunkt, also 2016, war der Gin-Markt komplett explodiert. Wir wollten uns von den Mitbewerbern abheben. Während alle immer mehr Botanicals verwendeten, wollten wir herausfinden, wie weit sich ein Gin reduzieren lässt. So entstand der Rough Gin*. Am Ende verwendeten wir nur noch 5 Botanicals: Natürlich Wacholder, dann Hopfen und Malz, Koriandersamen und Orangenzesten. Das war’s.

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Wie viele Botanicals stecken in eurem “normalen” Gin?

Im Basis-Gin* sind 13 Botanicals. Der Wanderlust verkörpert gewissermaßen unsere Story vom Umzug von der Stadt aufs Land, verpackt als Gin. Wir sind hier in Aschheim nah an der Natur.  Der The Duke Wanderlust* basiert auf den 13 Botanicals, hat aber zusätzliche sieben Botanicals – da ist das Blumige, Fruchtige dabei, was man hier in der unmittelbaren Nähe findet. Wir haben Edelweiß, Rose, Himbeere, Klatschmohn, Arnika, Kornblume und Kakaobohne. 

Kakaobohne?

Gut, die findet man hier weniger, aber passt super ins Aroma. Damit ist das Gin-Universum für uns auch abgesteckt. Wir haben den Allrounder, der immer geht. Den kräftigen Gin zum Cocktail-Mixen und das facettenreiche Liebhaberprodukt.

Es gab einen weiteren Hype, Barrel Aged Gin. Ist das ein Thema für euch?

Wir haben eigens dafür unsere Lagerräume vergrößert, dort stehen zur Zeit (neben einigen anderen Fässern, die wir noch nicht verraten) diverse Bourbon & Plantation Rum Fässer. Beide Cask-Finish-Editionen haben wir im November gelauncht und somit ein perfektes Weihnachtsgeschenk für den Gin-Liebhaber geschaffen. Es passiert noch sehr viel bei uns, nicht nur im Gin-Universum. Wir wollen ja vorbereitet sein, falls der Gin-Markt irgendwann nachlassen sollte.

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Schlagwörter: , , , , , Last modified: 19. Februar 2022
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