Apfelwein erfreut sich im Sommer großer Beliebtheit. Dabei fällt mir immer wieder auf: Cider und Cidre werden häufig synonym verwendet. 

Du magst du dich jetzt fragen: Ist das nicht das Gleiche?

Nein, ist es nicht. In diesem Artikel erklären wir dir, wie Apfelwein, Cider und Cidre hergestellt werden und was die Unterschiede sind. 

Wie aus dem Apfel Wein wird

Die Herstellung beginnt mit der sorgfältigen Auswahl der richtigen Apfelsorten. Das Ausgangsprodukt für Apfelwein, Cider und Cidre ist in der Grundessenz gleich: Es sind frisch gewaschene Äpfel. Diese Äpfel werden zuerst zermahlen und dann gründlich gequetscht, um so viel Saft wie möglich zu extrahieren. Dieser frisch gepresste Saft, auch als Apfelmost bekannt, wird dann in einen geschlossenen Tank oder direkt in eine Flasche gefüllt. Hier beginnt der Gärungsprozess, bei dem der Most unter Druck gesetzt wird. Während der Fermentierung – ein natürlicher Prozess, bei dem Hefen den Fruchtzucker im Most abbauen – wird dieser Zucker in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt. Dieser Vorgang verleiht dem Getränk seinen charakteristischen Alkoholgehalt und das prickelnde Mundgefühl.

Ein wesentlicher Aspekt bei der Herstellung von Apfelwein ist die Wahl der Apfelsorten. Während für viele kommerzielle Getränke oft gängige Supermarkt-Sorten verwendet werden, setzen traditionelle Apfelweinhersteller auf herbe oder alte Apfelsorten von Streuobstwiesen. Diese Sorten bringen nicht nur einen intensiveren und eigenen Geschmack mit sich, sondern tragen auch zur Erhaltung alter Apfelsorten und der Biodiversität bei.

Das war es aber schon mit den Gemeinsamkeiten. Gehen wir nun die einzelnen Produktkategorien durch:

Apfelwein – deshalb prickelt er nicht

Der größte Unterschied zwischen Apfelwein – auch Äppelwoi, Äppler oder Ebbelwei genannt – und Cider und Cidre ist die Art der alkoholischen Gärung. Beim deutschen Apfelwein lässt man die bei der Gärung entstehende Kohlensäure entweichen, während Cider und Cidre prickeln. Der Alkoholgehalt liegt traditionell zwischen 5 und 7 Prozent. Getrunken wird er meist aus einem besonderen Becherglas, dem „Gerippten“ oder dem traditionellen Bembel.

Cidre – filigrane Frucht aus Frankreich

Generell gilt: Je länger ein Saft reift, desto mehr Fruchtzucker wird in Alkohol umgewandelt. Beim Cidre wird dieser Prozess früh gestoppt. Dadurch ergibt sich ein relativ niedriger Alkoholgehalt zwischen 2 (Cidre doux) und 4 Prozent (Cidre brut). Cidre gilt aufgrund des niedrigen Alkoholanteils und der hohen Süße als besonders eleganter Sommerdrink. Er wird hauptsächlich in der Bretagne und der Normandie produziert. Traditionell wird er aus der Bolée getrunken, das sind dicke Keramikschalen. 

Cider – englischer Apfelschaumwein im Bier-Stil

Cider stammt aus Großbritannien und wird wie Bier aus dem Zapfhahn gezapft. Zu den bekanntesten Herstellern zählen

  • Bulmers
  • Somersby
  • Strongbow

Ein großer Unterschied zum französischen Cidre ist der erhöhte Alkoholgehalt, der zwischen 4 und 8 Prozent liegt. Der entsteht, weil der Cider länger reift, die Gärung also nicht so früh gestoppt wird. Mit Hilfe von zusätzlichem Zucker wird der Alkoholgehalt manchmal sogar bis auf 11 oder gar 12 Prozent gebracht Der Geschmack ist meist auch herber als beim Cidre. Als Faustregel gilt: Je trockner der Cider, desto höher ist der Alkoholanteil. Cider wird klassisch aus dem Pintglas getrunken, also wie ein normales Bier. 

Die Unterschiede zwischen Cider, Cidre und Apfelwein

Und hier noch einmal die wichtigsten Unterschiede im Detail.

Unterschied 1: Die Herkunft

Apfelwein bzw. „Äppelwoi“ stammt aus Deutschland. Cidre stammt aus Frankreich. Cider stammt aus Großbritannien.

Unterschied 2: Die Kohlensäure

Die Basis aller Produkte ist frisch-gepresster Apfelsaft, der im geschlossenen Tank oder – bei Spitzenqualitäten – direkt in der Flasche unter Druck vergärt.

Beim deutschen Apfelwein lässt man die hierbei auf natürliche Weise entstehende Kohlensäure entweichen, sodass man einen sogenannten Stillwein enthält. 

Beim Cider und Cidre bleibt das Gärungs-Kohlenstoffdioxid im Wein gebunden, wodurch das Getränkt perlt bzw. sprudelt. Zumindest, wenn man es handwerklich sauber herstellt. Günstiger Apfelschaumwein ist in der Regel nur Apfelwein, der mit Kohlensäure aus der Gasflasche versetzt wird.

Unterschied 3: Das Aroma

Cidre wird für sein elegantes, fruchtiges Aroma geschätzt, während Cider häufig eher herb und kräftig daherkommt. Der unterschiedliche Geschmack hat viele Ursachen, unter anderem 

  • die verwendeten Apfelsorten
  • Art und Dauer der Vergärung
  • Zuckergehalt des Mosts
  • dem Alkoholgehalt

Vor allem beim Alkoholgehalt gibt es deutliche Unterschiede. Cidre hat in der Regel zwischen 2 bis 4 Prozent, während Cider bis zu 12 Prozent Alkoholanteil hat.

Wenn statt Äpfeln Birnen verwendet werden, spricht man in Großbritannien übrigens von Perry, in Frankreich Poiré.

Unterschied 4: Die Gläser

Neben Aroma, Alkoholgehalt und Herstellungsweise gibt es in den jeweiligen Ländern auch unterschiedliche Vorlieben bei den Trinkgefäßen. In Hessen, der Wiege des Eppelwoi, trinkt man traditionell aus dem „Gerippten“ – ein Becherglas mit Rautenmuster. 

In der Bretagne und der Normandie verwendet man Steinguttassen. Der besonders feine Cidre aus Flaschengärung wird aus Weiwein- oder Sektgläsern getrunken. Bestellt man ein Cider in einem britischen Pub, bekommt man ein klassisches Bierglas (Pint) hingestellt.  

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