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The Sins – Envy (Neid) – Springbank 1994

Die „The Sins“ – Reihe von Rob Bauer und Distilia nimmt sich der fünften Todsünde an: Neid. Ja und welche Spirituose wäre dafür besser geeignet als ein rarer Whisky aus der schottischen Springbank Brennerei? Richtig, keine! Vor allem wenn es sich um ein 30 (!) Jahre altes Single Cask aus eben dieser Brennerei handelt. Wir sind schon einiges aus dieser Reihe gewohnt (hier, hier, hier und hier), aber mit dem 1994er Springbank wird die Messlatte, rein vom finanziellen Wert, nochmal ein ganzes Stück nach oben gelegt. Aber wie immer bei einer Brennerei Premiere auf diesem Blog erstmal ein paar Worte zur Brennerei.

Die Springbank Brennerei: Tradition und Handwerkskunst aus Campbeltown

Die Springbank Brennerei befindet sich in Campbeltown, einer historischen Whisky-Region an der Westküste Schottlands. Gegründet im Jahr 1828, ist sie eine der ältesten Whisky-Brennereien des Landes und eine der letzten drei verbliebenen Brennerei in Campbeltown. Früher residierten hier 30 Brennereien.

Springbank ist bekannt für ihr traditionelles und eigenes Herstellungsverfahren. Die Brennerei ist eine der wenigen, die alle Schritte der Whisky-Produktion selbst durchführt. Dies umfasst das Mälzen, das Destillieren und die Reifung. Ein besonderes Merkmal von Springbank ist das zweieinhalbfache Destillieren in Pot Stills – der Lowwine aus der Washstill wird mit dem Nachlauf weiter verwendet – und die Verwendung von ausschließlich schottischem Malz, das bei der hauseigenen Mälzerei in kleinen Mengen selbst gemälzt wird. Der Mälzprozess erfolgt teilweise im traditionellen Stil, bei dem die Gerste regelmäßig gewendet wird, um die Keimung zu kontrollieren und ein gleichmäßiges Trocknen zu gewährleisten.

Das Wasser, das bei der Herstellung von Springbank Whisky verwendet wird, stammt aus den nahegelegenen Hills of Glassary. Dieses weiche, mineralreiche Wasser hat maßgeblichen Einfluss auf den Geschmacksprofil des Whiskys. Darüber hinaus setzt sich die Brennerei dafür ein, möglichst lokal zu arbeiten und die Umwelt zu schonen.

In der Brennerei werden verschiedene Whiskys produziert, darunter der klassische Springbank 10 Year Old, der für seine Aromen von Karamell, Torf und einer salzigen Note geschätzt wird. Weitere Abfüllungen wie der 15-Jährige und der 18-Jährige bieten unterschiedliche Geschmacksprofile, die von fruchtigen bis hin zu rauchigen Noten reichen. Zudem produziert die Brennerei eine limitierte Abfüllung namens „Longrow“, die stärker vermälzt und rauchiger ist, sowie die „Hazelburn“-Reihe, die ungetorft ist und für ihren weichen, fruchtigen Charakter bekannt ist.

The Sins Envy

Nun genug zur Brennerei. Kommen wir zum Star des Beitrags. Es handelt sich dabei, wie bereits geschrieben, um einen dreißigjährigen Springbank. Der Whisky lagerte die dreißig Jahre in einem Refill Sherry Cask. Abgefüllt wurde in nur 112 Flaschen (es handelt sich um eine Fasstteilung mit einem Taiwanesischen Whiskyclub) in Fassstärke mit 48,6%. Preis: 1480€ für 0,7 Liter. In den Handel gehen die Flaschen am 27.02.25.

In der Nase zeigen sich rauchig-torfige Aromen, die elegant in eine unerwartete Fruchtigkeit eingebunden sind. Die Früchte erinnern an Bergamotten – und Yuzuschalen mit einem Hauch gelber Früchte. Daneben liegt Vanille, Butterscotch und Waldhonig in der Nase. Und noch ein wenig frisches Roggenbrot.

Im Geschmack dann auch wieder Torf, aber ebenso gut dosiert wie in der Nase. Die ebenso sehr präsente Frucht tendiert nun eher Richtung reifer Amalfizitrone. Die Süße ist noch da, aber nicht mehr ganz so voluminös. Dafür kann ich eine minzige Frische und eine leichte balsamische Holzigkeit entdecken. Jedoch kein “altes” Holz. Für dreißig Jahre wirkt die Holzaromatik erstaunlich frisch. Der Fruchtkörper bleibt präsent. Das ist schon sehr beeindruckend. Ebenso beeindruckend ist das ölige Mundgefühl des Whiskys.

Im Nachgeschmack, der im übrigen sehr lang anhält, bleibt die minzige Frische mit etwas Torf sehr lange am Gaumen. Die Fruchtnoten verabschieden sich nach und nach. Zurück bleibt noch etwas Butterscotch.

-93 von 100-

Das war er also, mein erster Springbank. Und ich kann die Faszination um diese Brennerei nachvollziehen. Ok zwischen dem Springbank 10 und diesem Springbank werden sicherlich Welten liegen, aber der 30er zeigt eindeutig wie aromatisch das Grunddestillat wahrscheinlich ist und warum man auch vom “Campbelltown Funk” spricht, denn eine so lange Reifezeit muss ein Destillat, auch unter europäischen Bedingungen, erstmal wegstecken. Der The Sins ist komplex, perfekt gereift und hervorragend balanciert. Der Torf ist extrem gut eingebunden, die Frucht ist sowohl in der Nase als auch am Gaumen präsent. So macht Whisky Genießen Spaß. Chapeau! Und zum Thema Prei muss man sagen, dass knapp 1500€ natürlich erstmal erschrecken, aber der Preis eben genau den Marktwert eines solchen Fasses widerspiegeln. Bekommt man auch bei Springbank nicht günstiger. Sogar eher noch teurer.

Cheers!

Schlagwörter: , , , Last modified: 27. Februar 2025
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