Written by 20:52 Rum, Spirituosen

Tara Spirits – Single Cask Abfüllungen im Test

Tara Spirits ist ein Spirituosengeschäft in der Innenstadt von München, das nun schon seit über 20 Jahren besteht und seinen Fokus auf schottische Whiskeys gelegt hat. Im Whiskeybereich veröffentlichte man in der Vergangenheit regelmäßig eigene Abfüllungen von ausgesuchten Fässern. Nun folgt auch der Einstieg in die Abfüllung von Rumfässern. Dafür wurde sich tatkräftige Unterstützung von der Flensburg Rum Company und Kirschwhisky mit ins Bott geholt. Die ersten drei Abfüllungen starten auch direkt mit äußerst klangvollen Namen, die entsprechend hohe Erwartungen schüren: Long Pond 2001, Clarendon 1995 und New Yarmouth 1994. Alle drei Fässer wurde ohne Färbung und Kühlfiltrierung in Fassstärke abgefüllt.

Long Pond 2001 – Jamaican Rum Single Cask for Tara Spirits

Der Tara Spirits Long Pond mit dem Mark LPS wurde 21 Jahre wahrscheinlich kontinental gelagert, zumindest finden sich keine zusätzlichen Informationen zum Lagerort auf der Flasche, und anschließend in 150 0,5 Liter Flaschen mit 56.6% abgefüllt.. Das Mark LPS wird mit einem Estergehalt von 400 – 550 gr/hlpa destilliert. Der Preis beträgt 99€.

Die Farbe des Rums ist erstaunlich hell, das spricht auf jeden Fall für eine kontinentale Lagerung. Aus dem Glas strömt mir direkt eine Menge Jamaika entgegen: Fruchtige Ester die an leicht angegorene Ananas und Mirabellen erinnern, etwas Olive, grasige Aromen, etwas Lakritz, dazu Klebstoff, ein paar Gewürze und Holz. Das macht auf jeden Fall schonmal Spaß, etwas Zeit sollte man ihm aber geben. Dann verfliegt auch die anfänglich ganz zarte alkoholische Note.

Im Geschmack finde ich ein sehr schönes Spiel aus überreifen, süßen Früchten, salziger Olive und sauren Estern. Das Ganze ist eingebettet in Holzaromen, Röstaromen und Gewürze. Der Alkohol wirkt sehr gut eingebunden. Der sehr lange Abgang holt nochmal die Lakritze und die grasigen Aromen aus der Nase zurück.

Ein unglaublich fruchtiger Rum, wie man ihn aus Jamaiaka erwartet. Die Holzaromen und die Ester gehen Hand in Hand ohne das ein Bereich für mich deutlich dominiert. Natürlich schmeckt man die 21 Jahre im Fass, aber es überlagert den ursprünglichen Rum nicht.

-86 von 100-

Clarendon EMB 1995 – Jamaican Rum Single Cask for Tara Spirits

Der Clarendon von Tara Spirits trägt das Mark EMB, was auf einen Estergehalt zwischen 240 und 250 gr/hlpa hinweist und den Stil der ehemaligen Bog Estate nachbilden soll. Diese wurde bereits 1948 geschlossen. Die Destillation erfolgte auf einer Pot Still. Der Rum lagerte zunächst für 23 Jahre in seiner jamaikanischen Heimat. Dann verbrachte er drei weitere Jahre in einem europäischen Lager. Die Abfüllung erfolgte mit 65.6% in 146 Flaschen. Der Preis beträgt 209€ für 500 ml.

Direkt nach dem Eingießen ist die Nase zunächst noch etwas verhalten, sie intensiviert sich aber mit der Zeit. Dann finde ich tropische Früchte, getrocknete Johannisbeere, Röst- und Fassaromen, Klebstoff, Gewürze, Minze und Bleistiftspäne.

Im Antrunk zeigt sich der EMB kräftig, intensiv und würzig mit vielen Röst- und Fassaromen. Dahinter finde ich getrocknete Johannisbeeren, Dörrpflaume und Pfirsich. Auch ist eine Minz- und Tabaknote zu finden. Die Einbindung des Alkohols ist ebenso sehr gut. Der Abgang ist sehr lang mit vielen Fassaromen.

Man muss dem Rum natürlich einige Zeit im Glas spendieren um an seine komplette Qualität und Komplexität zu kommen, aber dann erhält man einen wunderbar komplexen und fruchtig-holzig-würzigen Jamaikaner wie man sich ihn wünscht. Vom PLV finde ich ihn vollkommen in Ordnung.

-87/100-

New Yarmouth 1994 – Jamaican Rum Single Cask for Tara Spirits

Der RA New Yarmouth 94 aus dem Jahr 2020 ist einer meiner liebsten Rums. Deswegen bin ich natürlich sofort angefixt vom NY 1994 von Tara Spirits. Der Rum lagerte insgesamt 27 Jahre, davon 24 Jahre in seiner tropischen Heimat. Also nochmal drei kontinentale Jahre länger als der RA. Die Abfüllung erfolgte mit 67.9% in 109 Flaschen. Der Preis beträgt 215€. Dieser Rum wurde als einziger Rum dieses Vergleichstests auf einer Column Still destilliert.

Die Nase holt mich dann auch sofort ab. Kräftig und voll. Aromatisch bietet sie viel Kokosnuss, etwas Banane, Kakao, Vanille, Tabak und gebrannten Zucker. Aber natürlich auch ordentlich Röst- und Fassaromen. 24 Jahre tropisch Reifung haben dem Rum einen deutlichen Stempel aufgedrückt. Die ausgeprägte Kokosnote erinnert mich eher an die S.B.S Abfüllung des 94er NY, denn in der RA-Abfüllung war diese für mich nicht präsent. Dafür fand ich die Fruchtnoten im RA insgesamt etwas ausgeprägter.

Im Geschmack findet sich die Kokosnote ebenfalls wieder, aber weniger intensiv als in der Nase und noch etwas Mango. Ansonsten finde ich Klebstoff, wieder Kakao, Vanille und Tabak, Leder, würzigen Zimt und auch wieder einiges an Fassaromen. Überholzt ist er mir persönlich aber keinesfalls, auch wenn die Bitternoten möglicherweise für manchen schon an der Grenze sein könnten. Der lange und trockene Abgang ist geprägt von Fassaromen und etwas würzigen Zimt.

-91/100-

Fazit zu Tara Spirits

Alle drei Abfüllungen von Tara Spirits haben mich extrem begeistert und mir richtig Spaß gemacht. Die meisten Punkte gehen an den New Yarmouth. Das Profil gefällt mir einfach sehr, auch wenn sich diese Abfüllung durch die zuätzlich Kokosnote und die insgesamt geringere Fruchtigkeit bei gleichzeitig präsenteren Fassaromen etwas vom RA unterscheidet. Im Vergleich zum S.B.S aus dem Jahr 2021 – welcher ebenfalls die Kokosaromen besaß – hat der Tara Spirits NY mehr Power und gefällt mir dadurch besser.

Der EMB hält ebenso was man von ihm erwartet. Er ist kräftig, vielschichtig und gut gereift. Ein sehr guter Jamaikaner. Unerwartet empfand ich die sehr angenehme Pfirsichnote, die hatte ich beim RA EMB und dem RumClub nicht in Erinnerung. Nach der langen Reifung geben die Fassnoten zwar den Ton an, aber keinesfalls übertrieben. Die Früchte kommen im Hintergrund zur Geltung.

Die Überraschung ist für mich aber ganz klar der Long Pond, vorallem in Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Für 99 Euro erhält man einen sehr fruchtigen Jamaikaner mit einer sehr guten Reife und einem eher seltenen Mark. Dazu gesellen sich eine leichte Würze. Klare Kaufempfehlung für alle drei Abfüllungen.

Cheers!

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