Heute drei Rums bzw. Agricole (Rhum) im schnellen Check. Alle drei stammen aus der Brennerei Bielle auf Marie Galante und wurden vom französischen Shop Excellence Rhum in ihrer Excellence Rhum Collection 2023 Serie abgefüllt. Folgende drei Abfüllungen werden heute getestet:
- Bielle 04 Vintage 2021
- Bielle 515 Vintage 2017
- Bielle 278 Vintage 2012
Alle drei wurden bereits 2023 abgefüllt, sind aber im Shop noch in der 700ml und der 60ml Sampleflasche erhältlich. Alle Bilder in diesem Beitrag entstammen der Webseite www.excellencerhum.com.
Excellence Rhum Collection 2023 Bielle 04 Vintage 2021
Diese Abfüllung wurde 18 Monate unter tropischen Sonne gereift und in Fassstärke mit kräftigen 74,5% abgefüllt. Laut Excellence Rhum reifte der Rhum nochmal 12 Monate in Stahltanks in Paris. 279 Flaschen wurden davon abgefüllt. Der Preis beträgt 99€.
Die Nase wirkt erstmal ziemlich verschlossen. Ich mache das nicht häufig, aber ich gebe noch ein zwei Tropfen Wasser hinzu. Ich rieche die typischen grasigen Noten, aber auch etwas Streuobstaroma, vor allem Birne, aber auch Zitrusfrüchte und minimale vegetale Aromen. Auch süße Aromen, die an eingekochten Zuckerrohrsirup erinnern kommen in meiner Nase an. Im Hintergrund noch eine leichte Würze. Erinnert auch entfernt ein wenig an einen Clairin. Der Alkohol ist insgesamt recht präsent.
Am Gaumen dann Zitrone und Lakritze, die ich so in der Nase nicht gefunden habe. Beim zweiten Schluck kommt auch die Birne wieder zurück. Die grasigen Noten finde ich nur im Hintergrund, dafür aber eine ausgeprägte Ingwerschärfe. zum Glück hat der Bielle eine sehr ölige Textur, das mildert den Alkohol dann doch ziemlich gut ab. Das Wasser war aber keine schlecht Idee, wie sich beim zweiten testen ohne Wasserzugabe herausstellte.
Der Abgang ist sehr lang und sehr würzig. Auch hier wieder Zitrusfrüchte und nun leichte Gebäcknoten und wieder grasige Aromen.
Kein Rhum für die Schnelle, sondern ein Rhum der Zeit braucht. Der Brut de Collone ist noch recht rau und er hat Schwierigkeiten seinen Alkoholgehalt zu verstecken. Aber das weiß man ja wenn man sich einen jungen Agricole mit einem solchen Alkoholgehalt ins Glas gibt. Macht sicher grandiose Ti Punch. Allerdings sollte man es dann wahrscheinlich bei einem pro Abend belassen. Maßvoll trinken und so….
-8.1 von 10.0-
Excellence Rhum Collection 2023 Bielle 515 Vintage 2017
Der 2017er lagerte fünf Jahre in einem Bourbonfass in den Kellern der Brennerei. Die Abfüllung erfolgte in Fassstärke mit 57,6%. 249 Flaschen sind insgesamt abgefüllt wurden. Die 700ml Flasche kostet 145€, das Sample 17,90€.
Die Nase gefällt mir direkt sehr gut: Orangenschale, sowohl süße als auch bittere Orange, etwas Honigwabe, eine leichte, frische Minznote und auch noch ein paar Kräuter. Nicht zu kräftige Holzwürze und ein paar grasige Aromen runden die Nase ab.
Am Gaumen dann wieder fruchtige Orangenmarmelade und eine Minznote. Anders als in der Nase aber auch diese Ingwerschärfe die auch beim Bielle 04 präsent war. Dazu noch leichte Bitternoten aus dem Fass.
Der Abgang ist ebenso sehr lang und komplex mit leichter Würze, ein paar grasigen Aromen und einer leichten Fruchtigkeit.
Ein klassisch gelagerter Agricole mit schönen Orangennoten. Hat schon fast was marmeladiges. Das Fass überlagert den Agricole aber noch nicht.
-8.4 von 10.0-
Excellence Rhum Collection 2023 Bielle 278 Vintage 2012
Die letzte Abfüllung lagerte 10 Jahre in einem ehemaligen Pedro Ximénez Fass. Auch hier hat das Aging komplett tropisch stattgefunden. 280 Flaschen wurden in Fassstärke mit 54,8% abgefüllt. Eine Flasche kostet 185€, das Sample 22,50€.
Im Geruch finde ich dann auch direkt den Sherry, mit seinem typischen Aroma von getrockneten Früchten, aber auch etwas das mich an Pfirsich erinnert und auch wieder Zitronenschalen. Im Verbund mit der Süße hat das schon etwas von einem leckeren Dessert. Die lange Lagerzeit riecht man durch die angenehme Holzwürze und leichte Tabakanklänge. Schöne einladende und komplexe Nase.
Im Geschmack dann rote Beeren, Pflaumen und süße Aromen. Im Geschmack scheinen nun auch pflanzliche Aromen und ein paar Kräuter durch. Das Fass gibt dem Bielle noch ein paar Gewürze und natürlich Holz mit.
Im Nachgang dann auch Tannine, geröstete Nüsse und viel Würze mit einem Hauch Vanille.
Auch hier wieder: Lasst ihm Zeit. Er braucht etwas um im Glas anzukommen. Dann erhaltet ihr einen sehr komplexen Agricole, bei dem das Sherryfass recht intensiv zur Geltung kommt, dem Agricole aber auch vor allem im Geschmack noch Raum lässt. Wer das mag ist hier komplett richtig. Wer nicht sollte sich vielleicht mit einer der anderen beiden Abfüllungen beschäftigen.
-8.4 von 10.0-
Fazit
Eine tolle Reise nach Marie Galante. Jede der Abfüllung hat sich stark von der anderen unterschieden, auch wenn man natürlich einige Aromen in verschieden Intensitäten in allen drei Abfüllungen findet. Der Brut de Collone zeigt sich noch sehr jugendlich und ungestüm. Der Fünfjährige ist dann schon deutlich gemäßigter und lässt noch viel vom Bielle 04 übrig. Der Zehnjährige aus dem Sherryfass ist dann der geschmeidigste Bielle der dreien. Hat aber auch durch das Sherryfass eine ganz eigene Aromatik.
Cheers!
Last modified: 29. Oktober 2024