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Mitch Wilson im Interview: “Wir stehen an einem Wendepunkt in der Rum-Industrie”

Mitch Wilson, Rum-Botschafter von Black Tot Rum und Globetrotter, gibt im Interview Einblicke in die faszinierende Welt des Rums, verrät, was er in einer Rum-Zeitkapsel vergraben würde und warum asiatischer Rum der nächste große Trend sein könnte.

Zucker und Zeste: Mitch, lass uns ganz am Anfang beginnen. Wie kam es zu deiner Liebe zum Rum?

Mitch Wilson: Das war vor etwa 12 Jahren im Trailer Happiness in London, einer Cocktailbar in Notting Hill. Bis dahin dachte ich, Rum wäre einfach nur Rum und Cola oder bestenfalls Gewürzrum. Ich hatte vorher nie wirklich hochwertigen Rum pur probiert. Diese Bar öffnete mir die Augen für die erstaunliche Welt des Rums.

Was war so besonders an diesem Ort?

Wilson: Es war die ganze Atmosphäre, das gesamte Setup. Jeder einzelne Bartender kannte Rum in- und auswendig, sie waren alle Experten. Die Auswahl war beeindruckend – dort standen 300 bis 350 verschiedene Rumsorten.

Von London aus hat dich deine Reise dann um die ganze Welt geführt. Du lebst jetzt in Amsterdam, warst aber auch lange in Australien.

Wilson: Genau, ich lebte sechs Jahre in Australien. Aber meine Rum-Reise hat mich tatsächlich überall hingeführt. Dieses Jahr war ich in der Karibik unterwegs – Jamaica, Barbados, Guyana, Trinidad, Saint Lucia, Guadeloupe und Martinique.

Das klingt nach einer beeindruckenden Tour. Was war die größte kulturelle Überraschung für dich auf diesen Reisen?

Wilson: Ich denke, es war die Individualität jeder einzelnen Insel. Man hört oft von “der Karibik”, als wäre es eine einheitliche Region. Aber in Wirklichkeit hat jede Insel ihre ganz eigene Kultur, ihren eigenen Stil. Wir erleben das durch den Rum, aber wenn man die Menschen trifft, das Essen probiert, die Musik hört – jede Insel ist so einzigartig.

Hast du einen Favoriten?

Wilson: Oh, das ist schwer. Wenn es um die Verrücktheit und Wildheit geht, dann Jamaica. Für die pure Schönheit war Saint Lucia einfach atemberaubend.

Du hast sicher viele interessante Menschen auf deinen Reisen getroffen. Gab es eine Begegnung, die deine Sicht auf Rum oder das Leben im Allgemeinen verändert hat?

Wilson: Da war tatsächlich eine Begegnung Anfang dieses Jahres in Jamaica. Ich übernachtete in einem Hotel und der Bartender dort fragte mich nach Cocktails. Er wusste nicht, wie man einen Daiquiri macht. Also sprang ich hinter die Bar und zeigte es ihm. Er war so begeistert, teilte es mit all seinen Freunden und schaffte es beim ersten Versuch, einen fantastischen Daiquiri zu mixen.

Das klingt doch nach einer schönen Erfahrung.

Wilson: Ja, aber es war das, was er danach sagte, was mich wirklich zum Nachdenken brachte. Er meinte, normalerweise würden ihnen solche Dinge nie von anderen Barkeepern gezeigt werden. Als ich nach dem Grund fragte, erklärte er, dass viele der älteren Barkeeper Angst hätten, ihren Job zu verlieren, also behalten sie ihr Wissen für sich.

Dabei ist in der westlichen Barszene der Wissensaustausch doch oft sehr offen.

Wilson: Wir sind es gewohnt, so viel Wissen wie möglich zu teilen, Geheimnisse zu lüften und die Wahrheit aufzudecken. Aber diese Mentalität, Wissen für sich zu behalten, existiert immer noch. Es brachte mich zum Nachdenken: Wie viele Geheimnisse werden in der Rum-Welt nicht geteilt? Wie viele Informationen werden zurückgehalten, weil sie als Betriebsgeheimnisse gelten? Es zeigt auch, warum es manchmal an Transparenz in der Rum-Industrie mangelt.

Apropos Geheimnisse und Geschichte – lass uns über Black Tot sprechen. Die Marke hat eine faszinierende Hintergrundgeschichte. Wie kam die Idee dafür zustande?

Wilson: Die Geschichte von Black Tot ist wirklich einzigartig. Es begann mit Black Tot Last Consignment. Man hatte die letzten verbleibenden Navy-Rum-Bestände entdeckt und beschlossen, sie als einmaliges Ereignis abzufüllen. Als dieser Rum zur Neige ging – es war ja eine begrenzte Menge – stand die Frage im Raum: Was nun?

Und das war der Moment, in dem du ins Spiel kamst?

Wilson: Genau. Die Entscheidung fiel, eine eigene Marke zu kreieren und die Geschichte von Black Tot weiterzuführen. Das war der Beginn der zweiten Phase der Marke, wenn man so will. Der Übergang von einer rein historischen Abfüllung zu etwas Progressivem und Neuem. Es war eine spannende Herausforderung, das Erbe des Navy Rums zu bewahren und gleichzeitig etwas Frisches zu schaffen.

Black Tot | Rum | 700 ml | 46,2% Vol. | Blend aus verschiedenen Rums | Schwere Süße eines Navy Rums | Trockene…
  • Tasting Notes: Ananas und Melone mit Zimt und Ingwer, Orangenschale und Espresso mit Karamell, tropische Frucht, Chili…
  • Von der Geschichte des Navy Rum inspiriert – für den Gaumen von heute komponiert: Black Tot Rum ist der komplexe Mix…

Black Tot produziert jährlich eine Premium-Abfüllung, für die ihr auch Raritäten verarbeitet. Was war das Aufregendste, das du je in einem Lagerhaus entdeckt hast?

Wilson: Oh, da gab es einige Überraschungen! Zum Beispiel fanden wir heraus, dass wir noch einige Fässer alten Caroni-Rum hatten, neben den Navy-Rum-Fragmenten. Und dann war da noch dieser 42 Jahre alte Demerara-Rum, den wir für die 50th Anniversary Edition verwendeten. Es ist wirklich verrückt, was man manchmal in den Lagerhäusern findet, wenn man genau hinschaut.

Letzte Aktualisierung am 27.05.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Last modified: 24. Mai 2025

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