Das 2. German Armagnacfestival 2024 in Stuttgart steht kurz bevor. Für das am 13.04.2024 stattfindende Event hat der unabhängige Abfüller Grape of the Art als Ausrichter, wie bereits im letzten Jahr, ein exklusives Messe Fass abgefüllt. Das zweite Release ist dann wieder eine reguläre Abfüllung, die aber auch schon auf dem Festival erworben werden kann.
Armagnac Hontambère 1983
Diese Fass wurde aus den Kellern von Hontambère geborgen. Diese Kooperation gab es in der Vergangenheit bereits schon zweimal sehr erfolgreich. Auf einen 1985er Jahrgang folgte einige Monate später ein Armgnac aus dem Jahr 1989. Diesmal ist der Armagnac noch etwas älter. Genauer aus dem Jahr 1983. Meinem Geburtsjahrgang.
Bei dem Fass handelt es sich um eine Fass, dass Hontambère von der Domain Pouchégu eingekauft und anschließend in einem trockenen Keller weiter gereift hat. Der Wein entsammte Ugni Blanc Trauben, die in der Tenarèze gewachsen sind. Auf der Messe wird es dann 249 Flaschen zu einem Preis von 185€ geben. Die Abfüllung erfolgte mit 54.2%, was wie immer Fassstärke ist.
In der Nase begrüßen mich reife dunkle Kirschen und getrocknete Feigen und eine ganze Menge altes Holz mit einer darüber liegenden Klebernote, wie man sie auch in tropisch gelagerten Demerara Rum findet. Dahinter tauchen Gewürze wie Zimt und Nelke, aber auch Tabak, Kakao und Walnuüsse auf. Riecht sehr reif und erwachsen.
Der Geschmack folgt dann der Nase, es treten aber noch zusätzlich saure Holzaromen und einer pfeffrige Schärfe in Erscheinung. Auch hier dann wieder dunkle Kirschen, Weinnote, dunkler Kakao und nun auch eine gute Hand voll Kräuter. Die Tannine kommen in Form von schwarzen Tee und etwas kühlendem Menthol noch mehr zum Vorschein als in der Nase. Das lange Finish bleibt dann auch überwiegend teeig und leicht bitter, ohne mit den Bitterntönen zu übertreiben, aber an der Grenze zu wandern.
Ganz zum Schluss kann ich noch ein paar Zitronenschalen und auch wieder ein paar Kräuter finden.
Ein sehr intensiver und sehr ausgeprägt gereifter Armagnac, für den man sich unbedingt Zeit nehmen muss, um sein wahres Potential kennen zu lernen. Die rumesque Note spricht mich natürlich sehr an. Lust auf Holz und vorallem Zeit zum Atmen sollte man aber unbedingt mitbringen, sonst wird man die Aromej nicht komplett wecken können.
-89/100-
Espérance 2003
Wie ich von Robert erfahren habe wird es diese Abfüllung bereits auf dem Festival für 100€ geben und danach für 120€ in die Shops gehen. Ich hatte noch keinen Armagnac aus dieser Domain und bin gespannt.
Beim Espérance finde ich deutlich weichere und hellfruchtigere Aromen in der Nase: Aprikose, Weißwein, Orangenschalen und auch schöne frische Kräuter. Im Hintergrund vielleicht auch ein paar Trockenfrüchte. Hier finde ich dann auch florale Noten, wie man sie sehr häufig bei Cognacs findet. Vom Fass kann ich etwas Holzwürze und Vanille finden und gar nicht soviel Kleber aus der Kolonne. Unterscheidet sich wesentlich vom Hontambère.
Auch im Geschmack ist der Esperance sehr weich: Orangen- und Zitronenschalen, Weißwein, Hönigsüße, etwas Ingwer und eine leichte Würzigkeit und auch wieder florale Aromen. Nach und nach bauen sich auch Lakritzaromen und wieder Kräuternoten ein, die dann auch im Abgang zunehmen. Zum Schluss noch etwas Pfefferminze, im nicht ganz so langen Abgang wie beim Hontambère.
Dafür ist diese Abfüllungen ein Daily Sipper. Stresst nicht. Überfordert nicht. Schmeckt einfach und passt in den Frühling. Vom Preis-Genuss-Verhältnis eine absolute Empfehlung, die man ohne Bedenken an einem geselligen Abend mit Genießern auf den Tisch stellen kann. Kein Wunder an Komplexität und Tiefe, aber süffig ohne Ende und das was ich von einem Brandy erwarte. Und für den Preis auch noch etwas für den Shaker. Zumindest für uns. Jeder Cognac in dieser Qualität wird sehr wahrscheinlich mehr kosten. Probiert doch ruhig mal einen Cognac Drink wie den Sidecar mit diesem Armagnac. Ihr werdet überrascht sein.
-86/100-
Cheers!
Schlagwörter: Armagnac, Esperance 2003, Grape of the Art, Hontambere, Hontambere 1983 Last modified: 15. April 2024