Der polnische unabhängige Abfüller Precious Liquors feiert mit diesem Test Premiere auf unserem Blog. Und das gleich mit zwei raren Abfüllungen: Caronis aus dem 1998er Jahrgang. In der Vergangenheit hatten wir einige Vertreter dieses Jahrgangs im Test. Vorallem die kontinental gereiften zeigten gegenüber anderen Jahrgängen eine sehr präsente Fruchtigkeit. Mal sehen was uns heute erwartet.
Trinidad Rum 1998
Der Trinidad 1998 ist ein 23 Jahre alter Rum aus der berühmten, aber geschlossenen, Caroni-Brennerei. Die Abfüllung dieser Flasche ist ein Kooperationsprojekt von Precious Liquors & The Auld Alliance. Die Destillation erfolgte seinerzeit aus Melasse und nach 23 Jhren kontinentaler Reifung ging es in Fassstärke mit 57,1% in die 255 Flaschen. Auf der Webseite des Abfüllers kostete eine Flasche 740€.
Die kräftige Nase braucht einige Zeit um sich so richtig zu öffnen. Dann gibt sie vordergründlich Aromen von getrockneten Früchten, viel süßer Vanille, dunkler Schokolade und Gewürzen wie Piment und etwas Pfeffer preis. Auch das Holz ist ausgeprägt, dominiert den Rum aber nicht. Sein Alter kan man aber nicht leugnen. Nach einiger Zeit finde ich im Hintergrund noch dezente Gummi Spuren.
Im Geschmack finde ich dann mehr dieser typsich “dreckigen” Caroni Aromen. Nicht wie bei einem 1996er oder 1997er, aber sie sind da. Gummi und diesmal auch Teer führen einen auch blind nach Trinidad. Die Früchte bleiben auch am Gaumen getrocknete rote Früchte, die ebenso mit Kakao, Kaffee und nun etwas weniger Vanille ringen. Daneben auch wieder reife, leicht rösige Holzaromen, jedoch nicht sonderlich bitter. Im Abgang tritt auch nochmal das Piment und der Pfeffer in Erscheinung, dann bleibt eine Zeit lang der Teer und Holz bestehen, ehe der Rum ganz zum Schluss mit einer leichten Süße am Gaumen hängen bleibt.
Ein sehr kräftiger und komplexer Caroni, der sowohl fruchtige, als auch caroni-typische Aromen in die Nase und an den Gaumen bringt. Die Reifung ist auf dem Zenit. Der einzige minimale Kritikpunkt ist vielleicht die nicht perfekte, aber auch nicht wirklich schlechte Alkoholeinbindung. Die gab es bei anderen Abfüllungen schon etwas eleganter. Aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau.
– 8.7/10 –
Tortuga No.3
Der Tortuga No.3 ist eine Kooperation von Precious Liquors und der East Asia Whisky Company. Dieser Rum durfte noch ein Jahr länger reifen und verbrachte die letzten beiden Jahre in einem der seltenen Fässer aus japanischer Wassereiche, auch Mizunara genannt. Das ist sehr ungewöhnlich und ich kann mir auch schon vorstellen was die Puristen davon halten. Ich stehe ja auf diese Experimente, auch wenn sie nicht alle gelingen. Aber so wird es wenigstens nicht langweilig. 154 Flaschen mit einem ABV von 58,1% gab das Fass am Ende noch her. Der Rum kostet bei musthavemalts.com 1075€ oder bei Rumstylez aus Belgien 1360€.
Der Rum ist im Glas merklich dunkler. Benzin, Gummi und etwas Teak Öl spingen mich direkt an. Das Holz wandert Richtung Zedernholz mit einem minzigen Einschlag. Getrocknete Früchte wie Kirschen und Johannisbeeren finde ich deutlich im Hintergrund. Eine waldige Note, die ich nicht ganz definieren kann schwingt die ganze Zeit mit. Ich habe das Gefühl das der zweite Caroni durch das Finish noch mehr Zeit benötigt bis er sich komplett geöffnet hat. Auch er ist sehr kräftig und wuchtig.
Am Gaumen fallen dann herbe und leicht bittere Aromen auf, die aber wunderbar zu den Teer-, Gummi-, und Benzinaromen passen. Diese Aromatik kommt sicher aus dem Mizunarafass. Aber auch am Gaumen treten wieder diese waldigen Aromen auf, die mich jetzt an Pinienzapfen erinnern. Zusätzlich ist er sehr kräuterlastig mit Aromen von Eukalyptus und Minze. Er ist biterer als der erste Rum, aber immer noch bei weitem nicht zu bitter. Im Abgang dann auch viel Holz, Pinienzapfen, Lakritz und auch wieder Teer. Eine ganz leichte Süße macht sich am Ende bemerkbar.
Der Tortuga gefällt mir tatsächlich noch besser, weil er für mich die typischen Caroninoten aus diesem Jahrgang herauskitzelt und dieses Finish perfekt für diese Rum zu passen scheint. Ich finde ihn noch komplexer und auch noch kräftiger. Er ist natürlich kein “all Day Sipper”, sondern ein Rum auf den man an dem Tag auch Lust haben muss. Eine absolut geniale Erfahrung! Und Zeit sollte man mitbringen, denn es gibt viel zu entdecken.
– 9.0/10 –
Fazit
Zwei Caroni aus dem Jahr 1998, die dann aber letztlich doch sehr unterschiedlich ausfallen. Der Trinidad 1998 bringt die Aromen an den Gaumen die man bei dem Jahrgang erwartet, während der Tortuga durch das sehr lange Finish noch komplexer gerät und dann sogar Aromen betont, die man eher bei anderen Caroni Jahrgängen erwartet. Beides sind Weltklasse Rums, der Tortuga gefällt mir aber noch besser. Auch wenn er der deutlich forderndere Rum ist. Das ist aber natürlich nur mein subjektiver Geschmack. Viele Abfüllungen von Precious Liquors finden sich im übrigen seit neuestem im Delias Whisky Shop.
Cheers!
Schlagwörter: Precoius Liquors, Rum, Tasting, Test, Tortuga No.3 Last modified: 23. Januar 2024