Written by 19:33 Brände & Geiste, Rum, Spirituosen

Im Test: WKS Drouin und Worthy Park

Wenn zwei so unterschiedliche Produkte wie ein gereifter Calvados und ein jamaikanischer Rum aus der Worthy Park Brennerei aufeinandertreffen, ergibt sich daraus ein aromatisch sehr großer Kontrast. Christian Drouin, Patriarch der normannischen Apfelalchimisten, tritt hier mit einem 1988er Einzelfass an. Ihm gegenüber steht ein lang gelagerter Rum aus Jamaika. Beide Single Casks wurden von Wolfgang Klotz für seine Marke WKS ausgewählt und abgefüllt.

WKS Calvados Pays d’Auge Christian Drouin 1988

Es handelt sich um eine Einzelfasssabfüllung die seit 1988 für 36 Jahre in ihrem Fass reifen durfte und danach mit einer Fassstärke von 47,8% in die 500 ml Flaschen kam. Der Preis beträgt 199€.

In der Nase reife Apfelkompott-Noten, kandierte Orangenschalen, Zigarrenkiste und ein Hauch rancio-geprägter Cognac. Dahinter gedörrte Quitte, Mürbeteig und ein Hauch Möbelpolitur. Der Oxidationston bleibt edel.

Am Gaumen samtig und doch mit Spannung. Süßlich-würzige Eichenwürze trifft auf einen reifen Fruchtkörper: Apfel, Quitte, Streuobstwiesenmost. Dann geröstete Mandeln, dunkler Honig, sogar ein Hauch Lakritz. Die oxidative Tiefe dominiert nicht und lässt der Frucht noch Raum.

Im Abgang lang, warm, mit würziger Trockenheit. Alter Armagnac lässt grüßen. Ganz zum Schluss eine Idee von Walnuss und getrocknetem Rosmarin.

-8.9 von 10.0-

WKS Jamaica WP-WPL 100% Pot Still Rum 17 years 

Die zweite Abfüllung ist ein Rum aus Jamaika, genauer aus der Worthy Park Brennerei mit Mark WPL, das sagt dem erfahreneren Rumgenießern das es sich um ein Mark mit einem Estergehalt zwischen 60-119 gr/hlaa handelt. Gebrannt wurde der Tropfen auf einer Double Retort Pot Still. Der Rum durfte 13 Jahre in den Tropen reifen, ehe er weitere 4 Jahre in Europa zubrachte. Auch diese Abfüllung wurde in Fassstärke abgefüllt. Beachtliche 61,3% sind nach der Reifung noch übrig geblieben. Die 500 ml Flasche kostet 90€.

In der Nase ist der Worthy Park zunächst etwas verschlossen: Holz, Gewürze und eine leichte Frucht finde ich im Hintergrund. Nach ein paar Minuten öffnen sich die Fruchtaromen mehr und mehr. Ich rieche die typische Banane, Kokosnuss, Papaya und eine karamellige Süße. Im Hintergrund noch eine leichte Klebernote, aber nicht so intensiv wie bei vielen anderen Jamaikanern mit einem höheren Esterngehalt.

Am Gaumen ebenso tropische Früchte wie Papaya und Banane. Die Holznote und damit einhergehende Bitternoten und Holzwürze (vor allem Pfeffer) bleiben auch im Geschmack präsent. Hier schmeckt man die tropische Reifung. Die Alkoholeinbindung ist sehr gut. Der lange, trockene Abgang betont ebenso die Tannine, ohne jedoch zu bitter zu werden.

-8.4 von 10.0-

Fazit

Zwei gegensätzliche Spirituosen, die sich aber in einem Punkt dann doch sehr ähneln: die Reife. Der Calvados mit majestätischer Reife. Jeder Schluck wirkt wie ein Spaziergang durch ein altes Apfelhaus im Spätherbst. Monument der Zeit. Nichts für Einsteiger, aber ein Schatz für Liebhaber oxidativer Reife. Der Rum mit hauptsächlich tropischer Reife und den entsprechenden Aromen die nur in den Tropen entstehen. Beide Spirituosen machen extrem viel Spaß, ein wenig besser gefällt mir aber der Drouin.

Cheers!

Schlagwörter: , , , Last modified: 13. Mai 2025
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