In einer Woche ist es soweit und das von Dirk Becker veranstaltete German Rum Festival in Berlin geht in seine 12. Runde. Diesmal allerdings schon im Juli. Auch in diesem Jahr füllt der unabhängige Abfüller 1423 World Class Spirits über seine Single Barrel Selection (S.B.S) Reihe ein Fass für das Festival ab: Einen Worthy Park aus dem Jahr 2015. Wir durften ihn schon vorab testen.
S.B.S Jamaica 2015
Für die Abfüllung wurde ein Rum aus der Worthy Park Brennerei mit dem “WPL” Mark aus dem Jahr 2015 zunächst in einem klassischen Bourbon Fass fünf Jahre unter tropischer Sonne gereift. Bei dem Mark “WPL (Worthy Park light)” handelt es sich um ein Mark mit einem geringen Estergehalt. Dafür wird die Melasse mit Zuchthefe für kurze 30 Stunden temperaturkontrolliert fermentiert und anschließend destilliert. Der Estergehalt beträgt am Ende zwischen 60 und 120 gr/hL AA.
Das besondere an diesem Rum ist sein Finish, denn nachdem der Rum für das 2020er GRF (ebenfalls ein Worthy Park, jedoch mit dem highester Mark “WPE”) abgefüllt wurde, ist das Fass mit dem hier getesten Rum erneut befüllt wurden und reifte für drei weitere Jahre in Dänemark. Der Rum hat also ein zusätzliches Finish im Rumfass erhalten.
Die Abfüllung erfolgte in Fassstärke mit 61.1%. Additive wie Zucker oder Farbstoffe wurden dem Rum selbstverständlich nicht zugefügt. 176 Flaschen kommen davon in den Verkauf.
Für die nicht besonders lange Reifung finde ich den Rum im Glas erstaunlich dunkel. Ein Zeichen das der Rum auch einige Jahre die tropische Sonne genießen durfte. Auch in der Nase kommt bei mir genau dieser Eindruck an: Satte Holzaromen, viel Vanille, gebrannter Zucker und auch die typischen fruchtigen Aromen. Wobei gerade die typische Worthy Park Bananennase meiner Meinung nach nicht so stark ausgeprägt ist und etwas neben den Holzaromen untergeht, was aber nicht negativ gemeint ist. Die Früchte erinnern an gedörrte tropische Früchte.
Am Gaumen empfinde ich dann die Holzaromen nicht mehr so präsent wie in der Nase. Die Fruchtigkeit bekommt mehr Raum und wird von Gewürzen und einem Strauß von verschiedenen Kräutern begleitet. Trotz ausgeprägten Holzeinfluss kann ich keine nennenswerten Bitternoten finden. Im langen Abgang bleibt es zunächst fruchtig mit einer Note von gebranntem Zucker. Hier frinde ich dann auch etwas von der gesuchten Banane.
Ein sehr reifer Rum mit einer ausgezeichneten Nase. Die wunderschöne Vanillenote aus der Nase schafft es leider nicht komplett in den Geschmack. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Die diesjährige Abfüllung zeigt mal eine ganz andere spannende Facette der jamaikanischen Brennerei. Und genau das könnte den Rumgenießern sehr gut gefallen. Dominieren sonst die Früchte, so sind es hier die Aromen der tropischen Reifung im Verbund mit Kräutern und Gewürzen. Erstaunlich was in ein paar Jahren jamaikanischer Reifung ausmachen und wie intensiv der Rum dadurch geworden ist. Aromatisch spielt er für mich eher zwischen den Welten von Appleton und Worthy Park.
-82/100-
Cheers!
Schlagwörter: Fasstärke, GRF Bottling, Rum, Tasting, Test Last modified: 30. Juni 2023