Anfänglich habe ich mich auf diesem Blog vorrangig mit Rum und Obstbränden oder Geisten beschäftigt. Whisk(e)y spielte für mich keine besonders große Rolle. Dann kamen die Whiskys von Stauning in mein Glas und begann in der Folge auch immer mehr auf diese Spirituosengruppe zu schauen. Vorallem die Roggenwhiskys haben es mir seitdem angetan.
Im Rahmen des BCB gab es wieder etliche Möglichkeiten Whiskeys zu verkosten. Also hielten wir auch bei Borco an um mit Marcus Wolff die Produkte der Heaven Hill Brennerei – der größten unabhängigen, familiengeführten Brennerei der Welt – kennen zu lernen. Ein Whisky hatte es uns am Ende besonders angetan: Der Pikesville Straight Rye, der dann auch kurz darauf in meinem Regal landete.
Pikesville Whiskey
Pikesville Whiskey hat seinen Ursprung in Pikesville, Maryland, einer Stadt, die bereits im 19. Jahrhundert für ihre Whiskyproduktion bekannt war. Die Region war für ihren Roggenanbau berühmt, und dieser Roggen bildete die Grundlage für den Pikesville Whiskey. Während der Prohibition von 1920 bis 1933 war die Herstellung und der Verkauf von Alkohol in den USA illegal, was natürlich auch dem Pikesville zusetzte und letztlich zur zwischenzeitlichen Schließung führte.
Mit dem Ende der Prohibition erlebte Pikesville Whiskey eine Wiederbelebung. Die Brennerei wurde in Baltimore, Maryland, wieder eröffnet, und der Whiskey wurde in größerem Umfang produziert. Danach wechselte die Marke mehrfach die Besitzer und wurde bis 1972 von der Majestic Distilling Corporation in Maryland hergestellt. Nach der Schließung von Majestic Distilling waren noch genügend Whiskeyvorräte vorhanden, um die Marke bis zum Verkauf an Heaven Hill im Jahr 1982 am Laufen zu halten. Unter der Leitung von Heaven Hill wurde Pikesville Whiskey weiter produziert und erhielt schließlich den Namen “Pikesville Straight Rye Whiskey”. Pikesville Straight Rye Whiskey wird derzeit in der Bernheim Distillery hergestellt. Pikesville ist der letzte verbliebene Whiskey der ursprünglich aus Maryland stammte.
Heute besteht der Whiskey aus einem Mischverhältnis von 51% Roggen, 39% Mais und 10% gemälzter Gerste. Die Lagerung erfolgte für 6 Jahre und die Abfüllung erfolgt mit kräftigen 55%. Eine Flasche kostet um die 80 Euro.
Tasting
Die Nase startet mit deutlichen, süßen Bourbonassoziationen, die mit einer Menge Gewürzen aufgeladen sind. Auch riecht man sofort, dass es sich um einen amerikanischen Whiskey handelt. Die rauchigen und vanilligen Eichenaromen balancieren den Whiskey sehr schön. Im Hintergrund finde ich noch dezent Lakritz und dunkle Kirschen. Hier ist auf jeden Fall schon sehr viel los.
Der Geschmack ist kräftig und intensiv-würzig, gepaart mit einer sehr passigen Süße aus dem Maisanteil: Roggenbrot, mit vielen Backgewürzen wie Nelken, viel Vanille, Kakao und Karamell, das schon ein wenig überkandiert ist. Und auch wieder ein paar Kirschen. Der Abgang bietet Roggengewürz, Vanille und Kirschen. Zu Beginn verbreitet der Abgang eine schöne Wärme, die sich langsam ausdehnt. Während der Abgang anhält, kommen immer mehr Eichenaromen zum Vorschein.
Der Whiskey ist sehr gut balanciert und zeigt nicht nur die typischen Rye-Whiskey-Aromen, die manchmal schon ins sehr Waldige gehen können, sondern eben auch Bourbonaromen, was wunderbar miteinander funktioniert. Auch die Alkoholeinbindung ist sehr gut, die 55% sind nicht spürbar. Ein hervorragender Whiskey!
Und warum sollte man 80 Euro für einen Rye Whiskey ausgeben? Nun, weil es auch gar nicht so viele Rye in dieser ABV-Klasse gibt, die durchgängig und einfach verfügbar sind und so entspannt trinkbar sind. Während andere Rye möglicherweise mehr Komplexität und Tiefe bieten, bietet Pikesville einen wirklich leicht zu trinkenden Rye mit vollem Geschmack und einem weniger polarisierenden Geschmacksprofil als andere Vertreter in dieser Kategorie.
Pikesville im Cocktail
Ein so kräftiger Whiskey funktioniert natürlich auch wunderbar in Cocktails wie einem Old Fashioned, Mint Julep oder auch einem Manhattan. Die Cocktailempfehlung auf der Website ist aber der “Kneecap” von Meghan Dorman.
Kneecap
- 30 ml Pikesville
- 45 ml gealterter Tawny Port
- 15 ml Ingwerlikör
Alle Zutaten in einem Shaker mit Eis vermischen. Gut gekühlt schütteln und in ein gekühltes Cocktailglas abseihen.
Cheers!
Schlagwörter: Pikesville Straight Rye, Rye, Tasting, Test Last modified: 15. November 2023