Written by 1:42 Cognac, Brandy & Armagnac, Spirituosen

Im Test: Grape of the Art Castarède 1986

Nach dem Journal des Kirsch Trijol folgt nun die nächste Abfüllung, bei der es sich um eine absolute Rarität handelt: Den Castarède 1986 von Grape of the Art, der ersten fassstarken Abfüllung eines Castarède Armagnacs durch einen unabhängigen Abfüller. Wir haben zu Beginn unserer Blogtätigkeit bereits zwei Millesime Abfüllungen unser beiden Jahrgänge verkostet und waren schon damals sehr angetan. Zum damaligen Zeitpunkt wurden die Castarède noch von Nicolas Kröger importiert um damit fleißig für Armagnac zu werben (“Mission Armagnac”) und diese Spirituose auf den Schirm der Genießer zu bringen.

Castarède

Castarède ist das älteste französische Armagnac Handelshaus und wurde im Jahr 1832 gegründet und wird heute in der sechsten Generation geführt. Der Sitz ist das Chateau Maniban in der Nähe der Gemeinde Mauléon-d’Armagnac. Die verfügbaren Armagnacs reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Auf dem 16 Hektar großen Weinanbaugebiet werden die vier Rebsorten Folle Blanch, Ugni Blanc, Colombard und Baco angebaut. Die Sorte Baco allerdings erst seit 2015. Für die Destillation stehen zwei verschiedene Stills zur Verfügung. Zusätzlich wird Armagnac von verschiedenen Domains eingekauft und gereift und unter verschiedenen Marken abgefüllt.

Castarède 1986

Der Grape of the Art wurde 1986 aus Ugni Blanc und Colombard Trauben in der Tenareze destillert und verbrachte dann bis Februar 2024 in einem feuchten Keller. Es handelt sich um ein zugekauftes Fass. Der Alkoholgehalt beträgt 53.4% und es kommen 246 Flaschen am 21.3.24 zu einer UVP von 195€ in den Handel. Bezugnehmend auf das Familienwappen ziert das Label ein Ritter.

Der Geruch spricht mich sofort an: Kräftig, fruchtig, komplex. Rote Früchte, die mit kandierten Orangenzesten und ein paar Backgewürzen zu Marmelade eingekocht wurden. Natürlich auch Holz, aber nicht soviel wie ich nach der langen Zeit im Fass erwarten würde. Zarte Vanille, etwas Möbelpolitur, dezent Kaffee runden die Nase ab. Alles wirkt sehr gut balanciert.

Im Geschmack halten sich die Früchte dann mehr im Hintergrund und zeigen sich eher in der Form von getrockneten Früchten, Johannisbeeren und säuerlichen Zitrusfrüchten. Der weißweinige Charakter ist nicht zu leugnen. Dann ploppt etwas Umami auf. Die Holzwürze tritt präsenter auf. Etwas Kakao, wieder eine Spur Kaffee und zum Schluss verbleibt eine leichte Kühle im Mund, die mich an eine Mischung von Eukalyptus und Minze erinnern. Der Alkohol ist sowohl in der Nase als auch am Gaumen perfekt eingebunden.

Ich frage mich warum die Abfüllungen bei Castarède so häufig verdünnt in die Flasche kommen. Hier wird wirklich viel Potenzial verschenkt. Ein alles in allem hervorragender Armagnac, der ausgeprochen komplex und super balanciert ist und totzdem nicht überfordert. Wieder eine hervorragende Fassauswahl.

-92/100-

Cheers!

Schlagwörter: , , , Last modified: 17. März 2024
Close Search Window
Close