Written by 19:42 Rum, Spirituosen

Im Test: Feller German Rum Festival Sonderabfüllungen

Das German Rum Festival ist vorbei und wir haben euch auch bereits einen kleinen bebilderten Rückblick gegeben. Einige Abfüllungen wollen wir euch nun aber auch noch im Test genauer vorstellen. Besonders sind für mich die Sonderabbfüllungen von Feller herausgestochen, die wir euch nun vorstellen wollen. Soweit uns bekannt ist gab es auch nach dem Festival noch einige Flaschen davon zu kaufen, die man über Werner Huber beziehen kann.

Feller Rumreich White

Die Special Edition des Rumreich White ist komplett anders entstanden als der “Standard” Rumreich. Die Melasse, die aus Nicaragua stammt, wurde mit speziellen Hefen und eigens erzeugten Dunder, der sechs Monate reifen durfte, für unglaublich lange acht Monate gereift. Dann wurde natürlich im Doppelbrandverfahren destilliert. Nach einer Ruhezeit im Stahltank ging es dann mit 58,7% in die Flasche. Der Messepreis betrug 34€ für 500ml. Über den Ester- und Kongenersgehalt habe ich keine Aussage bekommen.

In der Nase ein leicht vergorener, tropischer Früchtekorb mit Guaven nd Ananas und auch vegetale Aromen und Olive. Nicht so krass und intensiv wie man es von Jamaikanern kennt, aber doch deutlich esterig. Erinnert mich ein wenig an den Topanito Tepeztate. Natürlich komplett ohne dessen Rauch. Mit der Zeit tritt dann die Ananas noch deutlicher hervor, die vergetalen Aromen treten deutlich in den Hintergrund. Alkohol kann ich interessanterweise so gut wie gar icht finden, genauso wenig wie die estertypischen Lackaromen.

Im Geschmack dann sehr deutliche Ananas, fast schon wie bei einem guten Ananasgeist. Von den vergorenen Aromen aus der Nase kann ich noch Reste im Hintergrund finden. Leichte Zitrusaromen schwingen noch mit und eine schöne Süße. Der Abgang bleibt weitgehend im selben Bild. Hier kitzelt dann der Alkohol mal kurz, wird aber sofort von der Öligkeit lahm gelegt. Im leeren Glas finden sich dann im übrigen auch wieder die vegetalen Aromen.

-8.2/10-

Feller Rumreich Bourbon Cask

Die zweite Specialedition setzte ebenso auf Melasse aus Nicaragua und wurde für 24 Tage mit einer Highester Hefe und einem gezüchteten Bakterienstamm vergoren. Das Verfahren erinnert an die Erzeugung von der sogenannten Sour Mash bei der Herstellung von amerikanischen Whiskey. Nach der Destillation ging es für zwei Jahre in ein ehemaliges Woodford Double Oak Cask. In die Flasche kam der Tropfen mit extrem kräftigen 70,8%. 500ml kosteten 44€.

Im Geruch zunächst sehr viel vanillige Bourbonnoten aus dem Fass und geröstete Nüsse. Daneben Früchte wie Äpfel und etwas Pfirsich. Die Vanille dominiert aber die Aromatik. Hier war in zwei Jahren schon sehr viel Fassaustausch. Der Alkohol ist etwas präsenter, aber trotzdem gut eingebunden.

Im Geschmack kommen nun doch die Ester an den Gaumen, Fruchtaromen von Ananas und getrockneten Früchten machen sich breit und werden wieder von Vanille und Nüssen begleitet. Im Hintergrund sogar etwas Olive und dezent vergorene Aromen. Zunächst tritt auch eine Honigsüße auf, die aber spätestens im Abgang einer spürbaren, aber nicht unangenehmen, Adstringenz Platz macht. Im Geschmack ein Rum den man fast kauen kann.

-8.1/10-

Feller Rumreich im Amaronefass gereift

Bei der letzten Abfüllung handelt es sich um eine besonders lang gelagerte Abfüllung, die zehn Jahre in einem Amaronefass schlummern durfte und dann mit 47% abgefüllt wurde. Bei Amarone handelt es sich im übrigen um einen herkunftsgeschützten Rotwein aus der Region Venetien, bei dem ein Teil der Trauben vor der Verkelterung 100 Tage getrocknet werden, was ihm seinen intensiven Geschmack und seinen hohen Alkoholgehalt verschafft. Auch diese Abfüllung kostete 44€ für 500ml.

Nun geht es merklich in eine andere Richtung. Fette, süße Fruchtaromen strömen mir in die Nase. Assoziationen an Beerenkompot mit viel Vanille ploppen auf. Die Nase ist dicht. Das Holz ist sehr gut eingebunden ud gibt dem Feller einen ordentlichen Boden. Dann öffnet der Rum noch etwas, er wird leichter, Apfelnoten, dezente Gewürze und Zitrusabrieb kommt hinzu.

Am Gaumen dann auch ein fruchtiges Bild. Wieder Apfel und Beeren, weniger Vanille und eine begleitende Süße. Im Abgang dann schon fast ein leicht liköriges Gefühl ganz hinten auf der Zunge, erstaunlich weil es sich beim Amorone um einen trockenen Wein handelt, aber durch die Vergärung der getrockneten Trauben Glycerin entwickelt. Wahrscheinlich kommt dort das Mundgefühl her. Der Zitrusabrieb der Nase stellt sich als Ingwer mit seiner leichte Schärfe heraus. Alles eingebunden in sehr weiche Holzaromen ohne Bitterkeit. Ein Dessertrum ohne Zuckerzusatz, der jedem Süßrumtrinker schmecken sollte.

-8.0/100-

Fazit

Es hat sich wieder gelohnt bei Werner Huber vorbei zu schauen. Erstens weil wir fantastischen Rum ins Glas bekommen haben und zweitens weil es einfach immer Spaß macht Werner zu lauschen und seinen Gedanken zu folgen. Er ist schon ein Wissenschaftler der Destillierkunst. Nichts scheint standardisiert, alle Arbeitsgängen scheinen immer wieder überdacht und optimiert zu werden. Hört ihm einfach mal zu wenn ihr mal Zeit mit ihm auf einer Messe habt. Wir hatten sie zum Glück!

Cheers!

Schlagwörter: , , , , Last modified: 20. September 2024
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