Es ist wohl kaum ein Rumprojekt, das mit so viel historischer Referenz aufgeladen ist wie Black Tot. Die Marke, die ihren Namen dem letzten offiziellen Ausschank von Navy Rum an Bord der britischen Kriegsmarine verdankt – dem berühmten Black Tot Day am 31. Juli 1970 –, inszeniert sich von Beginn an als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Mit dem Black Tot Solera Sherry steht nun die neueste Standardabfüllung in den Läden.
Black Tot Solera Sherry
Es handelt sich um eine kontinuierlich weiterentwickelte Solera-Komposition, bei der Rum aus Barbados, Guyana, Jamaika und Trinidad miteinander vermählt wird – gereift in ehemaligen Oloroso-Sherryfässern, die ihrerseits aus einem andalusischen Solerabetrieb stammen. Anders als die klassische Solera-Reifung, bei der kontinuierlich nachgefüllt wird, wird hier offenbar pro Charge ein Teil der Gesamtkomposition entnommen, bevor erneut frische Komponenten eingebracht werden. Black Tot selbst spricht von einer „ongoing journey“, die mit jedem Batch fortgeschrieben wird. Der Sherry-Anteil ist nicht bloß eine Fassnote, er ist wesentlicher Bestandteil dieses Rumprofils. Abgefüllt wird mit einem erhöhten Alkoholgehalt von 46,2%. Der Preis beträgt ab Mitte 60€. Zu dem Alter der Komponenten konnte ich keine Informationen finden.
Tasting
Der erste Eindruck in der Nase ist warm und einladend. Reife Trockenfrüchte dominieren: Feigen, Datteln, etwas Rosine, dazu Anklänge von Nuss, dunklem Honig und oxidativem Holz. Der Einfluss des Sherrys ist präsent, aber nicht überladen. Dahinter entwickeln sich nach einigen Minuten offenherzige Ester-Noten aus der jamaikanischen Komponente: leicht vergorene Banane, ein Hauch Klebstoff, aber kontrolliert. Dezente Röstaromen von Kaffee, gerösteten Mandeln und etwas dunkler Schokolade runden das Profil ab.
Am Gaumen zeigt sich der Rum erstaunlich weich, fast seidig, mit einer sehr kontrollierten, feingliedrigen Struktur. Der Alkohol – mit 46,2 % vol. angenehm eingebunden – trägt die Aromen, ohne zu dominieren. Zunächst zeigen sich wieder die süßlich-oxidativen Noten: Datteln, Toffee, getrocknete Orangenschale. Dann übernehmen dunklere Töne: Lakritz, Espresso, verbrannter Karamell. Das Finish schließlich ist trocken, mit Noten von Teer, Eichenwürze und einem Hauch Tabak – hier melden sich die schweren Komponenten aus Guyana und Trinidad zurück, ohne jedoch das Gleichgewicht zu stören.
-8.0 von 10.0-
Fazit
Was diesen Rum auszeichnet, ist sein gelungener Spagat zwischen Eleganz und Charakter. Die Komplexität entsteht nicht aus Wucht, sondern aus fein abgestimmter Vielschichtigkeit. Das Sherryfass verleiht dem Rum keine süßliche Überladung, sondern eine oxidative, fast salzig-nussige Tiefe.
Cheers!