Der nächste Grape of the Art – der Cutxan 2006 – steht in den Startlöchern, am 26.4. ist es auf Armagnac.de soweit. Diesmal führt uns die Reise wieder in die Bas-Armagnac. Durch einen Tip von L’Encantada, einem französischen unabhängigen Abfüller für Armagnacs, folgt nach dem grandiosen Le Frêche mit dem Cutxan die zweite Abfüllung eines verlorenen Stils, das heißt dieser Stil wird bereits nicht mehr produziert.
Cutxan ist ein kleines Gehöft in der Gemeinde Cazaubon, das nur aus wenigen Gebäuden besteht. Die Region gilt als windig, der Boden ist sandig und lehmhaltig. Destilliert wurde 2006 ein Wein aus Ugni Blanc Trauben. Die Lagerung fand 15 Jahre in einem feuchten Keller statt. Das Fass beherbergte nach 15 Jahren noch Armagnac für 251 0,7-Liter-Flaschen mit einem Alkoholgehalt von kraftvollen 50,5%. Der Name Cutxan hat auch diesmal wieder die Kreativität der Abfüller ordentlich angeregt. Gedanklich reisten die Stuttgarter nämlich in das Reich der Maya und Inka. Das Ganze wurde wie immer auch künstlerisch sehr ansprechend in Szene gesetzt. Also lasst uns dem alten Inkagott mit einem Gläschen huldigen!
Tasting Cutxan 2006
Der Armagnac liegt ölig mit einem kräftigen braun-rötlichen Farbton im Glas. Ein paar Minuten Standzeit helfen ihm sich zu öffnen, dann gibt der Cutxan für die Nase Waldbeeren, Blumen, Mandeln, Honig, Kakao, Sandelholz, Ahornsirup und Nelken frei. Das alles nicht “in your face”, sondern sehr gut balanciert, rund und grazil. Direkt nach dem Eingießen ist auch ein kleine Klebstoffnote präsent, die aber nach wenigen Minuten elegant in die Gesamtaromatik eingebunden ist.
Am Gaumen treten als Erstes Früchte wie Himbeeren und Erdbeeren, Trauben und kandierte Orangenschalen mit blumigen Nuancen, die von Zedernholz, Tabak und Vanille umspielt werden in Erscheinung. Es finden sich sowohl frische, als auch getrocknete Früchte. Die nussig-mandeligen Aromen, Kakao und würzige Nelke finde ich auch am Gaumen wieder. Der Abgang ist lang mit fruchtigen Nuancen und zarten Kirsch-Marzipannoten, Eichenwürze, etwas Pfeffer, Nelken und einer angenehmen Bitternote.
Nachdem uns mit den ersten beiden Veröffentlichungen ein Armagcstil präsentiert wurde, der aromatisch “dreckiger” und sehr stark an einen Demarara Rum erinnerte – aber auch aromatisch eher fordernd war – wird uns diesmal ein ganz anderer Stil in die Gläser gefüllt. Beim Cutxan handelt es sich eindeutig um einen Brandy, mit den Aromen die ich vordergründig mit einem Weinbrand und speziell dem Cognac in Verbindung bringe, mit einem Einschlag von Speyside Whisky. Fruchtig, floral, edel, rund, komplex und vorallem – für 15 Jahre – erstaunlich reif und erwachsen. 135€ wird die Reise zu den Urvölkern kosten und ich denke das auch diesmal wieder die Plätze sehr schnell vergeben sein werden. Wieder einmal eine spannende Abfüllung von den Stuttgartern!
-85 von 100-
Cheers!
Schlagwörter: Armagnac, Cutxan, Grape of the Art, Tasting Last modified: 28. Dezember 2022