Die Rums der Famille Ricci haben sich in den letzten Jahren einen festen Platz in der Welt der Spirituosenliebhaber erobert. Mit einem Wechsel zwischen Einzelfassabfüllungen und mutiger Blends, hoher Alkoholstärke und innovativen Finishes geht das Familienunternehmen aus dem südfranzösischen Mougins zum Teil ganz eigene Wege. In diesem Tasting werfen wir einen genaueren Blick auf vier Abfüllungen. Folgende Abfüllungen wurden auf dem German Rum Festival verkostet:
- Famille Ricci “Divergence N°1”
- Famille Ricci “7e Symphonie”
- Famille Ricci “Volt Face N°3”
- Famille Ricci “Volt Face N°1″
Famille Ricci “Divergence N°1”
Blend aus Grogue Tarrafial Graciano (75%) und Rum von der jamaikanischen Hampden Distillery (25%), abgefüllt mit 55%. Kostet 50€.
Nase: Typisch jamaikanisch geprägt – Ester, reife Banane, Ananas, vergorene Tropenfrucht. Dazu eine frische, leicht grasige Note, etwas Zitrus. Alkohol präsent, aber nicht stechend.
Gaumen: Kräftig und geradlinig, aber erstaunlich gut eingebunden für die Stärke. Viel Frucht: Banane, Mango, ein Hauch grüner Apfel. Dazu leichte Würze – weißer Pfeffer, Ingwer – die den Rum kantiger wirken lässt.
Abgang: Mittellang, fruchtig-würzig ausklingend, mit einem leichten „funky“ Nachhall, wie man ihn von Hampden kennt.
Fazit: Für einen weißen Rum mit 55% bemerkenswert balanciert. Typisch jamaikanische Fruchtfülle trifft auf eine saubere Struktur. Perfekt als Charaktergeber im Daiquiri oder anderen klassischen Drinks.
-8.0 von 10.0-
Famille Ricci “7e Symphonie”
Blend aus Marie-Galante 30% (1 Jahr) und Barbados 70% (4 Jahre), destilliert in Kolonne und Pot-Still, Reifung: Französische Eiche, Amerikanische Eiche, Schwarze Eiche, Umburana, Mizunara, Akazie, Mahagoni, abgefüllt mit 49%. Kostet 65€.
Nase: Helle, junge Noten – frisches Zuckerrohr, etwas Heu, ein Hauch Zitrus. Dazu ein leichter Anklang von Vanille und Kokos, der vom Foursquare-Part stammen dürfte. Insgesamt eher zurückhaltend.
Gaumen: Angenehm weich, Alkohol sehr gut eingebunden. Anfangs spannend mit frischen, leicht grasigen und fruchtigen Eindrücken, dazu ein Hauch Würze. Allerdings bleibt es oberflächlich – die Aromen sind schwer greifbar, wirken eher generisch.
Abgang: Sehr kurz und flach. Kaum Nachhall, nur ein Hauch Vanille und leichte Süße.
Fazit: Eine ungewöhnliche, aber in dieser Form unausgereifte Kombination. Der Rum ist gefällig, leicht trinkbar und aromatisch nicht störend – aber eben auch zu jung und zu schnell verblassend. Für Einsteiger nett, für Kenner zu belanglos, trotz der Fass-Eskalation.
-7.3 von 10.0-
Famille Ricci “Volt Face N°3”
Blend aus Guyana Rum (45 %) und Rum aus Barbados (55 %), destilliert in Kolonne und Pot-Still, Reifung in Ex-Pineau des Charentes Blanc-Fass + Virgin Kastanienfass, abgefüllt mit 64,5%. Kostet 65€.
Nase: Kraftvoll und dicht. Dunkle Melasse, Karamell und Vanille vom Barbadosanteil, dazu erdige Würze und Lakritz aus Guyana. Leichte Rotweinnote vom Pineau Finish. Rote Früchte, etwas Traubenschale. Alkohol spürbar, aber nicht störend.
Gaumen: Sehr würzig und vollmundig, kräftig, aber ausgewogen. Eine cremige Textur, die den Alkoholgehalt erstaunlich gut trägt. Aromen von dunklem Zucker, Schokolade, etwas Nuss. Leichte Fruchtigkeit im Hintergrund. Entwickelt sich langsam, muss atmen um sich zu öffnen.
Abgang: Lang und intensiv. Süße und Würze wechseln sich ab. Vanille, Zimt, Schokolade. angenehmer Nachhall.
Ein Rum mit Substanz und Tiefgang. Würzig und komplex, mit einer schönen Balance aus Kraft und cremiger Süße. Zeit im Glas muss man ihm aber geben.
-8.4 von 10.0-
Famille Ricci “Volt Face N°1″
Blend aus Guyana Rum (60%) und Jamaika Rum – wahrscheinlich Worthy Park- (40%), abgefüllt mit 66,6%, Reifung in Pineau des Charentes und neuem Kastanienfass. Kostet 66€.
Nase: Deutlich kräftiger, wuchtige Würze. Der Guyana-Anteil zeigt sich sofort: dunkle Melasse, Lakritz, Kaffee, ein Hauch Tabak. Darunter die eleganter eingebundene jamaikanische Frucht – leicht vergorene Banane, etwas Ananas. Fassnote vom Pineau: zarte rote Frucht, fast traubig.
Gaumen: Explosiv mit 66,6% – würzig und intensiv. Schwarzer Pfeffer, dunkle Schokolade, Röstnoten. Kurz eine leichte Süße, die an Karamell erinnert, bevor Bitternoten (Kaffeesatz, Zartbitterschokolade) die Führung übernehmen. Jamaika bleibt im Hintergrund präsent mit subtiler Funk-Fruchtigkeit.
Abgang: Lang und würzig, mit trockenem Einschlag. Kaffee, Eichenwürze, etwas Grapefruitschale. Alkohol kräftig, aber nicht ungestüm.
Fazit: Anspruchsvoller, dunkler Blend. Der Guyana-Part dominiert mit Schwere und Würze, Jamaika bringt fruchtige Aromen. Das Pineau Finish setzt einen dezenten Rotwein-Akzent.
-8.0 von 10.0-
Cheers!